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    Beflügelt – Ein Vogel namens Penguin Bloom
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Beflügelt – Ein Vogel namens Penguin Bloom

    Starke Naomi Watts trifft niedlichen Vogel

    Von Karin Jirsak

    Die Elster ist neben den Menschen(affen) und Delfinen eines der wenigen Lebewesen, die sich im Spiegel selbst erkennen können, also über eine Art Ich-Bewusstsein verfügen. So gesehen haben Mensch und Elster mehr gemeinsam als zum Beispiel Homo sapiens und Hund, obwohl der ja gemeinhin als bester Freund des Menschen gilt. Freundschaftliche Beziehungen zwischen Menschen und Pica pica, wie der Ornithologe die Elster nennt, sind dagegen bislang kaum dokumentiert.

    Genau darin besteht das Alleinstellungsmerkmal des tierischen Herzwärmers „Beflügelt – Ein Vogel namens Penguin Bloom“. Dank des Fotografen Cameron Bloom ging die wahre Geschichte über den aus dem Nest gefallenen Jungvogel namens Penguin erst via Instagram aus Australien in die ganze Welt viral – und wurde 2016 dann auch noch zum internationalen Buchbestseller. Nach dem Kinostart von Glendyn Ivins Verfilmung mit Naomi Watts und „The Walking Dead“-Star Andrew Lincoln dürfte es bald sicher noch einige Fans mehr geben, die sich plötzlich eine „niedliche“ Elster als Haustier wünschen...

    Elstermädchen Penguin verleiht Naomi Watts als Sam neuen Mut.

    Ein tragischer Zufall: Im Familienurlaub in Thailand löst sich auf einer Hochterrasse ein Geländer, Sam (Naomi Watts) stürzt sechs Meter in die Tiefe. Die Krankenschwester und Mutter dreier Kinder trägt eine Querschnittslähmung davon. Im Alltag immer wieder mit ihrem verlorenen Leben konfrontiert, isoliert Sam sich zunehmend von ihrer Familie. Cameron (Andrew Lincoln) versucht, seiner Frau zu helfen, weiß aber nicht, wie er sich verhalten soll. Sohn Noah (Griffin Murray-Johnston) fühlt sich schuldig an Sams Unfall.

    Als der Zehnjährige am Strand ein Vogeljunges findet, nimmt er die Elster mit nach Hause und tauft sie Penguin. Gemeinsam mit seinen Brüdern Rueben (Felix Cameron) und Oli (Abe Clifford-Barr) zieht Noah das verletzte Tier auf. Nur Mutter Sam ist zumindest zuerst ganz und gar nicht begeistert von dem gefiederten Familienneuzugang...

    Einen Sturz überlebt

    Die Elster gilt als eines der intelligentesten Tiere. Der Vogel mit dem glänzenden, schwarz-weißen Gefieder kann sogar zählen – wenn sich sieben Menschen hinter einem Baum verstecken und nur sechs wieder hervorkommen, bleibt die Elster auf der Hut. Von diesen und anderen Fähigkeiten sehen wir hier allerdings wenig. Eine andere Gemeinsamkeit zwischen dem Elstermädchen und Sam ist für die Geschichte auch viel wichtiger, und sie ist individueller Natur: Auch Penguin hat einen Sturz überlebt.

    Liebevoll kümmert sich die Familie Bloom um das flugunfähige Jungtier. Nur Sam braucht ein wenig länger, um die buchstäblich auf der Hand liegende Parallele zu erkennen und zu verstehen, dass Stärke in so einem Fall eben darin besteht, Schwäche zuzulassen und Hilfe anzunehmen, um zurück zu ihrer Familie und ins Leben zu finden.

    Dank Penguin findet die Familie wieder zusammen.

    Die Schwierigkeiten, denen sich Sams Familie nach dem Unfall stellen muss, sind anhand verschiedener Alltagsdetails gelungen dargestellt, wobei insbesondere Naomi Watts („21 Gramm“) eine starke Performance liefert. Zwischen Sam und Sohn Noah, der auch als Erzähler durch die Geschichte führt, spielt sich der zwischenmenschliche Hauptkonflikt ab. Der australische Newcomer Griffin Murray-Johnston überzeugt in der die Rolle des zwischen Fürsorge und Schuldgefühlen hin- und hergerissenen Zehnjährigen. Mit zurückhaltender Intensität schafft er es, neben Hollywoodstar Naomi Watts einen zweiten starken Fixpunkt zu schaffen.

    Andrew Lincoln („The Walking Dead“) und die jüngeren Kinderdarsteller sowie Jacki Weaver („Silver Linings“) als Sams Mutter und Rachel House („Thor 3“) als Kajak-Trainerin Gaye beleben ihre in erster Linie funktional angelegten Figuren: Die übrige Familie ist nämlich vor allem für die Reaktion auf die Situation da, während die Trainerin Impulse für ein Leben nach dem Unfall setzt. Das ergibt insgesamt ein stimmiges (Wahl-)Familienbild – aber auch nicht viel mehr. Was auf die Darstellung des neu zu ordnenden Alltags folgt, ist nämlich nicht nur für Fans des Buches relativ vorhersehbar.

    Der wahre Star ist super niedlich

    Dennoch ist „Beflügelt – Ein Vogel namens Penguin Bloom“ einer jener kurzweiligen Filme, die einfach nett anzusehen sind. Das liegt auch am eigentlichen Star: Penguin ist nun mal super niedlich – auch wenn wir nicht viel mehr über das hilfreiche Tier erfahren. Denn für die Entwicklung der Geschichte signifikante Interaktionen zwischen ihr und Sam sind kaum zu sehen – Vogel Penguin heilt einfach durch Anwesenheit.

    Dass die Bestsellervorlage von Cameron Bloom mit vielen Fotos versehen ist, greift Glendyn Ivin („Last Ride“) in seiner Verfilmung auf: Die weichgezeichnete Bilderbuch-Beach-Idylle der Vergangenheit zeigt er in Form von Familienfotos und Videoaufnahmen und kontrastiert sie dabei immer wieder mit der harten Realität der Gegenwart, die sich für die ehemalige Surferin Sam erst mal ausschließlich im Haus abspielt. So wird der Kontrast zwischen Sams altem und neuem Leben so überdeutlich, dass er manchmal schematisch wirkt. Auch die Musik trägt etwas dick auf, hier hätte der emotionalen Wirkung der Geschichte ruhig mehr Vertrauen geschenkt werden dürfen. Zu Herzen geht die ungewöhnliche Freundschaft aber trotzdem allemal und weckt zudem – Warnung – extreme Lust auf einen Strandurlaub in Australien.

    Fazit: Gefiederte Heldin hilft Menschenfamilie vor sonnendurchfluteter Ozeankulisse aus der Krise – das Rezept ist simpel, geht dank starker Naomi Watts und putziger Elster aber weitestgehend auf.

     

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