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    After Truth
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    After Truth

    Definitiv sexyer (und auch etwas besser) als "After Passion"

    Von Tobias Mayer

    Die Überraschung war groß, als „After Passion“, die Verfilmung des gleichnamigen, an expliziten Sexszenen nun wirklich nicht armen Bestsellers, vor seinem Kinostart im Jahr 2019 von der FSK die Alterseinstufung „Ab 0 Jahren“ erhielt. Aber als man sich das Teen-Romantik-Drama dann ansah, merkte man schnell, dass die FSK mit dieser zunächst so absurd erscheinenden Einstufung tatsächlich alles richtig gemacht hat: Im Gegensatz zur offenherzigen Vorlage geht es zwischen dem Bad Boy Hardin und seiner Tessa im Film ungefähr so versaut zu wie bei der Sonntagsmesse im Nonnenkloster.

    Obwohl sich der erste Teil trotz seiner Keuschheit vor allem in europäischen Ländern zu einem veritablen Kinohit entwickelte, besonders in Deutschland mit mehr als einer Million Kinobesuchern, sollte in der Fortsetzung nun einiges anders werden: So ließ sich die Buchautorin Anna Todd vorab vertraglich zusichern, dass die Sexszenen in „After Truth“ freizügiger werden sollten – zudem schrieb sie selbst am Drehbuch mit, nachdem sie diese Aufgabe beim Vorgänger noch anderen überlassen hatte. Und tatsächlich: Der Sex ist wilder als im ersten Film, weshalb „After Truth“ nun auch folgerichtig die FSK-Freigabe „Ab 12 Jahren“ eingefahren hat. Dass der zweite Teil aber nicht nur sexyer, sondern auch der bessere Film ist, liegt vor allem an der extra Energie, die er im Vergleich zum recht drögen Vorgänger aufweist. Und mehr Witz hat er auch.

    Will eigentlich ein neues Leben anfangen, kommt aber einfach nicht von ihrem Ex los: Tessa (Josephine Langford)

    Hardin, dieser Arsch, kann mich mal!“ Tessa (Josephine Langford) fühlt sich nach den Ereignissen von „After Passion“ hintergangen und verletzt. Während Hardin (Hero Fiennes Tiffin) wieder in seine alten, schlechten Gewohnheiten verfällt, bietet sich der jungen Studentin die perfekte Gelegenheit zur Ablenkung, als sie ihr Traumpraktikum beim Verlag Vance Publishing Company ergattert. Und es kommt sogar noch besser: Bei ihrem neuen Job lernt sie Trevor (Dylan Sprouse) kennen, einen Kollegen, der zwar ähnlich attraktiv und clever ist wie Hardin, aber darüber hinaus den bedeutenden Vorteil hat, auch noch verantwortungsbewusst zu sein.

    Steht also ein Happy End in Aussicht? Leider nein, denn Tessa bekommt ihren Ex einfach nicht aus dem Kopf. Er ist die Liebe ihres Lebens, da kann „Fucking Trevor“ (wie Hardin ihn nennt) trotz aller offensichtlichen Vorzüge einfach nicht mithalten. Die toxische On-Off-Beziehung geht also in die nächste Runde…

    Szenerie als Stimmungsverstärker

    Zu Beginn von „After Truth“, bei dem diesmal „Eiskalte Engel“-Mastermind Roger Kumble die Regie übernommen hat, hockt Hardin mit düster-vernebeltem Blick in einem schäbigen Auto auf einem Schrottplatz, wo er offenbar die ganze Nacht verbracht hat. In der „After“-Reihe genügen keine simplen Blicke, um die Emotionen auszudrücken – stattdessen wird immer die ganze Szenerie mitsamt offensiver Musikuntermalung in Richtung des Publikums geworfen. Das ist sicher nicht subtil, wird aber zumindest konsequent durchgezogen: Wenn Hardin später im Film von einem Alptraum rund um schreckliche Geschehnisse aus seiner Kindheit geplagt wird, brodelt vor dem Fenster wie bestellt das perfekt dazu passende Gewitter.

    Auch erzählerisch bleibt „After Truth“ seinem Vorgänger treu: Das beständige Hin und Her zwischen Tessa und Hardin setzt sich fort – und wenn man sich gerade denkt, dass die beiden jetzt aber endlich wirklich zueinandergefunden haben und der traumatisierte Hardin glaubhaft machen konnte, an sich arbeiten zu wollen, dauert es garantiert nicht lange, bis ein Missverständnis die zwei Liebenden wieder auseinanderbringt. Gerade zum Ende hin zieht sich der 106 Minuten lange „After Truth“ deswegen merklich – bis dahin macht das Romantik-Drama trotz erzählerischem Leerlauf aber mitunter auch echt Laune.

    Einmal Bad Boy, immer Bad Boy: Hardin (Hero Fiennes Tiffin)

    Ausgerechnet der so grimmige Hardin sorgt immer wieder für Lacher, etwa wenn er mit Tessa als Teil eines Dein-perfekter-Tag-Geschenks zum Hot Yoga geht, wo er mit seinen vielen Tattoos natürlich maximal deplatziert wirkt – oder wenn er einfach nur bedröppelt dasitzt, während seine aus England angereiste Mama (Louise Lombard) und Tessa die Kindheitsfotos des kleinen Rebellen durchschauen, bis sich der erwachsene Hardin schließlich mit dem Verweis aus dem Zimmer verabschiedet, gleich von der Klippe springen zu wollen.

    „After Truth“ ist insgesamt lockerer als sein Vorgänger, wozu natürlich auch die Sexszenen zwischen Hardin und Tessa beitragen. Konnte man den Sex im Vorgänger noch verpassen, wenn man nur an der falschen Stelle des Films in seine Popcorntüte geschaut hat, lieben sich die beiden diesmal unter anderem im Hotel, unter der Dusche und sogar im Büro – wobei Regisseur Roger Kumble bei der Inszenierung die richtige Balance hält. Die Szenen wirken nie voyeuristisch, vermitteln aber die wesentlichen Botschaften, die im ersten Teil noch unter den Tisch gefallen sind: Hier sind zwei, die wirklich Bock aufeinander haben – und Tessa ist inzwischen so weit, dem dominanten Hardin ziemlich gut klar zu machen, worauf sie steht.

    Fazit: Fans der Bücher, die vom ersten Teil enttäuscht waren, sollten „After Truth“ ruhig noch mal eine Chance geben – die Fortsetzung macht vieles anders und einiges auch besser. Wer ohnehin nichts mit dem Franchise am Hut hat, kann aber dennoch weiterhin getrost zuhause bleiben.

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