Benoit Blanc wechselt vom Donut zur Zwiebel!
Rian Johnson hatte 2019 (in Deutschland 2020) den Kriminalfilm erfolgreich ins Kino zurückgebracht. Kenneth Branagh hatte zwar 2017 mit seinem Remake von „Mord im Orient Express“ das Genre wieder aufleben lassen, aber Johnson konnte mit einer frischen und eigenen Idee das klassische „Whodunit“ zum neuen Leben erwecken, indem er eine ordentliche Portion Humor und Augenzwinkern in die Suppe rührte. 2022 erschien mit „Glass Onion: A Knives Out Mystery“ nun eine Fortsetzung mit Daniel Craig, der seine Rolle als Detektiv Benoit Blanc wieder aufnimmt. Und ich habe nicht wirklich dran geglaubt, aber Johnsons zweiter Teil seiner Krimireihe ist mindestens genauso unterhaltsam, wie der erste Teil!
Der Milliardär Miles Bron lädt seine Freunde zu einem Krimi-Wochenende auf seine Insel ein. Doch die Gesellschaft ist alles andere als gut gelaunt, denn ein vorangegangener Gerichtsprozess hat die Stimmung getrübt. Mit von der Partie ist auch ganz zufällig Benoit Blanc, der sich schnell in einem neuen und kniffligen Fall wiederfindet…
Man muss es Rian Johnson lassen: Er versteht es den klassischen Kriminalfilm mit überzogenem Humor zu vermischen. Die Figuren, allen voran Benoit, sind herrlich überzogen und charmant. Trotzdem hat die Story einen recht dramatischen Untergrund, der das Ganze zusammenhält. Somit versinkt der Film nicht im albernen Chaos, wie man es vielleicht zum Ende hin vermuten könnte. Und die Auflösung des Falls ist wirklich toll, wenn auch etwas konstruiert. Dass Johnson dafür etwas über die Stränge schlägt, kann man aber verschmerzen, denn das Endresultat ist wirklich unterhaltsam und spaßig. „Glass Onion“ dürfte wie auch sein Vorgänger besonders Neulingen im Genre den Kriminalfilm näher bringen.
Ein starker Cast gibt den Figuren eine Seele. Daniel Craig fühlt sich pudelwohl in der Comedy Richtung und das merkt man. Hoffe er kann dahingehend mehr machen und sich vom typischen Bond Bild loslösen. Sehr überzeugend ist auch Edward Norton, der ebenfalls für viel Humor im Film verantwortlich ist. Dave Bautista gibt einen witzigen Alpha-Amerikaner und auch Janelle Monáe hat mich überrascht mit ihrer Performance.
„Glass Onion“ ist technisch wirklich herausragend: Die starke Kameraarbeit von Steve Yedlin bringt den Sommer-Flair in die eigenen vier Wände und der Schnitt von Bob Duscay hat mir vielleicht sogar am besten gefallen. Der Film entwickelt immer wieder eine herrliche Kraft, allein durch den rasanten Schnitt (siehe den Aufbau zum Mord!). Abschließend haben wir einen passenden Score von Nathan Johnson, der das Ganze abrundet.
Fazit: „Glass Onion“ ist ein kurzweiliger und unterhaltsamer Kriminalfilm, der das Genre weiterhin mit frischem Wind versorgt. Am Ende weiß ich nur nicht, ob der Film auch beim zweiten Schauen diese Energie und Spaß vermitteln kann, denn es geht ja eben um die Auflösung des Rätsels. Ich bin sehr gespannt diesen Film irgendwann nochmal zu sehen, wer weiß, ob er sich qualitativ halten kann. Bis dahin ist „Glass Onion“ trotzdem ein spaßiger Filmabend mit Humor, Drama, etwas Action und tollen Schauspielern.