Diesem Stephen-King-Remake fehlt das versprochene Feuer
Von Markus TschiedertWie wenig originell „Firestarter“ ist, macht eigentlich schon das Filmplakat deutlich: ein kleines Mädchen (Ryan Kiera Armstrong) mit wehendem Haar und bangem Gesichtsausdruck vor brennenden Hintergrund. Exakt dieses Motiv wurde bereits 1984 verwendet, als die Erstverfilmung von Stephen Kings Horrorroman „Feuerkind“ (so der deutsche Buchtitel) unter dem Titel „Der Feuerteufel“ ins Kino kam. Damals zierte das Gesicht der zwei Jahre zuvor durch „E.T. - Der Außerirdische“ weltberühmt gewordenen Drew Barrymore das Poster. Dass nun 38 Jahre später ein Remake kommt, dürfte auch damit zusammenhängen, dass Stephen King nie aus der Mode gekommen ist und Neuverfilmungen seiner alten Romane ohnehin Hochkonjunktur haben.
Warum also nach „Carrie“, „Es“ und „Friedhof der Kuscheltiere“ nicht auch „Firestarter“ eine zweite Chance geben? Gerade weil das Original damals enttäuschte, gibt es Raum für Verbesserung und so die Möglichkeit, das Publikum dieses Mal mit der jungen Heldin brennen zu lassen. Dass der Horrorfilm von Regisseur Keith Thomas („The Vigil – Die Totenwache“) trotz weltweiter Kinoveröffentlichung und in den USA zusätzlichem Parallelstart auf Streamingplattform Peacock der Presse nicht vorab gezeigt wurde, ist aber meist ein deutliches Warnsignal. Und so stimmt auch die erste Befürchtung nach dem Plakat: Der Film ist ähnlich einfallslos.
Die Familie sorgt noch für einen gelungenen Einstieg.
Ein furchtbarer Albtraum quält Andy McGee (Zac Efron): Er rettet sein Baby aus dem brennenden Kinderzimmer, nimmt es in den Arm, wo es lichterloh in Flammen aufgeht. Tatsächlich verfügt seine inzwischen zehnjährige Tochter Charlie (Ryan Kiera Armstrong) über pyrokinetische Fähigkeiten und kann nur mit ihrer Gedankenkraft jederzeit ein Feuer entfachen.
Von ihrem Vater hat sie eigentlich gelernt, diese Kräfte unter Kontrolle zu halten. Nur wenn sie in Rage gerät, bricht es noch unkontrolliert aus ihr heraus – so als sie in der Schule mal wieder gehänselt wird. Nachdem fast ein Unglück passiert, müssen Andy und seine Frau Vicky (Sydney Lemmon) mit ihrer Tochter fliehen. Nicht zum ersten Mal, denn eine US-Geheimorganisation ist hinter dem Mädchen her, um ihre Gabe zu missbrauchen. Denn Charlie wäre sogar in der Lage, eine atomare Katastrophe auszulösen.
Ursprünglich war der deutsche Regisseur Fatih Akin („Aus dem Nichts“) für die Regie im Gespräch. Nach seinem drastischen Ausflug ins Horrorgenre mit „Der goldene Handschuh“ über den Frauenmörder Fritz Honka hätte man zu gern gesehen, wie der gebürtige Hamburger mit diesem Stoff umgegangen wäre. Andererseits ist er vielleicht auch noch mal glimpflich davongekommen. Denn ein Remake von „Firestarter“ ist vielleicht nicht die perfekte erste Hollywood-Visitenkarte. Schon die Vorlage gehört nicht zu den besten Schauergeschichten von Stephen King – und wirkt teilweise wie ein schwächerer Abklatsch seines herausragenden Erstlingsromans „Carrie“, in dem sich ein pubertierendes Mädchen mit ihren übersinnlichen Kräften rächt, nachdem ihr übel mitgespielt wurde.
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Der nun von Horrorspezialist Jason Blum („Get Out“) für die Regie ausgewählte Keith Thomas und Drehbuchautor Scott Teems („Halloween Kills“) beginnen ihre Adaption durchaus vielversprechend. Sie nutzen zu Beginn Kings größte Stärke: den Horror aus dem Alltäglichen entstehen zu lassen. Es entsteht sofort Sympathie für die kleine Familie, die den Ereignissen anscheinend hilflos ausgeliefert ist und etliche Opfer erbringen muss. Doch dahinter lauern Abgründe: Die Eltern sind nicht ganz unschuldig. In ihrer Studienzeit haben sie sich für medizinische Experimente zur Verfügung gestellt. Dadurch entwickelten beide paranormale Fähigkeiten wie Telekinese und Telepathie. Als ihre Tochter geboren wird, haben sie ihr ungewollt noch mächtigere Kräfte vererbt.
Der Horrorfilm überzeugt allerdings nicht.
Mit der heutigen Filmtechnik kann man solche Fähigkeiten eindrucksvoll auf die Leinwand bannen. Das beweisen nicht nur Blockbuster wie die „X-Men“-Film, sondern auch effektive Horrorthriller wie „Conjuring“ oder „Annabelle“ haben parapsychologische Inhalte gekonnt für Grusel eingesetzt – doch „Firestarter“ erreicht solche Höhen nie – auch wenn die Feuereffekte natürlich 38 Jahre später deutlich besser sind als in der Erstverfilmung.
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Doch schon diese konnte damals inhaltlich nicht mit weitaus gelungeneren Para-Schockern wie „Poltergeist“ oder „Entity“ mithalten. Zu lahm, zu langweilig ist das Geschehen dann doch über weitere Strecken. Und auch 38 Jahre später wird die Geschichte einfach nicht gruseliger – da kann Keith Thomas noch so sehr versuchen, eine düstere Stimmung zu erzeugen, indem er alle Farben eine Spur dunkler dreht. Nach dem vielversprechenden Anfang plätschert das Treiben einfach so vor sich hin. Die vorhandene Tragik hat eigentlich das Potenzial, uns in die Geschichte zu ziehen, entfaltet das aber deswegen nie. An den Nerven zerrendes Gruseln gibt es nicht. Dafür ist nicht nur die Story selbst zu schwach und der Spannungsaufbau zu einfallslos, sondern am Ende auch das Schauspiel zu schematisch.
Fazit: Das versprochene Feuer wird in der neuesten (Wieder-)Verfilmung eines Stephen-King-Klassikers nur sehr kurz gestartet, geht dann aber nach dem vielversprechenden Beginn schnell wieder aus.
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