Die Netflix-Komödie bietet zwar krasse Sprüche, aber kaum Lacher
Von Oliver KubeDer witzigste Einfall für die Action-Komödie „Coffee & Kareem“ stammt weder von Regisseur Michael Dowse („Stuber - 5 Sterne Undercover“) noch von Drehbuch-Novize Shane McCarthy. Und nein, wir meinen nicht den Titel, der klingen soll wie „Coffee & Cream“ (auf Deutsch: „Kaffee mit Sahne“). Stattdessen hat Netflix‘ Marketing-Abteilung eine Reihe ganz hervorragend gelungener Poster-Parodien angefertigt: Auf diesen wurden „Hangover“-Star Ed Helms und Newcomer Terrence Little Gardenhigh in die Plakatmotive solcher Kinoklassiker wie „Beverly Hills Cop“, „Stirb langsam“ und „Nur 48 Stunden“ eingefügt. Dass „Coffee & Kareem“ mit den in der Werbekampagne persiflierten Vorbildern nicht mithalten kann, dürfte kaum jemanden überraschen – dass der Film aber auch davon abgesehen mehr schlecht als recht unterhält, ist aber trotzdem eine Enttäuschung.
Der zwölfjährige Nachwuchs-Rapper und Möchtegern-Gangster Kareem (Terrence Little Gardenhigh) fürchtet um seine Street Credibilty an einer Detroiter Mittelschule. Schließlich trifft sich seine Mutter (Taraji P. Henson) nun schon seit einer Weile mit dem furchtbar steifen, noch dazu weißen Streifenpolizisten James Coffee (Ed Helms). Das geht natürlich überhaupt nicht klar! Deshalb versucht Kareem kurzerhand, den lokalen Gangster Orlando (RonReaco Lee) anzuheuern, um den unliebsamen Ersatzpapa zu verscheuchen. Dabei stolpert Kareem allerdings mitten in einen großangelegten Drogendeal, bei dem auch noch ein korrupter Polizist ermordet wird. Der einzige, der dem unfreiwilligen Zeugen jetzt noch helfen kann, ist ausgerechnet James...
Zumindest eine Sache haben die ungleichen Coffee und Kareem gemeinsam - sie sind eher nervige Zeitgenossen.
Die ersten ein oder zwei Male mag man ja noch müde Grinsen. Aber nahezu das gesamte Projekt nur auf Kareems dick aufgetragenes Gepose und seine übertriebene Großmäuligkeit auszurichten, war definitiv keine gute Idee. Es ist von Anfang an nicht wirklich lustig – und in Spielfilmlänge ist es sogar einfach nur ermüdend, wenn der Mittelklasse-Teenie, der sich als tougher Ghetto-Macker aufspielt, jeden Erwachsenen sofort des Rassismus beziehungsweise der Pädophilie beschuldigt. Zumal das Gehabe, wie Kareem im Film schon sehr früh selbst einräumt, nur ein aufgesetzter Schutzmechanismus und entsprechend überspitzt dargestellt ist. Auch das Unterbringen von möglichst vielen „Fucks“ und anderer deftiger Schimpfworte macht die Figur nicht witziger oder liebenswerter. Immerhin ist Langfilmdebütant Terrence Little Gardenhigh überzeugend darin, einen nervigen Rotzlöffel zu spielen.
Auch der von Ed Helms („Vacation - Wir sind die Griswolds“) gespielte Cop ist alles andere als ein Sympathieträger. Für die überzogene Darstellung seines jungen Spielpartners ist sicherlich zum großen Teil Regisseur Michael Dowse verantwortlich. Bei Helms kommt hingegen so langsam der Verdacht auf, dass er einfach nichts anderes kann/will, als immer denselben Typen zu mimen: Wie schon in „Wir sind die Millers“, „Willkommen in Cedar Rapids“ oder „Alle Jahre wieder - Weihnachten mit den Coopers“ gibt er den stoffeligen, im Umgang mit anderen extrem ungelenken Spießer. Nur dieses Mal eben in einer Polizeiuniform statt in gebügelten Khaki-Shorts.
Taraji P. Henson, für „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ immerhin oscarnominiert, spielt über weite Strecken authentisch als Kareems besorgte Mutter. Als es dann aber in Richtung Klimax geht, lässt sie sich vom Overacting der beiden Hauptdarsteller anstecken und trägt plötzlich so furchtbar dick auf, dass es fast schon weh tut. Deutlich besser kommt da noch Betty Gilpin als Coffees ihn pausenlos unterbutternde und hänselnde Kollegin weg. Im Prinzip spielt der „GLOW“-Star hier eine komödienkompatible Variante ihres grandiosen Badass-Charakters aus der Splatter-Satire „The Hunt“ – damit überzeugt sie auch hier voll.
Für die wenigen amüsanten Momente des Films sorgen derweil vor allem die eigentlich nur am Rande agierenden, von Andrew Bachelor („Rim Of The World“) und William 'Big Sleeps' Stewart („Good Boys“) gespielten Handlanger des Bösewichts: Ihre streckenweise herrlich dusseligen, von Minderwertigkeitskomplexen und bodenloser Blödheit gefüllten Gespräche untereinander sind auf eine deutlich subtilere, intelligentere Art als der Rest der meist arg plumpen Dialoge tatsächlich spaßig und zeigen: Auch Gangster sind nur ganz normale Trottel!
Amüsante Parodie oder anmaßende Majestätsbeleidigung? Coffee & Kareem auf dem Poster von "Stirb langsam".
Die Action-Sequenzen sind – für einen Film, der budgetmäßig in der unteren Mittelklasse rangieren dürfte –völlig adäquat umgesetzt. Das Prunkstück ist eine Autoverfolgungsjagd, die ihren zumindest einigermaßen spektakulären Höhepunkt in einem Kreisverkehr findet. Diese Sequenz wird von Dowse und seinem Chef-Kameramann Brian Burgoyne („The Big Sick“) temporeich, für den Zuschauer dabei aber trotzdem durchgehend übersichtlich umgesetzt. Ganz klar die beste Szene in den sich sonst mitunter mächtig ziehenden 88 Minuten.
Im Anschluss an das Action-Finals wird das Ende aber im Stil eines schlechten Horrorfilms wieder und wieder hinausgezögert. Eigentlich könnte alles recht flott geregelt werden, aber nein, es gibt immer noch noch einen weiteren Witz obendrauf, wobei man sich schon vorher sicher sein kann, dass dessen Pointe bestimmt auch wieder nicht zünden wird. Bis dann abrupt und dankenswerterweise endgültig der Abspann über den Schirm flimmert.
Fazit: Die nervigen Protagonisten sind keine Hilfe dabei, die formelhafte, künstlich gestreckte Krimi-Handlung kurzweiliger zu gestalten. Allein ein paar Nebenfiguren sorgen in dieser lauen Buddy-Action-Komödie für den einen oder anderen Lacher.