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    Marnies Welt
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Marnies Welt

    Die modernen Bremer Stadtmusikanten

    Von Markus Fiedler

    Nachdem sie 1990 für ihren animierten Kurzfilm „Balance“ einen Oscar gewonnen haben, wechselten die in Hildesheim geborenen Christoph und Wolfgang Lauenstein erst einmal ins Werbefach. Anschließend sollte es ganze 28 Jahre dauern, bis die Zwillingsbrüder mit „Luis und die Aliens“ ihren ersten Spielfilm in die Kinos bringen sollten. Die Sci-Fi-Komödie konnte zwar animationstechnisch nicht mit der Konkurrenz aus Hollywood mithalten, machte das aber mit einer Menge Humor und Einfallsreichtum wieder wett. Nun legen die Lauensteins mit der modernisierten Version des klassischen grimmschen Märchens von den Bremer Stadtmusikanten nach. Dabei teilt „Die sagenhaften Vier“ zwar die Schwächen seines Vorgängers, aber nicht unbedingt dessen Stärken.

    Katze Marnie (Stimme: Alexandra Neldel) ist der Liebling ihrer Besitzerin Rosalinde Sunshine. Als großer Fan von Krimis kennt die kluge Katze alle Folgen ihrer Lieblingsserie „Agentin Ohura“. Aber weil die Hauskatze niemals nach draußen darf, ist Marnie nur theoretisch eine große Detektivin. Das ändert sich, als Rosalindes Stiefbruder Paul auf der Bildfläche erscheint. Mit zwei Gipsbeinen auf Hilfe angewiesen, schickt er Marnie auf Abenteuer in die große weite Welt. Dort trifft sie nicht nur auf den esoterischen Hahn Eckbert, sondern auch auf den Wachhund Elvis (Axel Prahl) und das Zebra Mambo. Gemeinsam übernehmen die vier Freund einen schwierigen Fall: In dem kleinen Dorf wurden bereits etliche Farmen ausgeraubt und immer fehlen neben Schmuck und anderen Wertsachen auch ein paar vermeintlich wertlose Gemälde. Schnell geraten die Tiere selbst unter Verdacht. Kann das Quartett den Täter finden, bevor es selbst hinter Gittern wandert?

    Mit dem Traktor zum nächsten Tatort.

    Wie entscheidend das Budget für die visuelle Qualität eines Films sein kann, sieht man nirgendwo deutlicher als im Animationsgenre. So kostete das Bilder-Feuerwerk „Drachenzähmen leicht gemacht 3“ um die 130 Millionen Dollar. Für „Die sagenhaften Vier“ hatten die Lauensteins nur einen Bruchteil davon zur Verfügung – und das sieht man eben auch: Während die Figuren selbst noch halbwegs detailliert modelliert daherkommen, bricht die Illusion einer lebendigen Welt bei den Umgebungen und Hintergründen zusammen: Währen die um das Dorf liegenden Felder eher an eine braune Masse erinnern, ist auf den Wiesen kaum ein Grashalm als solcher zu erkennen.

    In einigen Einstellungen wie dem Himmel bei Abenddämmerung oder einem Panoramablick über das kleine Dorf zeigt sich: Im Prinzip können es die Animations-Spezialisten durchaus, denn hier liefern sie bestechend schöne Bilder ab. Doch das bleiben Ausnahmen. Insgesamt kann der Film mit der Big-Budget-Konkurrenz nicht konkurrieren, auch weil er eben keinen eigenen Look entwickelt, der einen über die offensichtlichen Limitationen hinwegsehen lässt.

    Schlafen, Essen, Fernsehgucken - für Marnie war bisher jeder Tag gleich.

    Die vier sehr unterschiedlichen Helden haben dabei zwar durchaus ihren Charme. Allerdings stellt sich bei ihrem lustigen Treiben immer wieder die Frage, für welche Zielgruppe die Lauensteins ihren Film eigentlich konzipiert haben. So wird die Unlust von Hahn Eckbert, sich mit seinen Hennen zu beschäftigen, einen Sechsjährigen sicher nicht zum Lachen bringen. Und auch Marnies auf Englisch verfassten Tagebucheinträge, von denen jeder einzelne „Sleeping – Eating - Watching TV“ lautet, dürften an Grundschülern einfach vorbeigehen. Dabei sind die Story und viele der Nebenfiguren genau auf diese Altersgruppe abgestimmt. Der Krimiplot ist derart harmlos und wird mit so simplen Dialogen erzählt, dass schon Zehnjährige sich vermutlich unterfordert fühlen.

    Da hilft es nur bedingt, dass zumindest die Sprecher einen sehr guten Job machen und den Figuren Seele einhauchen. Das holprige Skript und einige extrem alberne Szenen rauben den eigentlich sehr goldig geratenen Helden immer wieder etwas von ihrem Charme und Unterhaltungswert. Was bei „Luis und die Aliens“, der erst vor nicht einmal einem Jahr in die deutschen Kinos gekommen ist, noch so gut funktioniert hat, nämlich das Wettmachen der mäßigen Optik durch viele coole Ideen und witzige Figuren, gelingt hier viel zu selten.

    Fazit: „Die sagenhaften Vier“ punktet zwar mit niedlichen Helden, leidet aber unter leblos animierten Hintergründen und einem uneinheitlichen Humor, der zwar vom Kleinkind bis zum Erwachsenen jeden ansprechen soll, aber so letztendlich niemanden wirklich zufriedenstellt.

     

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