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    Superintelligence
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Superintelligence

    Auf einem (enttäuschenden) Niveau mit "Thunder Force"

    Von Oliver Kube

    Hm, war es das jetzt nach der verdienten Oscarnominierung für „Can You Ever Forgive Me?“ schon wieder mit den gehaltvolleren Rollen für Melissa McCarthy? Es scheint zumindest ganz so. Aktuell häuft sich zumindest der plumpe Klamauk wie „The Boss“, „How To Party With Mom“ oder „Thunder Force“, den die seit Jahren zu den bestbezahlte Schauspielerinnen Hollywoods zählende „Brautalarm“-Szenendiebin gemeinsam mit ihrem als Regisseur tätigen Ehemann Ben Falcone gedreht hat – und in diese Reihe eher enttäuschender High-Concept-Komödien reiht sich nun auch die Sci-Fi-Action-RomCom „Superintelligence“ nahtlos ein.

    Es ist für das Paar sicher schön, so häufig und so eng zusammenzuarbeiten. Nur braucht McCarthys Talent für überdrehte Improvisationen offensichtlich jemanden hinter der Kamera, der ihr zumindest hin und wieder einmal Einhalt gebietet. Jemanden, der sie bremst, wenn sie sich im Überschwang verrennt, beziehungsweise den Mut hat, ihre Szenen notfalls im Schneideraum zu trimmen, anstatt sie bis zur völligen Erschöpfung – der eigenen und der des Publikums – frei drehen zu lassen. Robin Williams war ein ähnlich hyperaktiv veranlagter und operierender Komiker – und der war auf der Leinwand auch immer dann am besten, wenn ihm ein starker Gegenpart hinter der Kamera zur Seite stand, der in der Lage war, die überbordende Energie des Künstlers zu kanalisieren.

    Die K.I. hat sich Carol (Melissa McCarthy) deshalb ausgesucht, weil sie die "durchschnittlichste" Frau ist, die man sich nur vorstellen kann.

    Carol (Melissa McCarthy) ist der Inbegriff eines wenig bemerkenswerten Durchschnittsmenschen. Aber dann passiert etwas, das sie aus ihrem Alltagstrott regelrecht herausreißt: Ihr Smartphone, der Fernseher, der Wecker und die Mikrowelle fangen plötzlich an, mit ihr zu sprechen – noch dazu mit der Stimme ihres favorisierten Talkshow-Moderators James Corden. Verliert sie etwa den Verstand? Ist sie bei „Versteckte Kamera“? Nichts davon ist der Fall. Stattdessen hat eine verselbstständigte Künstliche Intelligenz von ihren Geräten Besitz ergriffen – und zwar gerade, weil Carol eine komplett durchschnittliche Frau ist.

    Das größenwahnsinnige Digitalwesen will nämlich nur deshalb mehr über die Menschheit erfahren, um danach zu entscheiden, ob es nicht besser wäre, uns direkt gleich ganz auszulöschen. So sieht sich die gerade noch völlig abgebrannte Carol plötzlich mit einem Haufen Geld und jeder Menge Möglichkeiten konfrontiert. Denn die Superintelligenz möchte wissen, was sich die verdatterte Frau mehr als alles andere auf der Welt wünscht. Sie überlegt und überlegt, bis es ihr endlich klar wird: Sie möchte das Herz ihres Ex-Freundes George (Bobby Cannavale) zurückgewinnen. Aber dann schaltet sich das US-Militär ein…

    Kleiderproben statt K.I.

    Das Szenario an sich hätte durchaus Potenzial gehabt – eventuell als eine augenzwinkernde Melange aus „WarGames – Kriegsspiele“, „Her“ und Aspekten aus „2001: Odyssee im Weltraum“. Nur leider verliert sich das Skript von Steve Mallory, der für McCarthy auch schon den vielversprechend klingenden, aber am Ende doch enttäuschenden Puppen-Noir „The Happytime Murders“ geschrieben hat, immer wieder in zwar unterhaltsam beginnenden, dann aber ewig weiterlaufenden Sequenzen mit minutenlangen Quasselstrippen-Monologen oder komplett überzogenen Körperhumor-Stunts ohne Bezug zur Story.

    So gibt es schon recht früh einen einfach nicht enden wollenden, nur mäßig lustigen Besuch Carols in einer High-Society-Boutique. Hier probiert sie eine lange Reihe stetig absurder werdender, sündhaft teurer Designer-Klamotten an, um sich für ihr erstes Re-Date mit George aufzubrezeln. Letztlich wählt die Protagonistin das schlichteste Outfit aus, nur um am Abend dann doch in einem komplett anderen Kleid aufzutauchen. Diese immerhin satten fünf Minuten sind für den Fortgang der Handlung also komplett irrelevant – und die Gags rechtfertigen den Umweg auch nicht. Es ist längst nicht die einzige Füllszene dieser Art, während aus der eigentlichen K.I.-Prämisse erstaunlich wenig rausgeholt wird.

    "Superintelligence" hat zwar eine Sci-Fi-Prämisse - im Kern ist der Film aber trotzdem eine RomCom.

    Klar, ein paar Momente sind durchaus witzig geschrieben. Etwa Carols ständige Streitereien mit der Superintelligenz über irgendwelchen abseitigen Kram. James Corden („The Prom“) steuert dabei – zumindest im englischen Original – auch einige gut getimte Oneliner bei. Aber trotz manch gelungener Vignette funktioniert die große, übergreifende Geschichte einfach nicht. Der viel zu breit ausgewalzte Part mit den sogar im Rahmen eines solchen Settings übertrieben dusseligen und starrsinnigen Reaktionen der US-Regierung ist da nur der endgültige Nagel im Sarg. Zu oft wirkt das alles lediglich wie eine halbherzige Entschuldigung für McCarthys krampfhaft aneinandergereihte Improvisations-Sessions.

    Auch entsteht zwischen den Stars des Films keine echte Chemie. Zwar sind die beiden auch privat sehr gut befreundet, aber als glaubhaftes Liebespaar haben sie schon allein deshalb einen schweren Stand, weil Bobby Cannavale („Vinyl“) als Ex-Freunds Geroge überhaupt erst nach der Hälfte der (zu langen) Laufzeit von 106 Minuten das erste Mal auf der Bildfläche auftaucht – und auch dann kaum etwas zu tun bekommt. So ist es einem ehrlich gesagt ziemlich schnuppe, ob die zwei schließlich wieder zusammenkommen. Was für eine RomCom – denn genau das bleibt „Superintelligence“ trotz all des unnötig aufgeblasenen Brimboriums außen drum – nun wirklich kein gutes Zeichen ist.

    Fazit: Leider auch nicht viel besser als die schon vor ein paar Monaten bei Netflix erschienene Komödie „Thunder Force“, die das Ehepaar-Duo McCarthy/Falcone direkt nach „Superintelligence“ abgedreht hat.

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