Anfang der 90er Jahre von Hollywood als talentierter, aber nicht massenkompatibler Querkopf verstoßen, ist Steven Soderbergh mittlerweile zum angesagtesten Regisseur der Traumfabrik aufgestiegen. Warum? Er schafft es wie kaum ein anderer, anspruchsvolle Kost, einem Massenpublikum schmackhaft zu machen. Doch auf dem Höhepunkt seines Werkens nimmt er sich plötzlich eine Auszeit. Und die heißt „Ocean’s Eleven“. Das Remake des launigen Rat-Pack-Klassikers „Frankie und seine Spießgesellen“ ist angenehm entspannt, elegant und einfach superlässig - ein Gauner-Thriller in Superstarformat.
Über die Resozialisierung nach einem Knastaufenthalt hat Danny Ocean (George Clooney) eigene Vorstellungen. Anstatt sich ins bürgerliche Leben einzufinden, plant er das ganz große Ding - den Supercoup. Ziel: Drei Casinos im Spielerparadies Las Vegas. Geschätzter Wert der Beute: 160 Millionen Dollar. Risiko: extrem hoch. Mit Kompagnon Rusty (Brad Pitt) trommelt er ein eigenwilliges, aber hochqualifiziertes Team von Spezialisten (u.a. Matt Damon, Carl Reiner, Don Cheadle und Casey Affleck) zusammen. Doch der Plan muss auch vorfinanziert werden. Da kommt der zwielichtige Casino-Besitzer Tishkoff (Elliott Gould) ins Spiel. Er hasst seinen Widersacher Benedict (Andy Garcia), der die anvisierte Hotel-Casinos Bellagio, MGM Grand und Mirage kontrolliert. Der Knackpunkt an dem Coup: Jeder einzelne Cent der drei Anlagen wird in einem zentralen Mega-Safe tief unter der Erde gesammelt. Sekundengenaue Planung ist erforderlich - und nichts darf schief gehen.
Mit dem coolen Gauner-Stück „Out Of Sight“ gelang Soderbergh in Hollywood das Comeback. Doch erst mit den von Kritikern wie Publikum gleichermaßen geliebten „Erin Brockovich“ und „Traffic“ erlangte der US-Amerikaner den Status, einfach alles anpacken zu dürfen, was er möchte. So betrachtet Soderbergh „Ocean’s Eleven“ als eine Art Spielerei für zwischendurch, als Entspannung. Der Anspruch spielt wie beim Original mit Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis jr. aus dem Jahr 1960 keine Rolle. Trotzdem liegen Welten zwischen den Filmen. Die Ur-Version war ein eher bierseliger Spaß, dessen einziges Plus die Präsenz der Stars war. Soderbergh ist ein Perfektionist mit Liebe zum Detail - auch wenn er einen Unterhaltungsfilm dreht. Für die Episode um die Pokerrunde der reichen Jung-Filmstars verpflichtete der Regisseur auch solche - wie Joshua Jackson aus "Dawsons Creek", Holly Marie Combs aus "Charmed" und Barry Watson aus "Eine himmlische Familie".
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Dennoch: Das Vordergrund steht eindeutig Coolness. Mit prächtiger Eleganz und einer ungeheuren Lässigkeit setzt Soderbergh sein erlesenes Personal in Szene. Das ist Superstar-Kino reinster Qualität. Der eigentliche Coup gerät da fast zur Nebensache, die detailbesessene Planung macht den Reiz aus. Soderbergh, der wie gewohnt als sein eigener Kameramann fungiert, zeigt das Sündenbabel Las Vegas als hochglänzendes Spielerparadies - ein Zerrbild der Wirklichkeit, aber eben grenzenlos relaxt.
Das Traumaufgebot der Topstars hat aber auch Nachteile. Nicht jeder kann soviel Spielraum bekommen, wie er gewohnt ist. Der schelmenhafte, charmante George Clooney darf sich mit seinem kongenialen Partner Brad Pitt locker die Bälle zu spielen, während dem drögen Matt Damon kaum Platz bleibt, zu glänzen wie seine Nebenrollen-Mitstreiter Elliott Gould als ausgeflipperter Casino-Boss oder der oft unterschätzte Don Cheadle als Sprengstoff-Experte. Ein Störfaktor ist dagegen der Charakter von Julia Roberts. Sie ist als Clooney-Exfrau Tess zwar eine optische Augenweide, aber eindeutig überqualifiziert für den kleinen Part. Man wird das Gefühl nicht los, dass sie Soderbergh angebettelt hat, mitspielen zu dürfen, um einfach dabei zu sein - schließlich ist der kühle Intellektuelle als exzellenter Schauspieler-Regisseur bekannt. Roberts bekam den Oscar für „Erin Brockovich“, Benicio Del Toro für „Traffic“. Auf der Habenseite darf sich Andy Garcia wähnen. Er brilliert als skrupelloser Tycoon und schafft einen schönen Kontrapunkt zur sympathischen Gaunerbande. „Gut“ und „böse“ vertauschen die Rollen. Die Guten rauben, der Böse wird beklaut - und das Ganze durchgehend spannend, sehr stimmig, aber ohne große Überraschungen. Das Kapital von „Ocean’s Eleven“ liegt eindeutig in der Verschmitztheit der Figuren, dem Augenzwinkern, mit dem die Geschichte erzählt wird.