... doch gegen Ende völlig entglitten. Aber nehmen wir nichts vorweg und bleiben zunächst – wie es sich gehört – bei ersten Infos zum Film.
Die Story des Romans dürfte spätestens seit der Verfilmung von 2002 mit Hopkins und Norton unter dem Titel „Roter Drache“ bekannt sein und bedarf hier daher keiner weiteren Erklärung. Angemerkt sei an dieser Stelle jedoch, dass sich Blutmond-Regisseur Mann sehr der Graham-Perspektive verpflichtet fühlt. Der Perspektive des Killers Dolarhyde wird meines Erachtens erst viel zu spät Beachtung geschenkt. Dadurch bleiben Hintergründe, innere Zerrissenheit und nicht zuletzt die Beziehung zu seiner Kollegin Reba im Dunkeln. Der Killer der Romanvorlage hat in Manns Film-Version nicht mehr viel Profil (daher wohl auf NICHT den Titel "Roter Drache").
Den Kennern des Romans dürfte auffallen, dass sich Mann zunächst sehr genau an die Abläufe und Dialoge (teilweise 1:1 übernommen) der Vorlage hält, was hier keineswegs negativ bewertet werden soll – im Gegenteil: genau dies funktioniert sehr schön und erzeugt einen guten Spannungsbogen.
Die Darsteller fallen ebenso positiv auf. Es dürfte klar sein, dass die Verkörperung des genialen Dr. Lecters durch Anthony Hopkins, der dem „Das Schweigen der Lämmer“-Zuschauer ewig im Bewusstsein haften wird, nicht zu toppen ist. Aber der „prä-Hopkins-Lecter“ aus „Blutmond/ Manhunter“ stört nicht im Geringsten, ist seine Rolle doch eh relativ klein ausgelegt. CSI-Petersen als Will Graham funktioniert meiner Meinung nach ebenso gut und stellt die charakterlichen Züge seiner Rolle überzeugend dar.
Was negativ auffällt, ist der Bruch mit der Romanvorlage. Warum sich Regisseur Mann ausgerechnet am Ende seines Films nicht mehr dem Roman verpflichtet fühlt und sich mit einem eigenen Showdown im Skript verewigt hat, bleibt wohl auf ewig sein Geheimnis. Das von vereinzelten Rezensenten positiv bewertete Ende in „Blutmond“ ist im Vergleich zum Roman furchtbar, weil es qualitativ an die Vorlage (oder wegen mir auch an die Verfilmung von 2002) nicht heranreicht! Änderungen an einer Romanvorlage sind ja grundsätzlich wünschenswert, aber eben nur wenn sie im Sinne der Zuschauer sind und einem besseren Verständnis dienen. Bei „Blutmond“ ist das Ende einfach nur armselig!
Ebenso negativ fällt für heutige Ohren die musikalische Untermalung der 80er auf. Die Musik entlockt dem Zuschauer von heute unweigerlich das eine oder andere Schmunzeln: selten so unpassende Musik erlebt!!! Aber ok, das sei den 80ern geschuldet.
Ein kleines Minus gibt es ebenso für die Laufzeit. Gerade in der Mitte des Films wünscht man sich, der Regisseur hätte einen Gang höher geschaltet, um die (eigentlich vorhandene) Dynamik in der Story aufzuzeigen.
Fazit: Starker Anfang, leichte Durststrecke in der Mitte, enttäuschendes Ende gegenüber der Romanvorlage. Darsteller top! Musik Flop (80er eben)! ZU seiner Zeit völlig zu Unrecht in Vergessenheit geraten!
Zum Schluss meiner bescheidenen Filmkritik sei auf einen Fehler in einer der vorherigen Kritiken hingewiesen: jockeyboy bemängelte das völlig verpfuschte Skript, das den Roman so zerfetzen würde, dass manches gar keinen Sinn mehr ergeben würde: (SPOILER) z.B. sei es Quatsch, dass Dr. Lecter dem Killer Dolarhyde die Privatadresse von Graham geben würde. An ALLE: Genau das tut er aber nun mal im Roman – demnach ist dies kein Fehler am Skript, es ist FAKT. Mein Tipp: Romane genau lesen, bevor man darauf Bezug nimmt.