Dieser subtile, brillant gespielte und enorm spannende Thriller, der gleichzeitig eine beißende Gesellschaftskritik liefert, ist für mich bisher die Überraschung des Kinojahres 2018. "Unsane" schafft das Meisterstück, gleich zwei Intentionen brillant in einen Film zu packen: Neben der dramatischen Haupthandlung, in der die durchaus ambivalente Hauptfigur Sawyer ihren einsamen Kampf führen muss, beinhaltet der Film auch eine sehr treffende und machtvoll direkte Darstellung von massiven Mißständen sowohl in der Psychiatrie als auch im Bereich der "Betreuung" ( = zusätzlichen Einschüchterung) von Stalking-Opfern. Dass
die teils unglaublichen Aktionen der Täter mitten in einem psychiatrischen Krankenhaus stattfinden
, ist die härteste und beißendste Ironie, die ich seit Langem in einem Film gesehen habe und wirft wirkliche Fragen
über das Psychiatriewesen, wie es weltweit praktiziert wird,
auf.
Anders als bei so manchen anderen 'Found Footage'- und 'Kein Schnitt'-Experimenten ist hier auch das Experimentelle, das Drehen auf einem Smartphone, sehr gelungen.
Die Entscheidung, den Film auf einem Smartphone zu drehen, hat sogar dazu beigetragen, dass der Film so realistisch herüberkommt, hier ist dieses "bißchen weniger" sogar mehr, denn die Handlung spricht für sich und sollte nicht 'verfälscht' werden.
Ganz klar ist auch die Schauspielerleistung von Claire Foy hervorzuheben, die hier wirklich enorm passt, sie ist die Hauptfigur Sawyer Valentini und spielt sie nicht nur. Die Nebendarsteller/innen sind auch allesamt sehr gut und bringen sehr viel Abwechslung und persönliche Aspekte in den Film.
"Unsane" ist ein Genrehighlight, ein meisterhafter Film und ein herausragender Thriller, und hätte weit mehr Beachtung und Zuschauer verdient - eine unbedingte Empfehlung, und zwar für die Spätvorstellung im Kino.