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    Footloose
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Footloose
    Von Daniela Leistikow

    Die 80er Jahre waren kaum ein Jahr alt, als MTV als erster Musiksender seinen weltweiten Siegeszug antrat. Damals ging es tatsächlich noch um Musik, genauer gesagt um Musikvideos, was man angesichts des heutigen Programms, das hauptsächlich aus Reality-Shows und Jamba-Klingeltönen besteht, kaum mehr nachvollziehen kann. Der unglaubliche Erfolg des Musikfernsehens färbte auch auf die Filmindustrie ab. Daher wundert es kaum, dass die 80er als das Jahrzehnt der Musikfilme gelten. „Footloose“ von Regisseur Herbert Ross, dessen Tanz-Drama „Am Wendepunkt“ 1977 für Oscars in den Kategorien Beste Regie und Bester Film nominiert wurde, ist dann auch folgerichtig eher ein überlanges Musikvideo als ein tatsächlicher Spielfilm. Die Form steht hier stets über dem Inhalt, der sehr viel schneller erzählt ist, als sich die Grundschritte des Breakdance lernen lassen.

    Der tanzbegeisterte Teenager Ren McCormack (Kevin Bacon, Frost/Nixon) zieht mit seiner Mutter aus Chicago in die langweilige Kleinstadt Bomont. Das Wort von Reverend Shaw Moore (John Lithgow, Cliffhanger) ist in der bibelfesten Gemeinde Gesetz. Seit ein paar Jugendliche bei einem Autounfall ums Leben kamen, sind Rockmusik, Alkohol und Tanzen in Bomont verboten. Bald gerät Ren wegen seiner Musikbegeisterung in Konflikt mit seinen Mitschülern und anderen Bewohnern. Es kostet den Teenie, der sich schnell mit der Pfarrerstochter Ariel Moore (Lori Singer) und deren bester Freundin Rusty (Sarah Jessica Parker, Sex And The City) anfreundet, einiges an Überzeugungskraft, bis sich das Dorf wieder „footloose“, also frei und ungebunden, zeigt...

    Was die wenigsten wissen: Die hanebüchen anmutende Story von „Footloose“ beruht auf einer wahren Begebenheit. In der Kleinstadt Elmore City in Oklahoma herrschte seit 1861 ein Tanzverbot, bis 1980 einige Teenager gegen diese Regelung öffentlich aufbegehrten. Als das Gesetz aufgrund des Protests außer Kraft gesetzt wurde und zum ersten Mal nach 120 Jahren eine Tanzveranstaltung in dem Kaff stattfand, berichtete ganz Amerika darüber. So viel Aufmerksamkeit hat „Footloose“ bei weitem nicht verdient, wird die Geschichte doch eher langatmig erzählt und kommen Charakterzeichnung und -entwicklung teils sehr unglaubwürdig daher. Erst wenn die Musik ordentlich aufgedreht wird, wächst schlagartig wieder das Interesse an dem Film. In bewährter MTV-Tradition lässt man „Footloose“ am besten nebenbei im TV laufen, bis endlich das Lieblingslied kommt.

    Und an potentiellen Lieblingsliedern hat der Soundtrack eine ganze Menge zu bieten: Sowohl der Titelsong „Footloose“ von Kenny Loggins, der in den 80ern auch an den Soundtracks von Top Gun und „Caddyshack“ beteiligt war, als auch „Let’s Hear It For The Boy“ von Deniece Williams avancierten zu Nummer-eins-Hits in den USA und wurden außerdem für einen Oscar nominiert. Auch in Deutschland schossen die Soundtrack-Singles in die Top 10 der Charts. Songwriter Dean Pitchfork, der gemeinsam mit Michael Gore einen Oscar für den Titelsong zu Fame gewann, zeichnet für den Großteil der Songs verantwortlich. Außerdem sorgen 80er-Größen wie Bonnie Tyler mit „Holding Out For A Hero“, Foreigner mit „Waiting For A Girl Like You“ und Quiet Riot mit „Bang Your Head (Metal Health)“ in für ausdauerndes Fußwippen.

    Kevin Bacon gelang mit „Footloose“ der Durchbruch. Für Sarah Jessica Parker sollte es hingegen noch ein Weilchen länger dauern, bis sie ihren heutigen Starstatus erreichte. Ein Schmunzeln lässt sich dennoch kaum verkneifen, wenn Parker Bacon im Schulflur versichert, sein Outfit sei „Just fabulous“ und er solle sich bloß von niemandem etwas anderes einreden lassen. Während Bacon und Parker Akzeptables abliefern, wirkt Lori Singer (die Schwester von X-Men-Regisseur Brian Singer) als rebellische Pfarrerstochter niemals authentisch. Ihr Hang zu dämlichen Mutproben passt einfach nicht zu ihrer Figur, die sich Daddy zuliebe möglichst tugendhaft verhalten möchte. Des Reverends plötzliche Läuterung am Schluss kommt sprichwörtlich aus heiterem Himmel. Abgesehen von diesem Moment der Einsicht gebiert sich John Lithgows puritanischer Gottesmann als einer der zugleich langweiligsten und nervigsten Charaktere der Filmgeschichte.

    Der Look des Films hat mit coolem 80er-Jahre-Style wenig gemein. Aufregendere Outfits wären für das für 2010 angekündigte Remake allerdings nur einer von vielen verbesserungswürdigen Aspekten. Regisseur Kenny Ortega (High School Musical) muss zwar auf seinen Lieblings-Leadingman verzichten, da Zac Efron (17 Again) aus dem Projekt ausgestiegen ist, hat jedoch in „Gossip Girl“-Hottie Chace Crawford bereits einen schnuckeligen Ersatz gefunden.

    Fazit: Damals zukünftige Hollywood-Stars wie Kevin Bacon und Sarah Jessica Parker, die albern durch die Pampa hüpfen, bieten zwar einen gewissen trashigen Schauwert, doch für ein Musikvideo ist „Footloose“ zu lang, für einen Spielfilm nicht kurzweilig genug. Die Tanzszenen machen zwar extrem viel Spaß, aber abgesehen davon ist der Film ähnlich dröge wie die graue Kleinstadt, in der er spielt.

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