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    Pokémon - Der Film: Du bist dran!
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Pokémon - Der Film: Du bist dran!
    Von David Herger

    Dass Pokémon einfach nicht totzukriegen sind, zeigte sich zuletzt 2016, als Nintendo das Mobile Game „Pokémon Go“ auf den Markt brachte und damit (zumindest einen Sommer lang) eine neue Welle der Taschenmonster-Manie lostrat. Es war der neueste Hit in einer langen Erfolgsgeschichte, die bereits 1996 begann. Aus einem bescheiden herausgebrachten Game-Boy-Spiel erwuchs in zwei Jahrzehnten ein regelrechtes Franchise-Imperium aus Games, Anime-Serien, (Kino-)Filmen, Sammelkarten, Spielfiguren, Plüschtieren, Bettwäsche und vielem mehr. Nun ist es ebenfalls schon 20 Jahre her, dass im April 1997 die allererste Episode der „Pokémon“-Zeichentrickserie in Japan ausgestrahlt wurde. Darauf spielt der für die Serie und seit dem Leinwanddebüt von Pikachu und Co. in „Pokémon – Der Film“ im Jahr 1998 auch für alle Kinoabenteuer der kleinen Monster verantwortliche Regisseur Kunihiko Yuyama mit dem nunmehr 20. Teil der Filmreihe schon im Titel „Pokémon – Der Film: Du bist dran!“ an, denn „Du bist dran“ hieß damals auch die erste Folge der Serie. Genau in diesem Geiste bietet das kurzweilige Animationsabenteuer sowohl alten als auch neuen Fans der Saga einen gelungenen Mix aus Nostalgie und frischem Wind. Und neben jeder Menge Slapstick und ausführlicher Pikachu-Huldigung kommen diesmal auch die Emotionen nicht zu kurz.

    Der zehnjährige Ash hat einen Traum: Er will der größte Pokémon-Trainer von allen werden – und verschläft den wichtigsten Tag seines Lebens. Denn als er bei dem ihm wohlgesonnenen Wissenschaftler Professor Eich aufkreuzt, um von ihm sein erstens Pokémon zu erhalten, steht ihm nur noch ein nicht gerade pflegeleichtes Pikachu zur Wahl, das sich dazu noch weigert, in seinen Pokéball zu gehen. Doch nach holprigem Beginn entsteht zwischen Ash und Pikachu auf ihren Reisen durch die Kanto-Region eine enge und tiefe Freundschaft. Als das Duo dem legendären Pokémon Ho-Oh begegnet und Ash von dem phönixgleichen Wesen eine wundersame Feder erhält, machen sich die beiden auf, um Ho-Oh wiederzufinden und gegen es zu kämpfen. Unterwegs treffen Ash und Pikachu auf die Trainer Verena und Konstantin, mit denen sie sich schnell anfreunden und die sich ihnen auf ihrer Suche nach Ho-Oh anschließen. Aber auch mit dem tollpatschigen Bösewicht-Trio Team Rocket und dem finsteren Trainer Axel, der genau wie Ash der größte Pokémon-Meister aller Zeiten werden will, kreuzen sich immer wieder ihre Wege. Und dann wäre da noch das mysteriöse Pokémon Marshadow, das in einer geheimnisvollen Verbindung zu Ho-Oh steht und die unzertrennliche Freundschaft von Ash und Pikachu immer wieder auf die Probe stellt...

    Schon die Wiederverwendung des „Pokémon“-Fans nur zu gut bekannten Anime-Titelsongs „Komm, schnapp' sie dir“ zum Auftakt von „Du bist dran!“ macht klar: Mit dem 20. Teil der Filmreihe verneigt sich „Pokémon“-Dauerregisseur Kunihiko Yuyama tief vor den Wurzeln der Taschenmonster-Saga. Dabei macht er aber nicht den Fehler, einfach die Handlung der ersten Folgen der Anime-Serie wiederzukäuen. Vielmehr huldigt er ganz verspielt mit Bildern und Gags dem Beginn der Saga, etwa wenn das trotzige Pikachu mit seinen Elektroschocks Ash und Dr. Eich zum „Tanzen“ bringt oder Team Rocket immer wieder in den Himmel katapultiert wird. Mit solchen augenzwinkernden Querverweisen zur Originalserie richtet sich Yuyama an „Pokémon“-Fans der ersten Stunde, ohne dabei frischgebackene Anhänger der Reihe zu verprellen – denn die bekommen mit der reichlich emotionalen Hintergrundgeschichte um die Freundschaft zwischen Ash und Pikachu den perfekten Einstieg in die heutzutage ziemlich unübersichtliche Welt der Pokémon, von denen es mittlerweile schon mehr als 800 verschiedene gibt. Zum Glück wird in „Du bist dran!“ auf übermäßiges Namedropping oder eine zähe Aneinanderreihung von ohnehin meist sehr ähnlich gearteten Kämpfen verzichtet, um dem Zueinanderfinden von Ash und Pikachu möglichst viel Spielraum zu lassen.

    Und genau hier liegt die große Stärke des Animes: Mit viel Feingefühl sowie Sinn für Humor und Tragik lassen Yuyama und sein Drehbuchautor Shōji Yonemura („Berserk“, „Lupin III“) die Freundschaft zwischen Ash und Pikachu so lebendig und nachfühlbar werden wie nie zuvor. In einer der besten (und zugleich drastischsten) Szenen des Films träumt Ash nach einem verlorenen Kampf gegen Axel von einer Welt ohne seinen besten Freund Pikachu – einer tristen, grauen Welt, in der sein Leben keinen Sinn mehr ergibt. Immer wieder werden Themen wie Verlustängste und Abschiednehmen (in einer besonders tränenreichen Szene muss sich Ash von seinem schmetterlingsgleichen Smettbo trennen) angesprochen, wodurch der weitgehend kindgerechte Animationsspaß auch eine überraschend ernste Note erhält. Weniger gelungen sind dagegen die Cameos von Team Rocket, die hier zum inhaltsleeren Running Gag verkommen. Und auch Ashs neue Freunde Verena und Konstantin bekommen abgesehen von zwei kurzen Flashbacks keine nennenswerten Hintergrundgeschichten, sodass die tragischen Beweggründe für ihre Reiseabenteuer wenig nachvollziehbar bleiben. Hier hätte eine Wiedereinführung von Ashs altbekannten Wegbegleitern Misty und Rocko womöglich Abhilfe schaffen können – viele Pokémon-Fans beschwerten sich schon vor dem Start des Films über das Fehlen der beiden Franchise-Veteranen. Doch diese kleinen Wermutstropfen tun der Wirkung des Films kaum Abbruch: Mit „Pokémon – Der Film: Du bist dran!“ ist Regisseur Yuyama ohne Frage einer der bisher besten Taschenmonster-Filme überhaupt gelungen!

    Fazit: Ein „Pokémon“-Film mit Herz und Seele, der dank seiner einnehmenden Darstellung der Freundschaft zwischen den unzertrennlichen Ash und Pikachu sehr viel mehr ist als nur ein weiterer Abenteuerspaß von der Stange.

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