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    Grand-Daddy Day Care
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Grand-Daddy Day Care

    Rentner-Humor zum Abgewöhnen

    Von Oliver Kube

    Hollywoods Sucht nach Franchises grenzt streckenweise schon an Verzweiflung. Ein ebenso erstaunliches wie erschreckendes Beispiel dafür, dass man bei der Suche nach Fortsetzungen und Recycelbarem mittlerweile wirklich alles nimmt, liefert „Grand-Daddy Day Care“ von Regisseur Ron Oliver („Big Fat Liar 2“). Die Komödie erscheint über ein Jahrzehnt nach dem allenfalls mäßig witzigen, aber zumindest finanziell recht erfolgreichen „Der Kindergarten Daddy“ und dem katastrophal vergurkten, drei Jahre später veröffentlichten Sequel „Der Kindergarten Daddy 2 - Das Feriencamp“. Während im ersten Teil immerhin der einstige Superstar Eddie Murphy („Beverly Hills Cop“) und im Nachfolger Oscarpreisträger Cuba Gooding Jr. („Jerry Maguire - Spiel des Lebens“) für etwas Zugkraft an den Kinokassen sorgen konnten, ist das bekannteste Gesicht nun der auch mit 74 Jahren noch dauerbeschäftigte B-Movie-Haudegen Danny Trejo. Doch er und die weiteren Senioren im Cast bekommen vom Drehbuch nur ein paar müde Altersheim-Klischees zur Verfügung gestellt.

    Autor Frank Collins (Reno Wilson) leidet unter einer heftigen Schreibblockade. Seit fünf Jahren hat er nichts mehr zu Papier gebracht – weshalb das Geld mächtig knapp wird. Da hilft es nicht, dass er sich nun noch um seinen aus dem Knast entlassenen, dort zum Anwalt umgeschulten Schwiegervater Eduardo (Danny Trejo) kümmern soll, der gelegentliche Episoden von Demenz zeigt. Als der ältere Herr ein paar gleichaltrige Freunde zu Besuch hat, auch um den pedantischen Gastgeber zu nerven, kommt diesem eine Idee: Wie wäre es, eine Art Kita für Senioren zu eröffnen und damit Einkommen zu generieren? Das Ganze wird umgehend in die Tat umgesetzt und funktioniert sogar. Nur steht leider ebenso flott die Sozialbehörde vor der Tür und verlangt eine Lizenz zu sehen, die natürlich nicht vorhanden ist. Beide Männer müssen zusammenarbeiten, um ihr nun gemeinsames Heim vor der Pfändung zu retten…

    Frank, Eduardo und Co. haben Probleme mit dem Gesetz

    Witze über Inkontinenz, Übergewicht, Demenz und Schwerhörigkeit sind in Hollywood in den vergangenen Jahren populärer geworden. Da haben sich unter anderem auch Michael DouglasRobert De Niro und Morgan Freeman in „Last Vegas“ die Zoten um die Ohren gehauen. Da ist es nicht allzu abwegig, dass die Macher von „Grand-Daddy Day Care“ hoffen, zumindest ein paar Krumen dieses Kuchens aufschnappen zu können. Dazu knüpft man noch lose an eine bereits etablierte Marke an – auch wenn die einzige Verbindung zu den Vorgängern eine eher beiläufig eingestreute Szene ist, in der Frank und Eduardo versuchen, die Kindergarten-Lizenz des in den Vorgänger-Streifen von Murphy und Gooding gespielten Charlie (nun Da'Vone McDonald) für ihre Zwecke zu erwerben.

    Dass dieser neue Charlie abgesehen von seinem Namen nichts mit der Figur aus den „Kindergarten Daddy“-Filmen gemeinsamen hat, ist nur ein kleines Indiz für die Lieblosigkeit, die das gesamte Projekt ausstrahlt. „Grand-Daddy Day Care“ kommt zu keinem Zeitpunkt in Fahrt und ist fast nie lustig. Den Slapstick-Sequenzen mit einem Feuermelder, einem versehentlichen, psychedelischen Drogentrip oder einem Bienenangriff in einem Minivan fehlt so jegliches Tempo und somit der gesamte Schwung – woran weniger die älteren und etwas hüftsteiferen Darsteller als die Inszenierung den größten Anteil hat. Und am Ende sind die Witze nicht einmal so geschmacklos, dass sie allein deswegen irgendeine Wirkung erzielen, denn sie sind viel zu zahm geschrieben und vor allem komplett harmlos umgesetzt.

    Das tut Fans von Danny Trejo weh

    Das Gros des Figurenpersonals besteht aus ethnischen Stereotypen wie dem taffen Latino-Gangster (Danny Trejo, „Machete“), der afro-amerikanischen Gluckenmutter (Margaret Avery, „Die Farbe Lila“) oder dem knickrigen Buchhalter asiatischer Abstammung (James Hong, „Chinatown“). Den Figuren fehlt aber jede Schlagfertigkeit, jede Würze, mit der man sie vielleicht überzeichnen könnte. Sie sind einfach nur alt und langweilig. Mehrfach sitzen die sie verkörpernden Schauspielveteranen zusammen in Franks Wohnzimmer und sagen einer nach dem anderen ihre Textzeilen auf. Fast kann man hier den Regisseur hinter der Kamera sehen, wie er, einem Orchesterdirigenten gleich, jeweils auf den als nächstes an die Reihe kommenden Akteur zeigt, um ihm zu bedeuten, dass er nun sein mäßig witziges Sprüchlein vom Stapel lassen möge. Speziell Hal Linden („Barney Miller“) und „Rocky Horror Picture Show“-Kultstar Barry Bostwick werden mit ihrer Performance vom Filmemacher auf diese Art im Stich gelassen. Dynamik und Flow scheinen für Ron Oliver Fremdwörter zu sein.

    Die beste Figur macht in diesem Ensemble noch Linda Gray, die Sue Ellen aus „Dallas“. Ihre von der Stieftochter vernachlässigte Blanche hat als Love-Interest für Eduardo im Gegensatz zu den restlichen, auf versagende Körperfunktionen reduzierten Kollegen zumindest einen Ansatz von Profil, mit dem die Schauspielerin arbeiten kann. Deutlich glückloser agiert Danny Trejo: In den Momenten, in denen er einen harten Kerl gibt und seinen betulichen Schwiegersohn in die Pfanne haut, ist er auf seine gnadenlos überziehende Art erwartungsgemäß okay. Auch die Szenen, wo er sich zum Mentor des seinen Enkel spielenden Anthony Gonzalez („Coco - Lebendiger als das Leben!“) aufschwingt, gelingen dem Kalifornier. Wenn sein Charakter allerdings unter Demenz leidet, wirkt der „From Dusk Till Dawn“-Star hoffnungslos überfordert. Seinen Fans wird es fast schon wehtun, die sonst so kernige B-Filmikone hölzern vor sich hin stümpern zu sehen.

    Fazit: „Grand-Daddy Day Care“ ist lahmer, hüftsteifer Klamauk der überflüssigen Art.

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