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    Trouble
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Trouble

    Langweiliger Geschwisterzank

    Von Sidney Schering

    Die gefeierte Theaterautorin Theresa Rebeck musste in ihrer Karriere bisher vor allem deshalb eine Menge einstecken, weil sie einen der Drehbuchentwürfe zum DC-Totalausfall „Catwoman“ beigesteuert hat. Inzwischen ist zwar bestens belegt, dass Rebeck an dem filmischen Autounfall mit Halle Berry im Lack-und-Leder-Fetisch-Outfit nur wenig bis gar keine Schuld trifft und die großen Probleme ganz woanders herstammen, aber so einen Makel wird man natürlich trotzdem nicht so schnell wieder los. Im Fall ihrer zweiten Regiearbeit „Trouble“ hat Rebeck nun nicht nur das Drehbuch verfasst, sondern den Film auch selbst produziert. Wenn die Komödie um ein zankendes Geschwisterpaar nun also vor allem Langeweile versprüht und kaum einmal auch nur zum Schmunzeln animiert, dann hat sie sich die kritischen Stimmen diesmal zumindest tatsächlich verdient.

    Die Geschwister Maggie (Anjelica Huston) und Ben (Bill Pullman) sind zwar bereits jenseits der 60, benehmen sich aber dennoch wie sechsjährige Kinder. Zwischen ihnen brennt eine unentwegte, hitzige Rivalität, die eines Morgens eine ganz neue Ebene erreicht: Der Dauerversager Ben, der derzeit in einem klapprigen Wohnwagen lebt, fährt mit einem kleinen Bagger auf Maggies Anwesen und beginnt damit, es umzugraben. Maggie schaltet zwar zunächst die Behörden ein, aber von einem Dorfpolizisten, mit dem er per Du ist, lässt sich Ben nicht einschüchtern. Also greift Maggie zu härteren Mitteln, um ihren Bruder von dem Grundstück zu verjagen, von dem er glaubt, weiterhin ein Anrecht darauf zu haben. Dabei hat er seine Anteile an dem Gelände, das einst den Eltern der verkrachten Geschwister gehörte, bereits vor Jahren an Maggie und ihren mittlerweile verstorbenen Mann verkauft. Trotzdem will Ben gemeinsam mit seinem Kifferkumpel Gerry (David Morse), dem aggressiven Curt (Jim Parrack) sowie dessen im Landverwaltungsamt arbeitender Freundin (Julia Stiles) seine Schwester um jeden Preis übertölpeln...

    „Trouble“ fehlt leider jegliches Gespür für einen erzählerischen Rhythmus. Die verbalen Schlagabtausche in dieser Komödie erinnern frappierend an virale Videos, in denen Ausschnitte aus Sitcoms um die Publikumslacher erleichtert werden: Gespräche werden immer wieder durch peinliche Stille in die Länge gezogen, in denen sich die Darsteller anstarren, als würden sie darauf warten, dass das frenetische Konservengelächter abklingt, so dass sie weiterspielen können. Die sterilen, arg überbelichteten Bilder tun dem schleppenden Theater auch keinen Gefallen: Die Slapstick-Einlagen, etwa wenn Ben unkontrolliert durch die Gegend stolpert, entfalten dank der konsequent starren Bildsprache keine Energie und damit auch keinen Witz.

    Auch das namhafte Ensemble vermag es nicht, „Trouble“ vor der andauernden Langeweile zu retten: Als befänden wir uns in einem schwarzen Loch für Schauspieltalente, schleppt sich der stargespickte Cast uninspiriert durch die Szenerie. Die legendäre Anjelica Huston („Die Addams Family“) schaut müde drein und überlässt das Schauspiel größtenteils lieber ihrem Cowboyhut, der meistens schnurgerade sitzt, aber sich gelegentlich auch leicht nach unten neigt, was dann Kummer signalisieren soll. Bill Pullman („Independence Day“) brüllt als wütender Loser, der sich oft selbst eine Grube gräbt und dennoch sein Umfeld für all sein Leid verantwortlich macht, zwar sehr viel, aber ins meist ausdruckslose Gesicht geschrieben steht ihm dieser angestaute Zorn dennoch nie. Jim Parrack macht als schwitzender, schmatzender Curt im Laufe der Geschichte zwar gleich mehrmals eine moralische Wandlung durch, trotzdem läuft er ausschließlich mit der immer gleichen Redneck-Miene herum.

    Allein Julia Stiles („Jason Bourne“) stemmt sich gegen diese um sich greifende Valium-Mentalität: Die für ihre Arbeit an „Dexter“ für einen Golden Globe nominierte Aktrice spielt mit Leib und Seele eine ahnungslose, aber gutherzige Frau, die von ihrem Freund in einen Familienstreit hineingezogen wird, der ihr schnell weit über den Kopf steigt – und die deshalb immer wieder lügen muss, obwohl sie keinerlei Talent dazu hat. Wie Stiles mit bebender Nase, pulsierenden Augenlidern und zuckenden Mundwinkeln eine vollkommen unfähige Lügnerin spielt, ist in diesem mimischen Nichts, das um sie herum geboten wird, eine vergnügliche Wohltat. Nur bedauerlich, dass Stiles „Trouble“ in nicht einmal einer Handvoll Szenen auf diese Weise Leben einhaucht.

    Nur äußerst sporadisch zünden auch Situationen ohne Stiles. Wenn sich die Schwester etwa einmal eine halb verdeckte Tränen abringt, schimmert Houstons immenses Können zumindest kurz durch. Ansonsten aber bleiben die Rollen solch undefinierte Pappfiguren, dass ihnen zugleich alles und nichts zuzutrauen ist. In der einen Minute wird über so trockene Themen wie unbezahlte Steuern oder halblegale Abholzungsrechte gesprochen, in der nächsten sinnieren die Figuren plötzlich über Mord und Totschlag – aber wie sollen solche wagemutigen und eigentlich nach schwarzem Humor schreienden Gedankensprünge schockieren, wenn alles derart monoton vermittelt wird und sich die kitschige Versöhnung im Finale eh längst zehn Meilen gegen den Wind ankündigt?

    Fazit: Große Namen, aber kaum was dahinter: „Trouble“ ist eine Schlaftablette von einer Komödie, in der sich nur Julia Stiles sichtlich bemüht, mehr Muskeln zu bewegen als zum Überleben notwendig sind.

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