In „Bad Moms“ brechen Mila Kunis, Kristen Bell und Kathryn Hahn aus ihrem eng durchgetakteten Mütteralltag aus und rebellieren nebenbei auch noch gegen sexlose Ehen, despotische Treffen der Elternvertretung und das Kuchenbacken ohne Nüsse, Zucker und Mehl – mit dieser Kampfansage an das vermeintlich perfekte Bild einer modernen Mutter haben die „Hangover“-Autoren Scott Moore und Jon Lucas 2016 ganz offensichtlich einen Nerv getroffen: Mit einem US-Einspiel von mehr als 100 Millionen Dollar sowie 1,2 Millionen Kinobesuchern in Deutschland avancierte die Komödie sowohl in Nordamerika als auch hierzulande zu einem echten Überraschungshit! In der nur ein Jahr später erscheinenden Fortsetzung „Bad Moms 2“ geht es nun um das eine Ereignis, das potentiell noch viel stressiger ist als der Erdnussfreie-Erdnussbutter-Schulalltag der Kids: Weihnachten! Aber während das Sequel in der ersten Hälfte noch der erprobt-provokanten „Bad Moms“-Formel des Vorgängers folgt, bleibt das „Bad“ trotz weiterhin derber Scherze danach zunehmend auf der Strecke und der Film wandelt sich immer mehr zu einer herkömmlich-süßlichen Familien-Festtagskomödie.
Nachdem sie sich von (fast) allen gesellschaftlichen Erwartungen losgesagt haben, schließen Amy (Mila Kunis, „Ted“, „Black Swan“), Kiki (Kristen Bell, „Nie wieder Sex mit der Ex“) und Carla (Kathryn Hahn) den Pakt, jetzt auch noch Weihnachten für sich zurückerobern zu wollen – selbst wenn das bedeutet, dass es statt eines superaufwendigen Festmahls diesmal nur chinesisches Essen vom Lieferservice gibt. Aber da haben die Bad Moms die Rechnung ohne ihre eigenen Mütter gemacht, die allesamt pünktlich zu Weihnachten bei ihnen auf der Matte stehen: Amys Mutter Ruth (Christine Baranski) entpuppt sich als perfektionistischer Weihnachtssnob, wenn sie direkt eine ganze Heerschar von Handwerkern anheuert, um die bewusst bescheidene Festtagsdekoration ihrer Tochter in eine Disneyland-würdige Jahrmarktsattraktion zu verwandeln. Kikis Mama Sandy (Cheryl Hines) wiederum ist so sehr auf ihre eigene Tochter fixiert, dass sie nicht nur alles über die Penisgröße ihres Schwiegersohns weiß, sondern am liebsten direkt im Haus nebenan einziehen würde. Und Carla muss sich schließlich mit einer Mutter rumschlagen, die immer nur auftaucht, wenn sie sich mal wieder Geld zum Zocken leihen will – auch wenn Isis (Susan Sarandon) verspricht, dass diesmal wirklich alles anders werden wird…
Dass „Bad Moms 2“ keine klassisch-kitschige Weihnachtskomödie ist, erkennt man schon am Vornamen der Figur der fünffach oscarnominierten Hollywood-Legende Susan Sarandon („Thelma & Louise“) – immerhin klingt der genauso wie die weltweit gefürchtetste Terrororganisation (der lustigste Running Gag des Films). Zudem werden in der ersten Hälfte die bekanntesten Szenen aus dem Original neu aufgegriffen und noch konsequenter überdreht: Statt im Supermarkt randalieren die Bad Moms diesmal etwa in einer Mall – eine spontane Party-Eskalation, die schließlich in der sexuell anzüglichen Bedrängung eines greisen Kaufhaus-Weihnachtsmanns mündet. Und am Ende stiehlt natürlich die erneut großartige Kathryn Hahn („Crossing Jordan“) als Carla wieder allen die Show: Diesmal verliebt sie sich in einen phänomenal bestückten Waschbrett-Feuerwehrmann, der in seiner Freizeit im Weihnachtsmannkostüm strippt und der selbst beim Waxing seines Hodensacks nicht einmal mit der Wimper zuckt. Fans der anzüglicheren Gags aus dem ersten Teil kommen also durchaus auf ihre Kosten.
Aber derbe Filme über Frauen, die so sehr über die Stränge schlagen, wie es in Filmen bis vor ein paar Jahren meist nur die Männer durften, gibt es inzwischen viele (vom meisterhaften „Brautalarm“ bis zum misslungenen „Girls‘ Night Out“). Das Besondere an „Bad Moms“ war aber, dass es neben den ungehörigen Zoten eben auch noch eine satirische Ebene gab – ein radikal überzogener, aber dabei trotzdem spürbar ernstgemeinter Rundumschlag gegen die absurden gesellschaftlichen Erwartungen an Mütter (speziell in der Schule und am Arbeitsplatz). Aber in der Fortsetzung ist dieser Biss leider verlorengegangen – denn an Weihnachten trauen sich die Macher offenbar nicht ran: Statt auf das schon karikaturesk luxuriöse, mindestens eine sechsstellige Summe verschlingende Märchen-Weihnachten von Amys Mutter einigt man sich schließlich auf ein ganz traditionelles (und immer noch verdammt aufwendig aussehendes) Weihnachtsfest. So wie man das eben aus typisch-besinnlichen Hollywood-Komödien kennt – und deshalb nicht auch noch in einem „Bad Moms“-Film sehen will. Wären die Bad Moms hingegen mit ihrem Chinamann-Weihnachten durchgekommen, hätten nicht nur sie ein weniger stressiges Fest, sondern auch wir einen besseren Film bekommen.
Kritik: Sehenswert vor allem für Fans des ersten Teils, die hier sogar noch mehr jener derb-anzüglicher Zoten geboten bekommen, dank derer „Bad Moms“ zum Überraschungshit avancierte. Trotzdem fehlt im zweiten Anlauf der Biss, der das Original ausgezeichnet hat: Veganes Schulessen ist offenbar ein leichteres Ziel als das gerade in Hollywood hochheilige Weihnachtsfest.