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    Boss Baby - Schluss mit Kindergarten
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Boss Baby - Schluss mit Kindergarten

    Man kann eben nicht früh genug anfangen…

    Von Oliver Kube

    Als damals die animierte Familienkomödie „The Boss Baby“ angekündigt wurden, dürften sich schon viele gefragt haben: Wieso „versenkt“ ein großes Hollywood-Studio mehr als 100 Millionen Dollar in eine dermaßen absurde Story, in der Kleinkinder in Businessanzügen heimlich die Welt regieren? Ein Jahr später setzte die vermeintliche Schnapsidee plötzlich mehr als eine halbe Milliarde Dollar an den weltweiten Kinokassen um.

    Zudem wurde mit „The Boss Baby: Wieder im Geschäft“ schnell eine immens populäre Netflix-Serie nachgeschoben. Da war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis auch noch ein echtes Sequel in die Kinos kommen würde. Das stammt nun erneut von Tom McGrath, dem Regisseur von „Madagascar“ und „Megamind“: Sein „Boss Baby - Schluss mit Kindergarten“ ist sogar noch überdrehter als der Vorgänger – mit all den Vor- und Nachteilen, die das eben mit sich bringt.

    Es gibt auch ein neues Boss Baby...

    Viele Jahre nach der Handlung von „The Boss Baby“ haben sich Tim (englische Originalstimme: James Marsden, der Tobey Maguire ersetzt) und sein jüngerer Bruder Ted (wieder Alec Baldwin) auseinandergelebt. Während das einstige „Boss Baby“ Ted nun in der Erwachsenenwelt tatsächlich als CEO in der großen Stadt Hedgefonds managt, lebt Hausmann Tim in einem lauschigen Vorort mit Ehefrau Carol (Eva Longoria) und zwei Töchtern. Tina (Amy Sedaris) ist noch ein Kleinkind, aber die hochintelligente, siebenjährige Tabitha (Ariana Greenblatt) besucht bereits das Acorn Center For Advanced Childhood. Ihr Ziel: Sie will unbedingt genauso erfolgreich werden wie ihr Onkel.

    Tabithas Karriereversessenheit bereitet Tim allerdings Sorge. Um ihn zu beruhigen, enthüllt Tina ihm eines Tages, dass sie nicht nur sprechen kann, sondern – so wie früher Ted – ebenfalls eine Agentin des Baby Corp ist. Die Geheimorganisation, die die ganze Menschheit am Laufen hält, hat herausgefunden, dass der Gründer von Tabithas Eliteschule, Dr. Armstrong (Jeff Goldblum), in Wahrheit ein Schurke ist. Natürlich strebt er die Weltherrschaft an und Tina hat den Auftrag, dies zu verhindern. Tim und Ted sollen ihr dabei helfen. Nachdem sie einen Schluck aus einer magischen Nuckelflasche genommen haben, werden die beiden für 48 Stunden in einen kleinen Jungen beziehungsweise ein Baby zurückverwandelt. Ihr Undercover-Einsatz an dem zweifelhaften Lehrinstitut kann beginnen…

    Die Actionszenen sind am besten

    Wie schon der Vorgänger ist „Boss Baby - Schluss mit Kindergarten“ immer dann am besten, wenn die oft eher creepy und vulgär als witzig rüberkommende Prämisse für ein paar Minuten zur Seite geschoben wird. Dann nämlich können die großen, turbulenten, dabei durchaus amüsanten Action-Set-Pieces glänzen. Die vom Song „Time Warp“ aus der „Rocky Horror Picture Show“ untermalte, in großem Chaos endende Verjüngungsszene ist so eines. Sie funktioniert gerade deshalb so gut, weil Tim und Ted nicht sofort wieder klein werden, sondern erst ein Zwischenstadium als emotional instabile Teenager durchleben müssen.

    Sogar noch spektakulärer ist eine wilde Verfolgungsjagd mit Tim und Ted. Bei dieser fliehen die beiden Jungs, die nun wieder im selben Alter wie im Vorgänger angekommen sind, auf einem Pony vor Motorradpolizisten. Speziell hier erkennt man an den detaillierten Landschaften, der opulenten Kleinstadtkulisse sowie den toll aussehenden Explosionen, dass auch im Sequel wieder eine Menge Budget stecken muss. Die Animation ist einmal mehr gut gelungen – und das zahlt sich eben vor allem in den von Mary Blee („Treading Water“) und Mark A. Hester („Madagascar“) temporeich, dabei für Kids und Erwachsene immer nachvollziehbar geschnittenen Action-Sequenzen aus.

    Das Pony kommt uns irgendwie bekannt vor

    Positiv anzumerken ist außerdem, wie offen die Macher*innen mit der Tatsache umgehen, dass das auf dem gleichnamigen Bilderbuch von Marla Frazee basierende „Boss Baby“-Szenario nun mal rundherum absurd ist. So beginnen sich im Laufe der Ereignisse bei dem jetzt wieder in Windeln herumstolpernden Ted klar Bartstoppeln im Gesicht abzuzeichnen. Auch eine ganz nette Anspielung: Das vom erwachsenen Ted zu Beginn als Geburtstagsgeschenk für Tabitha mitgebrachte Pony sieht dem ungefähr dieselbe Zielgruppe ansteuernden, ebenfalls mit einer Spin-Off-Serie auf Netflix bedachten Prärie-Hengst-Kinostar „Spirit“ mehr als ähnlich.

    Jeff Goldblum ist zwar im englischen Original als doppelzüngiger Bösewicht amüsant anzuhören. Trotzdem wirkt die irgendwann offengelegte Motivation seiner Figur ähnlich notdürftig und holprig zusammengezimmert wie die gesamte Handlung: Die Umstände, die dazu führen, dass sich das Protagonisten-Brüderpaar wieder in die aus dem Vorgänger bekannten Kleinkinder verwandeln muss, hätte kaum bemühter daherkommen können.

    Mit Ninjas: Die Action ist wieder herrlich überdreht.

    „The Boss Baby 2“ will zeigen, dass Kooperation und Rücksichtnahme zu besseren Ergebnissen führen als egoistische Alleingänge. Leider wird dieser Punkt vom Drehbuch oft auf arg plumpe Weise präsentiert. Auch ist die eigentliche Message der Buchvorlage, dass die Kleinen ihre kindliche Unschuld so lange wie möglich genießen sollten, statt sich schon früh wie Mini-Erwachsene (mit berufsvorbereitendem Sprachunterricht im Kindergarten) aufführen zu müssen, in all dem bunten Wahnsinn nur noch mit viel gutem Willen zu erahnen. Aber das war ja schon beim Vorgänger kaum anders.

    Fazit: Ansehnlich animiert und mit einigen sehr gelungenen Action-Szenen versehen, kommt auch die erneut reichlich absurde Geschichte des Sequels zu „The Boss Baby“ eher plump als clever daher.

     

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