Ghostbusters und die Gefahren des Fanservice...
Das „Ghostbusters“-Franchise ist immer noch aktiv, wenn auch längst nicht so erfolgreich, wie es gern sein würde. Alles begann mit dem Klassiker von 1984, der zu einem ungeahnten Welterfolg wurde. Seitdem konnte nichts mehr an diese Qualität heran reichen, weder die Fortsetzung von 1989 und schon gar nicht das grauenvolle Reboot von 2016. Mich würde zumindest das Videospiel interessieren, das laut vieler Meinungen der wahre dritte Teil der Reihe ist, weil unter anderem alle vier Schauspieler den Figuren ihre Stimme liehen und echte Drehbücher (die damals für den dritten Film angedacht waren) für die Story benutzt wurden. Doch was Filme betrifft, sieht es für Fans düster aus. Und vielleicht sollte es auch so bleiben, denn in vielerlei Hinsicht war der erste Film ein One Hit Wonder, das man einfach nicht wiederholen kann. Doch 2021 kam „Ghostbusters Legacy“ (im Original „Afterlife“ als Titel…) unter der Regie von Jason Reitman, dem Sohn von Ivan Reitman (Regisseur der ersten beiden Filme). Der Film konnte bei den Fans punkten, während Kritiker das Ganze eher gemischt aufnahmen. Nun konnte ich mir selbst ein Bild machen und muss sagen… Nicht schlecht.
Die Story: Nachdem sich Egon Spengler, einer der vier ehemaligen Ghostbusters, aufs Land zurückgezogen hat, verstirbt er eines mysteriösen Todes. Sein Haus und Land werden seiner Tochter und ihren Kindern vermacht. Als die Familie in die Einöde zieht, erkennen sie jedoch, dass das Haus herunter gekommen ist. Doch es scheint als ob in dem Vorort noch etwas anderes vor sich geht, denn paranormale Ereignisse suchen vor allem die Enkelin von Egon, die Außenseiterin Phoebe, heim…
Der Trend von Hollywood alte Film-Franchises wieder zu beleben und alte Schauspieler zurück zu holen, hält sich wacker. „Star Wars – Das Erwachen der Macht“ hat es vorgemacht und seitdem die Filmlandschaft geradezu verpestet mit diesem Trend. Und das muss man auch „Ghostbusters Legacy“ ankreiden. So sehr ich viele der Figuren und Handlungsstränge in der ersten Hälfte auch mag, so sehr missfällt mir die Entscheidung den Film am Ende quasi eins zu eins vom Original zu kopieren. Warum konnte man sich hier nichts Neues ausdenken? Warum macht man sich nicht die Mühe einen neuen Bösewicht in die Geschichte einzubauen?
Die Antwort ist recht simpel: Fanservice. Ein mittlerweile gefährliches Wort und auch hier gibt es so viele Momente, die schreien: „Hey, erinnert ihr euch an Element XY aus dem Original-Film? Hier ist es!“ Vielen Leuten wird das sicherlich gefallen und auch ich habe an manchen Stellen ein wohlige Gefühl, aber vermutlich eher weil ich mich an den Original-Film erinnert habe und automatisch den aktuellen Film, den ich gerade schaue, ausblende. Nimmt man diese Referenzen weg, bleibt gefühlt nur die Hälfte eines Films. Man hätte keinen dritten Akt und auch keine Musik, denn Komponist Rob Simonsen nutzte Elmer Bernsteins Score fast komplett als Vorlage, was einerseits schön ist, aber andererseits auch so wirkt als ob man zu faul war etwas eigenes zu komponieren.
Doch kommen wir zu den guten Aspekten des Films: Die erste Hälfte. Die Story hat ein schönes Tempo und baut sehr gut auf der Geschichte des ersten Teils auf, ohne zu sehr im eben genannten Fan-Service zu versumpfen. Es gibt zwar einige Logiklücken wie etwa die Tatsache, dass es in dem Universum Menschen gibt, die nicht an Geister glauben, wo doch die Ghostbusters in New York einen riesigen Marshmallow-Mann besiegt haben. Auch die Tatsache, dass die Ghostbusters pleite gingen, obwohl sie Ende des Films so gefeiert wurden, ergibt wenig Sinn, aber ok. Das Herz der Geschichte ist die Familie von Egon, bestehend aus der Mutter Callie und ihren beiden Kindern Trevor und Phoebe. Auch Paul Rudd als Gary passt gut in die sentimentale und simple Geschichte. Und das ist es, was „Ghostbusters“ im Grunde war: Eine simple, aber sehr witzige Story. Dabei waren die vier Ghostbusters alles andere als typische Helden.
