Ein ziemlich ödes Supersoldaten-Experiment
Von Lutz GranertScience-Fiction aus Australien – da werden wohl die meisten noch immer als erstes an die „Mad Max“-Reihe denken. Tatsächlich erhielten in den vergangenen Jahren nur noch wenige Produktionen des Genres aus Down Under eine größere internationale Aufmerksamkeit. Der aufgrund seiner brachialen Gore-Szenen berüchtigte Cyberpunk-Actioner „Upgrade“ sowie das in fiebrigen Bildern eingefangene Apokalypse-Thriller „These Final Hours“ sind zwei selten gewordene Ausnahmen: Beide Filme punkten vor allem mit ihren originellen Ideen – und waren deshalb sogar für die wichtigsten australischen Filmpreise mit im Rennen, obwohl sie jeweils nur knapp drei Millionen US-Dollar gekostet haben.
Zumindest in Sachen Budget dürfte sich der düstere Science-Fiction-Thriller „2099“ der südafrikanischen Regisseurin Dee McLachlan in ähnlichen Dimensionen bewegen. Inhaltlich kann die unausgegorene Supersoldaten-Chose den beiden Ausnahme-Produktionen aus Down Under aber nicht ansatzweise das Wasser reichen. Wohl auch deshalb hat es ganze drei Jahre gedauert, bis „2099“ nach seiner Premiere nun auch im deutschsprachigen Raum erscheint – und das trotz des bekannten Hollywood-Namens David Arquette (aktuell wieder in „Scream“ im Kino zu sehen) im Cast.
Die Soldaten schlagen das Testsubjekt immer und immer wieder zusammen - nur um zu sehen, ob sich seine Selbstheilungskräfte weiterentwickeln.
In der nahen Zukunft: Der ehemalige Profi-Footballspieler Mathew Allen Mills (Jackson Gallagher), der seit einem Unfall auf einen Rollstuhl angewiesen ist, sitzt wegen schwerer Körperverletzung im Gefängnis. Als ein Forschungsprojekt des Biowaffen-Konzerns Satoshi Telefair Industries verspricht, dass er womöglich wieder gehen kann, meldet er sich als Freiwilliger für das Experiment – und findet sich daraufhin plötzlich in einem dunklen Kerker wieder. Dort wird ihm kontinuierlich künstliches Genmaterial verabreicht, durch das er nicht nur wieder gehen kann, sondern auch immer erstaunlichere Regenerationsfähigkeiten entwickelt. Doch die von den Neurowissenschaftlern Dr. Emmett Snyder (David Arquette) und Dr. Allison Turner (Kendal Rae) beaufsichtigte Testreihe nimmt immer brutalere Züge an…
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Auch wenn das Filmplakat zu „2099“ etwas anderes suggeriert: Wie die Zukunftswelt abseits eines schneebedeckten Waldes und des Forschungskomplexes nebst radförmigem Gefängnis (daher auch der Arbeitstitel „The Wheel“) aussieht, wird in den weitgehend in den Docklands Studios in Melbourne gefilmten Szenen nicht gezeigt. Lediglich die riesigen Touchscreens mit allerlei blinkenden Animationen und Parametern verweisen in den minimalistisch eingerichteten, nahezu leeren Sets auf eine Hightech-Zukunftswelt.
Stark abgedunkelte und durch massives Colorgrading farblich entsättigte Innenaufnahmen bestimmen das in seinem sich stets wiederholenden Ablauf monotone Geschehen: Martialische Gesellen mit schwarzer Panzeruniform und Gasmaske verprügeln Matt brutal in seinem Verließ, während die Leiter*innen des mit nebulösen Zielen durchgeführten Experiments über mögliche ethische Bedenken und dem Wert von Menschenleben in der Forschung diskutieren. Welche dramaturgischen Kniffe das vage an „Universal Soldier“ und „Fortress – Die Festung“ erinnernde Skript von Drehbuchdebütant James S. Abrams wohl bei dieser eskalativen Situation noch auftischen wird? Das riechen nicht nur Science-Fiction-Fans schon Meilen gegen den Wind!
Seltene Schauwerte sind in dem unterkühlten, aber zumindest atmosphärisch dichten und mitunter gar beklemmenden Szenario die wenigen Actionszenen. Die Dauer der übersichtlich choreografierten und brachialen Fights nimmt immer mehr zu, was dem ansonst so zähen Science-Fiction-Thriller zumindest im letzten Drittel etwas Tempo verleiht. Das ist aber auch bitter nötig, denn keiner der drei drögen Hauptcharaktere entwickelt so etwas wie Profil. Besonders die Performance von David Arquette mit gewöhnungsbedürftigem Undercut-Haarschnitt ist enttäuschend, weil er abseits zynischer Sprüche und ein paar böser Blicke reichlich lustlos wirkt. Vielleicht fehlten Filmemacherin Dee McLachlan da aber auch einfach die nötigen Motivationskünste – schließlich bewies sie mit dem vielbeachteten, ungleich subtileren Sexhandel-Drama „The Jammed“ bereits ein starkes Gespür für einfühlsame Charakterzeichnungen.
Fazit: Auch „Scream“-Star David Aquette scheint sich ohne jede Spielfreude selbst durch den substanzlosen Plot zu langweilen. Und auch sonst mangelt es dem vorhersehbaren Science-Fiction-Thriller „2099“ über weite Strecken an Tempo und Ideen.
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