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    Born in Evin
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Born in Evin

    Geboren im Folter-Knast

    Von Tobias Mayer

    1979 übernahm der religiöse Führer Ayatollah Khomeini die Macht im Iran. Zehntausende Menschen bezahlten die sogenannte Islamische Revolution mit ihrer Freiheit, als sie im Folter-Gefängnis Evin eingesperrt wurden, nur weil sie gegen den neuen Staatschef waren. Aber hinter Gittern entstand neues Leben: Die Schauspielerin Maryam Zaree, bekannt als Ehefrau des Clan-Anführers Toni Hamady aus der Gangsterserie „4 Blocks“, wurde im Horror-Knast Evin geboren. Für ihr berührendes, da sehr persönliches Regiedebüt „Born In Evin“ hat sie sich auf Spurensuche begeben.

    Im Gefängnis musste Maryam Zarees Mutter, die Kommunalpolitikerin Nargess Eskandari-Grünberg, unter widrigsten Umständen gebären, bevor sie später mit ihrer zweijährigen Tochter nach Deutschland fliehen konnte. Nie sprach sie mit Zaree über die Zeit im Knast oder die genauen Umstände der Geburt. Die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten des Dokumentarfilms 35 Jahre alte Zaree wollte dennoch genauer wissen, was ihrer Mutter und den anderen damals inhaftierten Iranerinnen angetan wurde. Warum schwiegen so viele der Frauen, statt über ihre grausamen Erfahrungen zu sprechen?

    Auf Spurensuche.

    Mit „Born In Evin“ wollte Zaree einen Film über die Opfer des Khomeini-Regimes drehen und über ihre Gründe, stumm zu bleiben. Das hat sie nur bedingt getan – zum Glück! Denn genau dieser Planwechsel macht die Doku so interessant. Wir sehen, wie Zaree daran scheitert, alle Antworten zu bekommen und schließlich zweifelt: War es überhaupt eine gute Idee, in der Vergangenheit der Mutter zu wühlen, die das gar nicht will? Dokus sind Entdeckungsreisen, aber in vielen dieser Filme entsteht der Eindruck, dass das Ergebnis bereits vor Drehbeginn feststand. Maryam Zarees „Born In Evin“ ist anders – auch weil die Regisseurin sich selbst beobachtet.

    Wir sehen dabei eine Frau, der es wehtut, nicht genug über die Vergangenheit der Mutter zu wissen – ohne selbst genau sagen zu können, warum die offenen Fragen eigentlich so belastend sind. Maryam Zaree wird Gegenstand ihrer eigenen Doku, da die Auswirkungen der Gefangenschaft in Evin auch ihre Generation betreffen. „Born In Evin“ ist eindringlich, weil persönlich – und sehr sympathisch, weil das Scheitern hier zwar offen gezeigt wird, der Film dennoch optimistisch stimmt: Die große Erlösung gibt’s am Ende für keine der Seiten, weder für die Mutter noch für die Tochter, aber zumindest ist man sich auf dem Weg ein wenig nähergekommen.

    Fazit: Maryam Zarees erster Dokumentarfilm „Born In Evin“ wird hoffentlich nicht ihr letzter sein.

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