Aaron Lehmann präsentiert eine merkwürdige Dorfgemeinschaft im Westerwald.
Selma (Corinna Harfouch) orakelt über den Tod, der Optiker (Karl Markovics) liebt sie heimlich, Marlies (Rosalie Thomass) hat stets miese Laune, der italienische Eismacher (Jasin Challah) ist eigentlich ein Grieche usw., usw. Mittendrin: Luise (Ava Petsch, Luna Wedler), die sehr an ihrer Oma Selma hängt und später mal Martin (Cosmo Taut) heiraten möchte.
Nach eigenem Drehbuch konstruiert Lehmann aus der Romanvorlage von Mariana Leky einen berührenden Film. Dem Regisseur ist die herausfordernde Aufgabe, den Inhalt eines Bestsellers in 109 Minuten Spielzeit geschmeidig laufend wiederzugeben, durchaus gelungen. Da tummeln sich die liebevoll in Szene gesetzten, scheinbar auf ewig miteinander verbundenen Figuren und die stets fokussierte Luise in einer abgelegenen Gegend voller netter Set-Details (die Eisenbahn zum Verlieben), unter Einwirkung verschiedener Zeitebenen sowie fantastischen Elementen. Technisch ist eine Mischung aus mehr oder weniger gut beleuchteten Bildern, aus sehr schönen oder offenbar weniger ausgeklügelten Kameraeinstellungen zu betrachten, letztendlich eine halb TV-, halb Kinoproduktion. Der Unterhaltungswert zum Thema Ableben leider aber keineswegs einschneidend.
Dann sitzt auch nicht jede Dialogzeile, und einige Ereignisse sind trotz der Möglichkeiten auf diesem entrückten Spielfeld des Sensenmanns vorhersehbar, doch der blendend angeleitete Cast mit einer garantiert ausstrahlungsstarken Corinna Harfouch spielt die Widrigkeiten in den Hintergrund. Nachdem die wichtigen Rollen in den skurrilen Gegebenheiten über die Entfaltung ihrer Charaktere für eine herzliche Fesselung gesorgt haben, sitzt das Publikum mit Spiegeleieraugen im Saal.
„Was man von hier aus sehen kann“ ist keineswegs perfekt, versprüht aber die Energie eines Leinwandlieblings.