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    Maigret
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    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

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    3,5
    Veröffentlicht am 5. April 2023
    DIE MÄDCHEN UND DER KOMMISSAR
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    Als hätte der österreichische Künstler Gottfried Kumpf den Geist eines ikonischen Polizeiermittlers entworfen, gegossen aus Messing, mit Hut und Mantel, und vielleicht einer Pfeife; die Hände in den Manteltaschen, vor sich hin sinnierend, mit melancholischem Blick. So sieht Gérard Depardieu schließlich aus, wie ein Fels in der Brandung, still im Denken, grübelnd, behutsam. Nicht nur Kumpf hätte an dieser Figur herumgewerkt haben können, sondern auch einer wie Friedrich Dürrenmatt, der mit seinem Kommissär Bärlach einen ähnlichen Kapazunder mit tief ins Privatleben eindringenden Fällen hadern hat lassen. Jules Maigret ist im ähnlich. Georges Simenons Paradeermittler Frankreichs ist wie der Bulle von Tölz an der Seine, nur weniger kauzig, dafür introvertiert und wortkarg. Gérard Depardieu gibt diesem Mann ein eigenes Gesicht, und das, obwohl wir das Konterfei des Stars zur Genüge kennen. Er ist der Paradeschauspieler Frankreichs, somit ist es naheliegend, dass dieser auch mal in eine Rolle schlüpft, die vor ihm bereits Jean Gabin, Heinz Rühmann oder gar Rowan Atkinson innehatten.

    Und so schiebt sich der selten lächelnde Mann durch ein Paris jenseits touristischer Attraktionen. Wir sehen maximal den Invalidendom als Kulisse eines Filmstudios. Sonst aber fällt die Metropole der Liebe einem scheinbar letzten Herbst anheim. Der Asphalt ist grau, das Gemüt des kriminologischen Denkers ebenso. Es fällt ihm schwer, sich noch nach Dienstschluss an einen neuen Tatort zu quälen, doch er ist pflichtbewusst und hat eine Mission. Vor ihm liegt eine junge Tote ohne Identität, Messerstiche zieren Brust- und Bauchbereich, das Abendkleid ist rot von Blut. Kommissar Maigret geht fortan den kleinsten Hinweisen nach, die wie Brotkrumen in der Stadt verteilt sind. Erschwerend kommt hinzu, dass die Identität des Opfers lange Zeit unklar bleibt. Doch wie sich nach und nach das Gesamtbild eines Motivs ergibt, bringt Patrice Leconte (u. a. Die Verlobung des Monsieur Hire) angenehm entschleunigt und präzise auf die Leinwand. Wenn auch diese Episode so scheint, als wäre sie nur eine x-beliebige aus einer ganzen Reihe bereits abgedrehter Reihenkrimis.

    Zum Glück arbeitet Gérard Depardieu dagegen, und zwar mit einer gewissen Ehrfurcht vor einer Kultfigur, die man nicht so ohne weiteres uminterpretieren kann. Sein Maigret ist keiner, der über den Fällen steht, sondern einer, der nichts dagegen hat, befangen zu sein, weil ihn irgendetwas an seine eigene Biografie erinnert. Mit sichtbarer Lust an der Reduktion lässt Depardieu so ziemlich offen, ob der Art und Weise seiner Arbeit geplantes Kalkül oder intuitive Herangehensweise zugrundeliegt. Diese Unklarheit bereichert Maigret um eine geheimnisvolle Komponente, wenn er fast schon eins werdend mit der urbanen Kulisse über den Bürgersteig wandelt – wie ein Geist, wie eine nicht immer moralische, vielleicht doppelbödige, aber gerechte Institution. Warum Leconte gerade diesen Roman als Vorlage gewählt hat, nämlich Simenons Maigret und die junge Tote, ist vielleicht damit zu erklären, da dieser aufgrund eines recht schlichten Plots eben die Möglichkeit bietet, aus diesem herbstkalten Krimi voller Melancholie viel eher das Psychogramm eines Auserwählten zu kreieren.
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    Brave Albar
    Brave Albar

    10 Follower 177 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 27. Januar 2024
    Gute Besetzung mit Depadieu in dem atmosphärisch dichten, langsam fast behäbig daher kommenden Krimi, der jedoch auch ohne Effekthascherei und Action eine gute Figur macht.
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