Die Erfahrungen und Probleme mit dem Erwachsenwerden the-matisiert die gelungene Verfilmung von Benjamin Leberts au-tobiographischem Bestseller „Crazy“, der vor gut einem Jahr für Aufsehen in der Literatursze-ne sorgte.
Der 16-jährige halbseitig gelähmte Benjamin (Robert Stadlober aus „Sonnenallee“) soll auf dem renommierten Internat Neubeuern die achte Klasse schaffen und später das Abitur machen. Allerdings stehen seine unterentwickelten Mathekenntnisse diesem Vorhaben im Wege. Wesentlich mehr lernt er außerhalb des Klassenraums. Bald freundet sich der eher schüchterne Junge mit einer Clique an. Partys mit reichlich Alkohol, der Ausflug ins Striplokal sind die Folge. Dann verlieben sich Benjamin und sein bester Freund Janosch (Tom Schilling) in die attraktive Malen (Oona Devi Liebich).
Regisseur Hans-Christian Schmid (35), der schon mit „Nach fünf im Urwald“ und „23“ ein gutes Gespür für anspruchsvolles Jugendkino bewies und die jeweiligen Hauptdarsteller Franka Potente und August Diehl bekannt machte, geht bei seinem dritten Kinofilm diesen Weg konsequent weiter. „Crazy“ ist atmosphärisch dicht, die wieder einmal perfekt ausgesuchte Jungdarstellerriege wirkt absolut authentisch und ist von Kame-rafrau Sonja Rom in herrliche Kinobilder gefasst. Schmid kann auf sein Talent für gut geschriebene Dialoge setzen. Ähnlich wie bei „Sonnenallee“ begründet sich der Erfolg von „Crazy“ darauf, dass in diesen Filmen exakt die Lebensgefühle der Teenagergeneration geschildert werden: Komische, tragische und melancholische Alltagsgeschichten stehen im Mittelpunkt. Auch wenn es einiges zu lachen gibt, sinkt „Crazy“ nicht auf das niedere Niveau der deutschen Schenkelklopfer-Posse „Harte Jungs“ ab, sondern nimmt seine Figuren stets ernst.