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    Breaking In
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Breaking In
    Von Antje Wessels

    James McTeigue hat von den Besten gelernt – immerhin war er der Regieassistent der Wachowski-Geschwister bei allen Teilen der „Matrix“-Trilogie und von George Lucas bei „Star Wars: Episode II“. Aber nachdem er sich mit seinem Dystopie-Drama „V wie Vendetta“ direkt mit seinem Solo-Regiedebüt einen gewissen Kultstatus erarbeiten konnte, gelang es ihm anschließend einfach nicht mehr, an diesen Auftakterfolg anzuknüpfen. Stattdessen liefen seine nächsten Regieprojekte wie „Ninja Assassin“, „The Raven – Prophet des Teufels“ oder „Survivor“ mit nur noch mäßigem Publikumsinteresse im Kino oder wurden sogar direkt in den Heimkino-Markt abgeschoben. Nach einigen Serien-Arbeiten (etwa an „Marco Polo“ oder „Sense 8“) gibt McTeigue nun mit „Breaking In“ sein Leinwand-Comeback. Hinter dem Einbruchs-Thriller stecken nun dieselben Produzenten wie zuletzt auch hinter dem vermurksten Geisel-Thriller „Keine gute Tat“ – und das merkt man leider auch: „Breaking In“ krankt an einer vorhersehbaren, klischeehaften Story, deren Potenzial zu keinem Zeitpunkt abgerufen wird – und nachdem zumindest die starke Hauptfigur zuvor noch über so manche Unebenheit hinweggeholfen hat, benimmt sich die zuvor als so smart und clever etablierte Protagonistin im Finale plötzlich auch noch seltendämlich.

    Nachdem ihr Vater durch ein Gewaltverbrechen ums Leben gekommen ist, reist Shaun (Gabrielle Union) gemeinsam mit ihren Kindern Jasmine (Ajiona Alexus) und Glover (Seth Carr) zu der abgeschiedenen Villa des Verstorbenen, um sie für den Verkauf vorzubereiten. Aber schon am ersten Abend dringen Diebe in das Haus ein, um einen versteckten Safe zu suchen, in dem sich Unmengen an Geld befinden sollen. Als die Bande unter der Führung des draufgängerischen Eddie (Billy Burke) die Kinder von Shaun in ihre Gewalt bringt, nimmt die resolute Mutter den Kampf auf. Dabei kommt ihr nicht nur zu Gute, dass ihr Vater das Haus mit allerlei technischen Spielereien versehen hat, um die Umgebung permanent im Blick zu behalten. Ihr Mutterinstinkt setzt auch unerwartete Energien frei, die es ihr erlauben, Eddie und seinen Schergen kraftvoll in den Arsch zu treten…

    Die Spannung wird in „Breaking In“ schon gleich zu Beginn nicht subtil erzeugt. Stattdessen wird dem Zuschauer, als die Familie nach einer kurzen Autofahrt in der Villa ankommt, mithilfe der unheilschwangeren Musik von Komponist Johnny Klimek („Dieses bescheuerte Herz“) und den voyeuristischen Kamerafahrten von Toby Oliver („Happy Deathday“) direkt mehr als deutlich gemacht: Hier stimmt etwas ganz und gar nicht! Ehe dann tatsächlich die Einbrecher vor der Tür stehen und die Kids einkassieren, vergehen noch ein paar weitere Filmminuten, in denen die Überwachungsanlage inspiziert und auf Funktionstüchtigkeit getestet wird. Aber die allgemeine Stimmung ist auch hier bereits derart angespannt, obwohl es eigentlich noch gar keinen Grund dafür gibt, dass eine Fallhöhe vom harmonischen Familienausflug hin zum Home-Invasion-Horror quasi nicht existent ist. Der erste Schock, wenn die vermeintliche Idylle harsch zerstört wird, bleibt also schon mal aus.

    Um einiges spannender wird es immerhin, als die Einbrecher die Kinder kontrollieren. Das hat allerdings eher wenig damit zu tun, wie die Gangster im Skript von Ryan Engle („The Commuter“) ausgearbeitet werden, denn schon die Zusammensetzung der Bande ist ein einziges Klischee: Da gibt es den cholerischen Duncan (Richard Cabral), der die Mutter und die Kinder am liebsten sofort umbringen würde, und den zurückhaltenden Sam (Levi Meaden), der sich im Laufe der Aktion plötzlich nicht mehr ganz so sicher ist, ob er den Coup wirklich durchziehen will. Über Peter (Mark Furze) erfährt man nur, dass er für das Knacken des Safes zuständig ist, während der Anführer Eddie (Billy Burke) zwischen Drohgebärden und Verhandlungsangeboten mäandert – man kennt das.

    Diese austauschbare Konstellation ist ganz bestimmt nicht sonderlich originell, aber sie erfüllt die meiste Zeit über zumindest ihren Zweck. Wann immer die akute Gefahr gebannt scheint, taucht plötzlich doch wieder einer der Gauner auf, um Shaun und ihre Kinder festzuhalten. Vor allem in der letzten Viertelstunde reizen die Macher diesen Spannungskniff allerdings bis ins Lächerliche aus, was auch daran liegt, dass die Geiseln auf einmal sehr viel dümmere Entscheidungen treffen als im ganzen Film zuvor (Stichwort: Messer). Dass es diesmal für die Protagonistin darum geht, in ihr mit Gangstern gefülltes Haus einzubrechen, statt wie in diesem Genre üblich daraus zu entkommen, mag im ersten Moment wie eine clevere Variation klingen, aber am Ende macht diese Prämisse erstaunlicherweise kaum einen Unterschied zum altbekannten Verlauf holzschnittartiger Home-Invasion-Plots aus.

    Neben den enttäuschenden Ganoven ist vor allem Gabrielle Union („Sleepless – Eine tödliche Nacht“) dafür verantwortlich, dass man immerhin im Mittelteil gebannt zusieht, wie sie die Einbrecher an der Nase herumführt. Sie darf nicht bloß viele kluge Entscheidungen treffen, um sich für die Einbrecher als Gegner auf Augenhöhe zu etablieren (in den besten Momenten werden da sogar Erinnerungen an „You’re Next“ wach), sie spielt die aufopferungsvoll für ihre Kinder einstehende Mutter außerdem mit viel Verve und Hingabe. Aus dem eigentlich so spannenden Setting des vom verstorbenen Vater praktisch zu einer Art Festung umgebauten Anwesens machen die Verantwortlichen hingegen kaum etwas. Mehr als einmal aus der Ferne die Musik anzuschalten und die Kontrolle über die Beleuchtung zu übernehmen, ist für Shaun nicht drin. Auch der regelmäßige Blick auf die Überwachungskameras ist eher eine Randnotiz, die zwar dem Zuschauer immer wieder ins Gedächtnis ruft, dass dieses Haus ja komplett videoüberwacht ist - aber die Figuren scheinen mit den Hightech-Spielereien selbst nicht sonderlich viel anfangen zu können.

    Fazit: „Breaking In“ holt aus der eigentlich vielversprechenden Prämisse einer sich ganz allein gegen eine Einbrecherbande stellenden Mutter zu wenig heraus, um 90 Minuten lang als spannender Thriller zu überzeugen.

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