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    Verliebt in meine Frau
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Verliebt in meine Frau
    Von Katharina Granzin

    Wie viele Filme hat die Welt nicht schon gesehen (zumal französische), in denen Frauen hinter allerlei Komödienzinnober vor allem als Projektionsfläche für ziemlich unoriginelle Männerphantasien fungieren. Da ist es tatsächlich ungemein erfrischend, wenn mal einer daherkommt und die Männerphantasie an sich ganz explizit als Komödiengegenstand aufs Korn nimmt. Daniel Auteuil („Our Women“, „Ich habe sie geliebt“), der als Schauspieler in zahlreichen (Frauenheld-)Rollen mittlerweile etliche Jahrzehnte französischer Filmgeschichte auf dem Buckel hat, verfügt in diesem Bereich sicherlich über die beste vorstellbare Expertise.

    In seinem neuen Film „Verliebt in meine Frau“ macht er nicht nur als Hauptdarsteller eine gute Figur, sondern beweist auch als Regisseur ein überlegenes Gespür für Timing, Pointen und Figurenführung (Drehbuch: Florian Zeller). Eine Riege wunderbarer DarstellerInnen steht ihm zur Seite (Adriana Ugarte, Gérard Depardieu, Sandrine Kiberlain). Ganz abgesehen von all seinen Vorzügen ist allerdings auch dieser Film vor allem für solche Menschen interessant, die gern schöne junge Frauen im Kino sehen und sich für die Phantasien älterer Männer interessieren. Schöne junge Männer dagegen kommen in ihm leider gar nicht vor.

    Daniel (Daniel Auteuil) trifft seinen guten alten Freund Patrick (Gérard Depardieu) zufällig auf der Straße und lädt ihn zum Abendessen ein - vorschnell und eigentlich wider Willen, denn Daniel weiß, dass seiner Frau Isabelle (Sandrine Kiberlain) dieser Besuch gar nicht recht sein wird. Patrick nämlich, der mit Isabelles bester Freundin verheiratet war, hat jene für eine jüngere Frau verlassen - und will seine neue Lebensgefährtin nun zum geplanten Abendessen mitbringen. Unerwartet wird das Zusammentreffen für Daniel zur Schicksalsprobe. Denn die erst 30-jährige Emma (Adriana Ugarte) ist derart hinreißend, dass er sich bei ihrem Anblick umgehend in erotische Phantastereien verliert. Als dann unerwartet tatsächlich eine körperliche Annäherung möglich scheint, übergießt er Emma vor lauter Schreck mit der flüssigen Schokolade, die eigentlich auf die Windbeutel gehört. Aber vielleicht ist das ja auch nur der Auftakt zu etwas ganz Wunderbarem…?

    Der raffinierte Reiz von „Verliebt in meine Frau“ liegt darin, dass Daniels Wunschbilder so überaus lebendig sind, dass es nicht nur für ihn, sondern eben auch für die Zuschauer schwer zu entscheiden ist, auf welcher Ebene eine Szene nun gerade spielt. Was ist noch Männerphantasie, was schon Wirklichkeit? So geschickt werden die beiden Welten ineinander geschnitten, dass irgendwann - und das ist sehr genau kalkuliert - gar nicht mehr zu sagen ist, an welcher Stelle die Phantasie aufhört und die Realität beginnt. (Selbst wenn natürlich irgendwann eine Auflösung erfolgt, so subversiv ist der Film dann doch nicht.)

    Auteuils handverlesene Darstellerriege bewegt sich souverän auf oder haarscharf neben der Schwelle, jenseits derer übertrieben chargierendes Spiel auch als Hinweis auf das Irreale aufgefasst werden könnte. Da Menschen aber auch im normalen Leben hin und wieder zu übertriebenem Verhalten neigen, ist auch das kein absolut zuverlässig zu deutendes Zeichen. Am wenigsten wird die großartige Sandrine Kiberlain schauspielerisch gefordert - sie agiert auf allen Ebenen durchgehend gleich natürlich als die kluge, etwas ironische Ehefrau des sozial maßlos überforderten Daniel.

    Eine übergeordnete - sozusagen außerfilmische - Ironie liegt schließlich noch darin, dass zwar die phantastisch schöne Emma nur ungefähr halb so alt sein mag wie Daniel, dass aber auch - am wahren Alter der DarstellerInnen gemessen - dessen Ehefrau immer noch fast 20 Jahre jünger ist als er selbst. So liegt diesem Film also gleichsam eine doppelte Männerphantasie auf allen Ebenen zugrunde. Warum ist Auteuil eigentlich nicht auf die Idee gekommen, sich eine ihm altersmäßig ebenbürtige Filmgattin an die Seite zu stellen? Gerade das französische Publikum mit ihrem jungen Präsidenten und seiner weit älteren First Lady sollte doch inzwischen ganz gut wissen, dass das „Alter Mann mit junger Frau“-Paarschema eigentlich überholt ist.

    Fazit: Intelligent gemachte, toll gespielte Komödie um die Phantasien alternder Männer mit jungen Frauen. Was gar nicht darin vorkommt: junge Männer und alternde Frauen.

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