Es gibt Filme, die sich ernsthaft mit Identität und Selbstfindung auseinandersetzen, und dann gibt es „Everything Everywhere All at Once“. Ein wildes, überladenes Spektakel, das perfekt zu Gen Z und ihrer Generation „Ich“ passt – schrill, laut, chaotisch und ohne jede Tiefe. Dieser Film ist das Paradebeispiel für den modernen Wahnsinn, in dem es nur noch darum geht, alles möglichst bunt und hektisch zu gestalten, damit man bloß nicht eine Sekunde nachdenken muss. Ein typisches ADHS-Erlebnis auf der Leinwand, bei dem das Einzige, was zählt, die Geschwindigkeit und das Grelle ist, während jegliche Substanz auf der Strecke bleibt.
A24, das Filmstudio hinter dieser Produktion, hat sich mittlerweile den Ruf erarbeitet, das Netflix der Indie-Filme zu sein: seelenlose Massenware, die vorgibt, künstlerisch zu sein, aber im Kern völlig leer ist. Dieser Film ist das beste Beispiel dafür. Er versucht, sich hinter einer pseudo-philosophischen Fassade zu verstecken, die Identität und Multiversum als Themen behandelt, scheitert aber kläglich an der Umsetzung. Alles, was bleibt, ist ein zusammengewürfelter Haufen unsinniger Szenen, die keinerlei emotionalen oder intellektuellen Wert bieten.
Ein Paradebeispiel für die Missgriffe des Films ist die Darstellung von Evelyns Tochter, Joy. Ihr erster Auftritt als böse Figur ist einfach nur peinlich. Die Schauspielerin liefert eine derart grottenschlechte Performance ab, dass man sich fragt, warum sie überhaupt besetzt wurde. Im Vergleich dazu ist Jamie Lee Curtis, die einzige Schauspielerin in diesem Chaos, die ihren Job ernst nimmt, eine wahre Wohltat. In den Szenen, in denen Curtis am Boden kauert, nimmt man ihr die Rolle als überforderte Steuerbeamtin vollkommen ab. Sie ist die einzige Person im Film, der man glauben kann – der Rest versinkt in Karikaturen.
Auch der Humor in diesem Film ist auf einem Niveau, das kaum tiefer sinken könnte. Szenen wie das Wecken des Mannes mit einem stinkenden Schuh oder das Entfernen von Sabber aus dem Mund sind einfach nur peinlich und haben rein gar nichts mit gutem Humor zu tun. Aber die Krönung der Geschmacklosigkeit kommt in den beiden Anal-Plug-Szenen, in denen Darsteller verzweifelt versuchen, mit ihren Hintern auf diese lächerlichen Gegenstände zu springen, um damit – na klar – irgendeine neue absurde „Fähigkeit“ zu erlangen. Das ist weder lustig noch kreativ, sondern einfach nur geschmacklos und peinlich.
Dann wären da noch die Martial-Arts-Szenen, die wohl als Hommage an das Genre gedacht waren, aber in ihrer Lächerlichkeit kaum zu überbieten sind. Ein Witz für jeden, der schon einmal einen anständigen Martial-Arts-Film gesehen hat. Es wirkt, als hätten die Regisseure einfach alle coolen Moves aus den 80ern und 90ern in einen Mixer geworfen und gehofft, dass irgendetwas Sinnvolles dabei herauskommt. Spoiler: Es ist nichts Sinnvolles dabei herausgekommen.
Schließlich gibt es da noch die Szenen, die sich unverhohlen bei Wong Kar-wai bedienen wollen – besonders bei „In the Mood for Love“. Was uns hier als „Hommage“ verkauft wird, ist eine Beleidigung an das Werk eines wahren Künstlers. Die Liebesgeschichte zwischen Evelyn und Waymond in einer alternativen Realität wird in einer plumpen, billigen Version inszeniert, die jegliche Tiefe und emotionale Komplexität von Wong Kar-wais Original vermissen lässt. Es ist respektlos und herzlos, solche Meisterwerke in einem Film wie diesem zu verwursten. Keine Liebe zum Detail, kein Respekt vor dem Original – einfach nur ein billiger Versuch, sich einen Namen zu machen.
Fazit: „Everything Everywhere All at Once“ ist nicht mehr als eine bunte, chaotische Mischung aus schlechtem Humor, miserablen Schauspielleistungen und Respektlosigkeit gegenüber wirklich guten Filmen. Geschmacklos und seelenlos – Ein Werk für die Generation, die nichts wirklich Tiefgründiges mehr braucht, solange es schnell, schrill und bunt ist.