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    Die Häschenschule 2 - Der große Eierklau
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Die Häschenschule 2 - Der große Eierklau

    Eine Steigerung gegenüber dem ersten Teil

    Von Nikolas Masin

    Eine geheime Schule nur für ausgewählte Kids, auf der die weisen Mentor*innen Zaubertricks lehren. Klingt nach „Harry Potter“? Weit daneben. Es geht um die modernisierte Verfilmung des fast schon 100 Jahre alten Bilderbuch-Klassikers „Die Häschenschule“, welche nun als „Die Häschenschule 2 – Der große Eierklau“ in die zweite Runde geht. Aber falsche Hoffnungen sollte man sich wegen dieses unfairen Vergleichs nicht machen: So voller Wunder und Überraschungen wie Hogwarts ist die recht kahle Grünfläche der Osterhasen-Azubis bei weitem nicht.

    Dennoch scheint man sich die Kritik am ersten Teil „Die Häschenschule – Jagd nach dem Goldenen Ei“ durchaus zu Herzen genommen zu haben: Die Schwarzweiß-Zeichnung der dummen Füchse gegenüber den lieben Hopplern ist deutlich gedrosselt. Neue Figuren sowie bisher ungesehene Ecken vom Schulgelände mit coolen Konstruktionen peppen das Geschehen – ebenso wie die wesentlich schickeren Animation – merklich auf. Von Albert Sixtus' altbackener Vorlage ist nicht mehr viel zu spüren – und das ist wohl auch am besten so.

    Der neue Bösewicht Leo macht alles für seine Social-Media-Follower*innen.

    Der Großstadthase Max (Stimme: Noah Levi) hängt nach seiner Ausbildung zum Osterhasen doch lieber wieder bei seinen Kumpels in der City ab, anstatt bei der Häschenschule mit anzupacken. Als er aber zum Meisterhasen-Kandidaten gewählt wird, kehrt er fix zurück, um sich den Prüfungen zu stellen. Doch dann färbt sich das magische goldene Ei auf einmal schwarz – und das bedeutet: Ostern ist in Gefahr! Die tollpatschigen Füchse haben nämlich Unterstützung vom ebenso fiesen wie gewieften Gang-Hasen Leo (Sebastian Fitzner) bekommen…

    Regisseurin Ute von Münchow-Pohl füllt mit der ersten Szene direkt eine der größten Leerstellen des ersten Films auf: Wo kommen eigentlich die ganzen bunten Eier her? Doch nicht etwa aus der Massentierhaltung? Nein – von einem hohen Berg neben der Häschenschule, auf dem ein paar Hühner unter dem Kommando der übermotivierten bayrischen Henne Gudrun (Katharina Straßer) im Gebüsch einen „abseilen“. Die frischen Eier rollen dann über eine Rutsche nach unten und werden direkt von einer hölzernen High-Tech-Apparatur bepinselt. Die Häschen singen im Chor: „Wir malen die Welt bunt – mit leuchtenden Farben.“ Die ungeheuer eingängige Melodie wird man auch anschließend nicht mehr los.

    Lahme Helden – coole Nebenfiguren

    Wie ein Schritt zurück fühlt sich dagegen der Umgang mit Hauptfigur Max an. Der macht quasi dieselbe Charakterentwicklung vom ersten Teil – nämlich vom Egomanen zum selbstlosen Teamworker – noch einmal durch. Diesmal wurde aber immerhin mehr aus diesem Motiv gemacht und seine angeknackste Beziehung zur Mitschülerin Emmy (Jenny Melina Witez) ausgebaut. Eine besonders charmante Szene ist beispielsweise, als sie Max darauf hinweist, er würde ständig das Wort „Ich“ benutzen. Beim dem Versuch, ihr das Gegenteil zu beweisen, scheitert er kläglich und bekommt keinen einzigen Satz zusammen.

    Ein Fuchs auf der Häschenschule? Und dann stellt der sich auch noch gar nicht mal dumm an...

    Auch Max' (Ex-)Schulrivale Anton wurde anscheinend geblitzdingst. Der hatte sich ja eigentlich mit Max vertragen. Nun zieht er doch wieder über ihn her. Und die Lehrer*innen Madame Hermine (Senta Berger) und Herr Eitelfritz (Friedrich von Thun) benehmen sich weiterhin so, als wären sie 300 Jahre alt und irgendwie im falschen Film. Über den Rest der Langohren erfährt man fast nichts. Die einzige Ausnahme ist Neuzugang Leo, der hier spannenderweise den ersten Hasen-Schurken der Reihe gibt. Seine Social-Media-Follower*innen (von ihm „virtuelle Gang“ getauft) hat der Lederjacken-Biker stets per Handy-Livestream dazugeschaltet – schließlich soll niemand die Umsetzung seines bösen Masterplans verpassen.

    Aber auch bei den bisher universell bösen Füchsen gibt es einen Überläufer zur „hellen Seite“ – und dieser erweist sich plötzlich als gutherziges Mathegenie, ganz im Kontrast zu den Dusselköpfen des ersten Films. Die spontane IQ-Verdopplung mag zwar etwas weit hergeholt sein, doch dem Franchise tut die neue Prise an differenzierten Figuren sehr gut.

    Superhelden spielen lieber Fangen statt sich zu vermöbeln

    Den starken Plastik-Look des Vorgängers hat „Die Häschenschule 2 - Der große Eierklau“ weitestgehend abgelegt. Die Animation ist dynamischer, detailreicher und fühlt einfach mehr auf den Zahn der Zeit. Besonders bei Großaufnahmen der monotonen Schulwiese fällt aber auf: Die so lieblos nebeneinandergesteckten Bauwerke wirken wie dem Baukasten eines Strategie-Videospiels entnommen. Letztendlich ist die Bühne des Geschehens eben nicht viel mehr als ein übergroßer Pausenhof mit ein paar extra coolen Spielplatzgeräten. Passenderweise läuft die finale Konfrontation auf eine Runde Fangen hinaus.

    Es ist einerseits angenehm, dass dieser zarte Film sich nicht zur üblichen Action-Bilderschlacht hinreißen lässt. Andererseits werden falsche Erwartungen geschürt, werden die Häschen doch zu regelrechten Superhelden ausgebildet: Nachdem sie in Teil 1 den „Verschwindibus“ (=Teleportation) gemeistert hatten, kommt nun eine weitere magische Superkraft hinzu. Die Bewerbung bei den „Avengers“ ist also nur noch eine Frage der Zeit…

    Fazit: Seit dem recht hölzernen ersten „Häschenschule“-Film von 2017 hat sich viel getan – von der moderneren Optik bis zur größeren Figurenvielfalt. Trotzdem ist da noch viel Luft nach oben – und da reicht es nicht aus, den Held*innen für Teil 3 wieder eine neue Superkraft zu verleihen.

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