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    Curse Of The Nun
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Curse Of The Nun

    Die Billig-Variante von "The Nun"

    Von Lutz Granert

    Nach der Killerpuppe „Annabelle“ startete Anfang September 2018 mit „The Nun“ das zweite Spin-Off der „Conjuring“-Filmreihe in den Kinos und spielte – trotz durchwachsener Kritiken – bei Produktionskosten von 22 Millionen Dollar weltweit mehr als das 15-fache des Budget wieder ein. Ein Horror-Megahit! Und von diesem großen kommerziellen Erfolg will nun offenbar auch der Independent-Filmemacher Aaron Mirtes („Der Killerclown“) profitieren, der unter demselben Arbeitstitel, aber natürlich mit nur einem Bruchteil des Budgets einen ähnlich gelagerten Horrorthriller auf den Weg gebracht hat. Aber obwohl das Drehbuch von dem inzwischen „Curse Of The Nun“ betitelten Grusel-Schocker hin und wieder einige unerwartete Haken schlägt und mit tatsächlich überraschenden Wendungen punktet, wirkt die technisch nicht immer überzeugende Low-Budget-Produktion letztendlich trotzdem ziemlich lieblos heruntergekurbelt.

    Anna (Lacy Hartselle) hat zwar bereits eine lange Drogenkarriere hinter sich, ist inzwischen aber clean. Zusammen mit ihrem Freund Michael (Jonathan Everett) und Tochter Claire (Kate Kilcoyne) wohnt sie zusammen in einem Haus, welches Michaels Tante Donna (Alice Raver) gehört, die nun selbst wieder einziehen möchte. Als Anna für den Auszug die letzten Kisten packt, bemerken Donna und sie seltsame Geräusche in den oberen Stockwerken. Während Donna ihren Handwerker KK (Brad Belemjian) verständigt, der einmal die Rohre im Haus überprüfen soll, macht Anna die Bekanntschaft mit dem Geist einer Nonne namens Schwester Catherine (Rae Hunt), die vor vielen Jahren einmal ein Kloster bewohnte, welches auf demselben Grundstück wie das Haus stand. Der Dämon will endlich Ruhe finden – und Anna daran hindern, das Haus zu verlassen. Zusammen mit KK nimmt Anna den Kampf gegen den Geist auf…

    „Curse Of The Nun“ bedient sich sehr ausgiebig bei Horrorfilm-Klischees, was das an sich ernste Szenario gefährlich nahe an die Grenze zur unfreiwilligen Komik rückt. Kühl kalkulierte Jump Scares sind hier an der Tagesordnung und die Auftritte der okkulten Würdeträgerin werden unentwegt durch düster-pathetische Choräle lang und breit angekündigt. Dass der betont coole KK kurz nach seiner Ankunft lapidar und etwas gelangweilt die Hintergründe des geisterhaften Treibens im Haus herunterbetet und gleich mal sorglos zum Spielen mit dem Ouija-Brett einlädt, wirkt erzählerisch ziemlich ratlos. Doch Drehbuchautor Aaron Mirtes, der bei „Curse Of The Nun“ darüber hinaus als Produzent, Regisseur und Schnittmeister in Personalunion fungiert und im Film zudem in einen Cameo-Auftritt als Pizzabote absolviert, hat dafür aber zumindest einige überraschende Wendungen in petto. Diese führen auch eingefleischte Genrefans mit Beginn der zweiten Filmhälfte gehörig an der Nase herum und offenbaren eine regelrecht fiese Doppelbödigkeit des bis dahin vorhersehbar verlaufenden Horrorthrillers – bevor sich der Nonnen-Spuk dann doch recht schnell wieder auf etablierte Story-Pfade begibt.

    Der mehr als durchwachsende Eindruck setzt sich auch beim Filmhandwerk fort. Während die dosiert eingesetzten Make-Up- und Gore-Effekte durchaus gelungen sind, wirken Kameraarbeit und Lichtsetzung zuweilen amateurhaft. Häufig filmt Kameramann Chaz Olivier bei Innenaufnahmen ohne entsprechende Scheinwerfer gegen das (Tages-)Licht, wodurch entweder ein unscharfes „Glühen“ um die Lichtquelle entsteht oder Gesichter im Vordergrund kontrastarm im Dunkel verschwinden. Auch bei den Darstellern gibt es – wenn auch im übertragenen Sinne – Licht und Schatten. Lacy Hartselle („Her Worst Nightmare“) verkörpert Anna mit erfrischend-rotziger Gothic-Attitüde, auch schon bevor sie sich dem Dämon wehrhaft entgegenstellt. Co-Produzent Brad Belemjian gibt KK zugleich frech und hölzern (gerade beim Aufsagen seinen Dialogzeilen), als würde er seine Performance selbst nicht allzu ernst nehmen. Diese selbstironische Herangehensweise hätte auch Filmemacher Aaron Mirtes nicht geschadet. Der Bierernst, den er in „Curse Of The Nun“ bis zum Ende verfolgt, lässt seine Low-Budget-Produktion gegen das zumindest technisch saubere Effekte-Bollwerk von „The Nun“ schlicht alt aussehen.

    Fazit: Zwei, drei überraschende Wendungen allein reichen nicht aus, um Horrorfans nachhaltig zu beeindrucken. Obwohl hin und wieder etwas B-Movie-Charme durchscheint, hakt „Curse Of The Nun“ weitgehend ohne eigene Ideen die üblichen Genre-Klischees viel zu artig ab.

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