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    Scary Movie
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Scary Movie
    Von Lars-Christian Daniels

    Was wurde dem leidgeprüften Kinopublikum in der jüngeren Vergangenheit nicht alles an Parodien zugemutet. Während Date Movie romantischen Komödien und Fantastic Movie Blockbustern wie Fluch der Karibik vergeblich ironische Seiten abzugewinnen versuchte, scheiterte Meine Frau, die Spartaner und ich kläglich an Zack Snyders 300 und dem Aufarbeiten prominenter Klatschgeschichten. Zudem stellte der Film unter Beweis, dass selbst vollkommen misslungene Versuche von Persiflage Erfolg an den Kinokassen haben können – wenngleich der Nachfolger Disaster Movie auch in Sachen Einspielergebnis seinem Namen alle Ehre machte. Was haben all diese Filme gemeinsam? Richtig. Aaron Seltzer und Jason Friedberg zeichneten für Drehbuch und Regie verantwortlich. Wohl dem, der in diesen Zeiten zu Keenen Ivory Wayans „Scary Movie“ greift – dem Film, der noch der beste der grassierenden Parodiewelle ist und eigentlich stilbildend für seine zahlreichen Nachfolger sein sollte. Auch am Drehbuch von „Scary Movie“ war das Duo Seltzer/Friedberg beteiligt – jedoch nur zu einem Drittel.

    Wer Wes Cravens Scream und Jim Gillespies „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ gesehen hat, wird keine Probleme damit haben, der ohnehin simpel gehaltenen Handlung zu folgen. Highschool-Schönheit Drew Decker (Carmen Electra) will sich gerade Popcorn machen, als sie von einem anonymen Anrufer am Telefon bedroht wird. Wenig später besucht der maskierte Killer das Busenwunder und spießt es im Garten mitsamt seines Silikonimplantats auf. Dies ist der Auftakt zu einer brutalen Mordserie, deren Motiv auf das vorangegangene Halloween-Fest zurückgeht: Sechs Jugendliche haben bei einer nächtlichen Sauf- und Spritztour einen Mann angefahren, riefen aber nicht den Notarzt, sondern zogen es vor, ihn mit einer Whiskey-Flasche zu bewerfen. Das fand der Verletzte natürlich gar nicht komisch und streift nun mit weißer Horrormaske und schwarzem Umhang über den Campus, um seine Peiniger mit einem Fischerhaken aufzuschlitzen. Immer wieder lässt er den Jugendlichen Botschaften zukommen – mal um an ihre Tat, mal um an den kleinen Penis eines seiner Opfers zu erinnern. Nach und nach müssen die Schüler ihr Leben lassen, auch wenn der Maskierte sich bisweilen mehr als tollpatschig anstellt…

    Mit „Scary Movie“ wurde ein Erfolgsrezept etabliert, dessen Zutaten auch bei den deutlich schwächeren Nachfolgern Scary Movie 2, Scary Movie 3 und Scary Movie 4 gnadenlos beibehalten wurde. Man nehme: eine Handvoll (Horror)-Filme der vergangenen Kinojahre, fünf bis sechs wenig bis mittelmäßig talentierte Jungschauspieler, unzählige Sex- und Ekel-Gags, ordentlich Slapstick und noch ein paar Gastauftritte. Das alles kräftig durch den Kakao ziehen, überschaubar auf dem Story-Teller anrichten und mit jeder Menge Zitate und Anspielungen garnieren. Fertig!

    Anders als bei den meisten anderen Beiträgen des Genres klappt diese Mixtur beim ersten Teil noch ziemlich gut. Das liegt insbesondere daran, dass sich der Hauptstrang der Handlung an Scream orientiert – ganze Sequenzen werden kopiert, Dialoge aufgegriffen und Details ironisiert. Wer den Wes-Craven-Klassiker nicht gesehen hat, ist gegenüber dem informierten Zuschauer natürlich im Nachteil. Der Anteil von „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ am Plot ist deutlich geringer. Alle übrigen Anspielungen – zum Beispiel auf Blair Witch Project, The Sixth Sense oder Titanic – halten nur für einzelne Gags her, die schnell keine Rolle mehr spielen. Einzig der aus Die üblichen Verdächtigen übernommenen Schlusswendung und dem Matrix-Kampf zwischen Cindy (Anna Faris, Die Super-Ex, Scary Movie 5) und dem Mörder räumt das Drehbuch mehr als nur ein paar Sekunden Leinwandzeit ein.

    Den größten Unterhaltungswert liefert die Parodie der Figur des Killers, die natürlich geradezu danach schreit, auf die Schippe genommen zu werden. In einer köstlichen Sequenz ärgert sich der Mörder gleich mehrfach darüber, dass Cindy ihn im Wohnzimmer immer wieder entdeckt, weil er sich beim Versteckspiel einfach zu dämlich anstellt. Später lässt er die Kiffer-Session von Freizeitrapper Shorty (Marlon Wayans, Requiem For A Dream, Norbit) kurzerhand zur blutigen Killer-Session ausarten.

    Gescheitert ist hingegen der Versuch, durch das Erläutern klassischer Horrorfilmmuster zu unterhalten – das wurde bereits in Scream auf intelligentere Art und Weise erledigt. Hier entlockt höchstens noch das Ableben von Buffy (Shannon Elizabeth, American Pie) dem Zuschauer ein vorsichtiges Schmunzeln. Welches Opfer in einem Horrorfilm wie, wo und wann zu sterben hat, wissen wir längst. Erfreulicherweise halten sich Ekel-Gags und Fäkalhumor, der insbesondere in Scary Movie 2 deutlich überstrapaziert wird, noch in einem vergleichsweise erträglichen Rahmen. Einzig Deputy „Doofy“ – eine Anspielung auf Deputy „Dewey“ aus der Scream-Trilogie – wird nicht müde, allen zu erzählen, dass er sich gerade im Hintern gebohrt hat und sich gerne mit einem Staubsauger selbst befriedigt (alle, die darüber trotz des fehlenden Niveaus lachen können, sollten sich den Abspann unbedingt bis zum Ende ansehen). Die übrigen Sprüche zielen in Kombination mit Slapstick-Einlagen und zur Schau gestellten Genitalien in erster Linie auf die „Dawson’s Creek“-Generation an. Der Cameo-Auftritt des Soap-Stars James van der Beek (Die Regeln des Spiels, Jay und Silent Bob schlagen zurück) kommt daher auch nicht von ungefähr.

    Fazit: Wer über Masturbation mit dem Staubsauger und Intimrasur mit der Heckenschere lachen kann, dem sei „Scary Movie“ wärmstens ans Herz gelegt. Alle Freunde des anspruchsvolleren Humors können sich hingegen mit der selbstreflexiv-ironischen Killer-Karikatur trösten, die trotz oder gerade wegen ihrer mangelnden Cleverness jede Menge Sympathiepunkte sammelt.

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