Heutzutage muss aber immer der emotionale Nostalgie-Faktor mitschwingen. Wenn die Geschichte dann diese hochdramatischen Wendungen annimmt, wirkt das schon irgendwie komisch… Auch hier ist das der Fall, besonders am Ende, aber „Legacy“ hat auch viele humorvolle und charmante Szenen.
Die Darsteller sind durchweg sehr gut, besonders Mckenna Grace als Phoebe macht einen tollen Job. Finn Wolfhard ist mittlerweile bei jedem 80er-Nostalgie-Fest dabei, siehe „Stranger Things“, „Es“ und nun „Ghostbusters“, aber das ist ok, zumindest für mich.
Optisch hat der Film auch viel zu bieten, auch wenn die CGI-Effekte immer etwas Magie vom ganzen wegnehmen. Ein paar praktische Effekte konnte man im Film zumindest nutzen, was ich toll finde. Kommen wir nun aber zu ein paar Spoilern, über die ich reden muss, wer die also überspringen will, sollte zum Fazit springen.
SPOILER!
Natürlich war es relativ klar, dass man die alten Ghostbusters auftreten lassen würde. Dagegen habe ich auch grundsätzlich nichts, aber die Art wie es gemacht wurde, war halt purer Fanservice ohne Sinn und Verstand. Ich bin sicher, dass viele Fans ausgerastet sind im Kino und das ist schön für sie. Auch ich hatte meine eben genannten Glücksmomente, aber je länger ich darüber nachdenke, desto eher denke ich, wie schön es gewesen wäre auf die neuen Figuren zu vertrauen. Der erste „Jurassic World“-Film hat das zum Beispiel sehr gut hinbekommen in meinen Augen. Aber nach „Star Wars“ oder auch dem dritte „Spider-Man“ mit Tom Holland muss dies nun einfach gemacht werden, um den maximalen Nostlagie-Kick aus den Leuten zu kitzeln. Harold Ramis ist ja leider vor fast zehn Jahren verstorben, man konnte ihn nur als CGI-Kreation ohne Stimme wieder bringen (hier als Geist, passenderweise). Der Film ist auch für ihn gemacht, was ich schön finde. Aber natürlich bleibt bei diesem Wiederbeleben von verstorbenen Schauspielern immer ein moralisch, fader Beigeschmack.
Was ich jedoch sehr gut fand, waren die deutschen Synchronstimmen. Ernie Hudson konnte wieder von Jürgen Kluckert gesprochen werden. Jedoch ist der großartige Arne Elsholtz (Bill Murray) bereits 2016 verstorben und Thomas Danneberg (Dan Aykroyd) ging 2019 in den wohlverdienten Ruhestand (ist 2023 aber leider ebenfalls verstorben). Für beide konnte man aber würdigen Ersatz finden, gerade Thomas Nero Wolff (er spricht vor allem Hugh Jackman als Wolverine) klingt erstaunlich echt nach Elsholtz.
SPOILER ENDE!
Fazit: „Ghostbusters Legacy“ hat seine Momente und ist in der ersten Hälfte ein sehr charmantes Reboot des Ganzen. Doch der Fanservice ist doch sehr aufdringlich im Film und nimmt mir am Ende dann doch viel Freude an dem Ganzen, besonders wenn man ein paar Tage über das Ganze nachdenkt. Es bleibt dabei: „Ghostbusters“ war ein Erfolg, den man nicht so einfach kopieren kann. Vielleicht sollte man das Ganze einfach ruhen lassen und sich auf neue und frische Ideen konzentrieren, aber leider leben wir nicht in dieser Zeit…