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    Dead In A Week (oder Geld zurück)
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Dead In A Week (oder Geld zurück)
    Von Thomas Vorwerk

    Jemand ist des Lebens überdrüssig, doch da ihm die Willenskraft zum Freitod fehlt, engagiert er einen Auftragsmörder für sich selbst. Dann aber findet er einen neuen Grund zum Leben, weshalb er um selbiges kämpfen muss, denn der gewissenhafte Killer möchte seine Mission zu Ende bringen. Eine einfache Prämisse, die aber das Potenzial für Action, Humor und auch etwas Philosophie besitzt, weshalb sie auch längst ein beliebtes Film-Thema ist: So etwa in Aki Kaurismäkis „I Hired A Contract Killer“ (1990) oder in „Der Mann, der seinen Mörder suchte“ mit Heinz Rühmann (1931), „Man lebt nur einmal“ mit Theo Lingen (1952), „Die tollen Abenteuer des Monsieur L.“ mit Jean-Paul Belmondo (1965) oder „Didi - Alles im Eimer“ mit Dieter Hallervorden (1981). „Dead In A Week (oder Geld zurück)“ ist die neueste Variation dieses erstaunlich langlebigen Konzepts, eine schwarze Komödie alter Schule, mit der der britische Regiedebütant Tom Edmunds einen gelungenen Einstand und sehr unterhaltsamen gibt.

    Im Leben von William (Aneurin Barnard) dreht sich nahezu alles um seinen sehnlichst herbeigewünschten Tod. Er hat sogar schon ein unveröffentlichtes Buch darüber geschrieben und hält seine Ideen dazu in kleinen Cartoons fest, die die Wände seiner Junggesellenbude schmücken. Bei einem seiner Selbstmordversuche – er steht auf einer Brücke, um in den nassen Tod zu springen – spricht ihn ein Unbekannter an, ob er einen „Schubs“ benötige. Leslie (Tom Wilkinson), ein Mitglied der „Gilde der Assassinen“, die Selbstmördern behilflich sind, kann nach Hinterlassen einer Visitenkarte tatsächlich den Mordauftrag an Land ziehen, den er dringend braucht, um seine Quote zu erfüllen. Doch als William unerwarteterweise doch noch einen Verleger für sein Manuskript findet und der ebenso attraktiven wie melancholische Redakteurin Ellie (Freya Mavor) begegnet, will er sein Ableben erst verschieben und dann sogar ganz abwenden. Dummerweise führt dies zu einigen Todesfällen in seinem Umfeld, denn Leslie weigert sich vehement, in den Ruhestand versetzt zu werden. So wird der ursprüngliche Auftrag schließlich von Ivan (Velibor Topic) übernommen, dem skrupellosesten Killer der Gilde…

    „Dead In A Week (oder Geld zurück)“ dreht sich um zwei unterschiedliche Paare. Zum einen um das junge, kreative, aber lebensmüde Liebespaar William und Ellie, zum anderen um Leslie und seine Frau Penelope, dargestellt von Marion Bailey („Mr. Turner – Meister des Lichts“). Seit 36 Jahren sind diese verheiratet und (abgesehen von Leslies Beruf) erstaunlich bieder: Man hält Wellensittiche, sammelt Porzellanteller und Penny stickt Zierkissen. Selten wurde der Job eines Auftragskillers so bürokratisch, beamtenhaft und schlichtweg öde dargestellt: Leslie arbeitet mit Broschüren, legt Wert auf Pünktlichkeit beim Vorgespräch und im Vertragsformular muss man erst einmal noch allerlei Fragen zu seinem Todeswunsch beantworten.

    Was an „Dead in a Week (oder Geld zurück)“ so begeistert, sind weniger die Verwicklungen und unfreiwilligen Todesopfer als die sympathischen Figuren sowie der feine Dialogwitz („Wir schalten keine Anzeigen und die Mundpropaganda ist auch eher limitiert“). Aneurin Barnard („Dunkirk“) passt perfekt zum Typus der schwarzgekleideten, morbiden jungen Männer in skurrilen Coming-of-Age-Geschichten von „Harold und Maude“ bis „Submarine“. Freya Mavor („Trautmann“) verbirgt als Ellie ihre Tendenzen etwas besser, outet sich aber durch ein vernarbtes Handgelenk als Suizid-Kandidatin. Und der zweifach oscarnominierte Tom Wilkinson („Michael Clayton“) unterstützt in bester Spiellaune seine Filmgattin ähnlich überzeugend, während diese ihr Talent beim Sticken für ein überformatiges Buch für den Kaffeetisch nutzt. Dessen kalauernder Titel: „Leslie's Greatest Hits“ – ein auf den Job „Hitman“ zugeschnittenes Wortspiel.

    Aus den oft lebensbedrohlichen Gesprächen und gefährlichen Mexican Stand-offs wird ein Nonplusultra an Gags herausgeholt, wobei man auf Splattereffekte eher verzichtet. Und auch sonst gibt es viele schöne Einfälle. So verliert William etwa seinen Job als Bademeister in einem Hallenbad, weil sich laut Ansicht des Schwimmmeisters seine suizidale Einstellung nur schwer mit dieser Profession vereinbaren lässt. Und dann ist da noch Christopher Eccleston („Dr. Who“) als Leslies Chef. Diese Figur betont dann einmal mehr den Widerspruch zwischen Auftragsmorden und kleinbürgerlicher Spießigkeit, wenn in einer ausgedehnten Parallelmontage zwischen knallharten Kämpfen auf Leben und Tod sowie einem regionalen Stickwettbewerb hin und her geschnitten wird.

    Fazit: Eine charmante schwarze Komödie mit präzisem Timing, die vom Tonfall her an Klassiker wie „Ladykillers“ oder „Arsen und Spitzenhäubchen“ erinnert.

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