Mehr Haie bedeuten nicht zwingend auch mehr Spaß
Von Christoph PetersenDer Joker würde fragen: „Warum so ernst?“ Im Sommer 2018 eroberte der Riesenhai-Actioner „Meg“ die Popkultur im Sturm – und zwar mit einer morbiden Marketingkampagne, bei der unter anderem die Nährwerte argloser Strandtourist*innen aufgelistet wurden. Aber dann stellte man im Kino plötzlich fest: Moment mal, das ist ja gar kein 130 Millionen Dollar teures Trash-Spektakel, sondern ein ziemlich biederer und aufgrund der angestrebten Jugendfreigabe auch noch vollkommen unblutiger Blockbuster von der Stange, der seinen allenfalls mittelprächtigen Unterhaltungswert vor allem einem völlig freidrehenden Jason Statham („The Expendables 4“) verdankt. Das Ding ist nur: Am Ende standen trotzdem weltweite Einnahmen von mehr als 530 Millionen Dollar zu Buche …
… und so kann man es den Verantwortlichen kaum verübeln, dass sie an ihrem „Erfolgs“-Rezept auch in der Fortsetzung „Meg 2: Die Tiefe“ nicht groß herumgeschraubt haben. Obwohl diesmal der durchaus für abgefahrene Genre-Stoffe berüchtigte Ben Wheatley („Free Fire“) die Verantwortung übernommen hat, dauert es erneut – viel zu – lange, bis sich die Megalodons durch ein reich gedecktes Strandbuffet mampfen. Bis dahin muss man sich allerdings erst mal 90 Minuten lang durch ein über weite Strecken ziemlich ödes Mini-„Avatar 2“ schleppen, bei dem sich Jason Statham im Vergleich zum ersten Film auch noch spürbar zurückhält.
Das wollen wohl die meisten in einem „Meg“-Film sehen: Jason Statham prügelt sich – mal wieder – mit einem Riesenhai!
Der ehemalige Tiefseetaucher Jonas Taylor (Jason Statham) ist inzwischen als Umwelt-Aktivist unterwegs. So schmuggelt er sich etwa an Bord von Containerschiffen, die illegal Atommüll im Meer entsorgen – und mischt die wenig gastfreundliche Crew dann so richtig auf. Aber zwischendrin geht es immer wieder zurück zu der Hochsee-Forschungsstation vor der Küste von Shanghai, wo er die Vormundschaft für die inzwischen 14-jährige Nachwuchswissenschaftlerin Meiying (Shuya Sophia Cai) übernommen hat. Bei einem vermeintlichen Routine-Tauchgang mit Mini-U-Booten kommt es allerdings zur Katastrophe, als der Forschungstrupp auf die Mitglieder einer illegalen Unterwasser-Bergbau-Operation stößt…
Fangen wir mit dem Positiven an: Sobald es nach etwa drei Vierteln des Films auf die passend betitelte Insel Fun Island geht, hält ein direkt am Wasser gebautes Luxusresort nicht nur den Kult-Hund Pippin aus dem ersten Teil, sondern auch jede Menge unbedarft herumplanschendes Haifutter bereit. Da gibt es dann endlich die Art von Szenen, auf die wir wohl alle die ganze Zeit gewartet haben – sprich: Jason Statham rast auf einem Jetski mit selbstgebasteltem Explosions-Speer (nur echt mit Panzertape) auf gleich drei mehr als 20 Meter lange Mega-Haie zu – und wir alle wissen, dass die Viecher doch eh nicht den Hauch einer Chance gegen The Stath haben werden. An Land gibt es parallel allerdings auch noch hektisch-holprig geschnittene Dino-Action, die dann doch etwas zu sehr an die unschönen Seiten der „Jurassic World“-Reihe erinnert.
Bis er sich im Bombast-Finale langsam freischwimmt, gibt Jason Statham diesmal den Spielverderber, der sich mit betonter Ernsthaftigkeit um den Umweltschutz und seine Zieh-Tochter kümmert. Im selben Moment übernimmt der chinesische Superstar Jing Wu („Die wandernde Erde“) den Part des lockeren Sprücheklopfers (bei der Produktion von „Meg 2: Die Tiefe“ wurde erneut mit mehr als nur einem halben Auge in Richtung des chinesischen Marktes geschielt). Da kann man sich schon fragen, ob da nicht vielleicht ein Fehler passiert ist und die beiden aus Versehen die Rolle des jeweils anderen gespielt haben! Auf jeden Fall hilft der ernste The Stath diesmal kaum dabei, die erheblichen Längen erträglicher zu machen – und wie meisterhaft Jing Wu auch den ganz großen Action-Pathos beherrscht, wissen wir nicht nur aus seinen mega-mega-erfolgreichen „Wolf Warrior“-Filmen.
„Meg 2: Die Tiefe“ startet dabei mit einer Szene, die durchaus hoffen lässt, dass der neue Regisseur mehr Bock auf morbides Gute-Laune-Kino hat (und zudem auf 3D-Effekte setzt, die den Aufpreis tatsächlich lohnen): Da ackert der Film nämlich zum Auftakt erst einmal die komplette prähistorische Nahrungskette durch – ein Gecko schnappt sich eine Libelle, ein kleiner Dino den Gecko, und so weiter, bis schließlich ein ausgewachsener T-Rex von einem Megalodon mit einem einzigen Happen weggemampft wird, als sei er sowieso nicht mehr als ein appetitanregendes Horsd’œuvre. Doch dann schaltet Ben Wheatley erst mal ein paar Gänge zurück und braucht eine gefühlte Ewigkeit, um den Unterhaltungs-Motor wieder auf Hochtouren zu bringen.
The Stath Vs. Megalodon? Typischer Fall von dumm gelaufen – für den Hai, natürlich!
„Meg 2: Die Tiefe“ war alles andere als billig – und das sieht man auch! Wenn Jonas Taylor und seine Begleiter*innen in ihren Mini-U-Booten auf Rekordtiefen abtauchen, dann mehrere Kilometer auf dem Meeresboden entlanglaufen und schließlich eine Unterwasserstation erforschen, dann machen die Effekte und Kulissen durchaus was her – und trotzdem ist das alles abseits von gelegentlichen Kreaturen-Jump-Scares ziemlich öde. Die Haie stellen in der Masse plötzlich keine so große Gefahr mehr da, die Wendungen sind vorhersehbar, die Bösewichte seltendämlich (und teilweise echt mies gespielt) – und was die Erkundung der Unterwasserwelt angeht, hat „Meg 2“ nun mal echt Pech gehabt, dass der Kinostart von „Avatar 2: The Way Of Water“ erst schlappe neun Monate her ist...
Fazit: Jason Statham plus ein Schwarm historischer Riesenhaie – wie soll das nicht megamäßig Laune machen? Der erst viel zu spät in die Gänge kommende „Meg 2: Die Tiefe“ liefert die Antwort…