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    Open Water: Cage Dive
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Open Water: Cage Dive
    Von Asokan Nirmalarajah

    Wenn ein kleiner Genrefilm wie „Open Water“ von 2003 sich zum kommerziellen Überraschungserfolg mausert, dann lässt eine Fortsetzung meist nicht lange auf sich warten. Als 2006 mit „Open Water 2“ allerdings ein vermeintliches Sequel des maritimen Survival-Thrillers in die deutschen Kinos kam, wurde weder die Handlung fortgeführt noch gab es ein Wiedersehen mit bekannten Figuren – man hatte den bekannten Titel nur verwendet, um Zuschauer anzulocken. Das beklemmende Original und der humorig angehauchte B-Movie-Humbug von „Teil 2“ hatten so gut wie nichts gemeinsam - noch nicht einmal hungrige Haie gab es in der vermeintlichen Fortsetzung. Das fadenscheinige Manöver war damals offenbar so erfolgreich, dass die Rechteinhaber von Regisseur Gerald Rascionatos „Cage Dive” den Hai-Thriller (immerhin kehren die Tiere somit zurück) nun nach gleichem Muster einfach in bestimmten Ländern umtaufen in „Open Water 3 – Cage Dive“. Auch hier gibt es keinerlei erzählerische Verbindungen zu den Vorläufern, vielmehr wirkt die australische Produktion mit ihren abgegriffenen Genre-Versatzstücken wie eine halbherzige, schnell zusammengeschusterte Kombination aus Found-Footage- und Meereshorror, die von der Spannung eines Hai-Reißers wie „The Shallows“ meilenweit entfernt ist...

    Nach dem Ehepaar aus Teil 1 zieht es in Teil 3 ein abenteuerlustiges Trio in die gefährliche Nähe von Haien. Der kalifornische Sunnyboy Jeff (Joel Hogan) reist mit seiner blonden Freundin Megan (Megan Peta Hill) und seinem Bruder Josh (Josh Potthoff) nach Australien, wo sie sich für eine Reality-Game-Show als Kandidaten bewerben wollen. Doch dann machen sie den verhängnisvollen Fehler eine Touristentour mitzumachen, bei der man auf Wunsch in einem Stahlkäfig auf hoher See ins Wasser gelassen wird, um so geschützt Haie in ihrer freien Wildbahn zu beobachten. Als eine riesige Welle das Boot zum Kentern bringt, sind die Passagiere im Wasser hilflos den Haien ausgesetzt...

    Regisseur Gerald Rascionato bedient sich zu Beginn eines recht cleveren erzählerischen Kniffs. Statt wie üblich das angeblich gefundene Filmmaterial für sich selbst sprechen zu lassen, bettet er die Amateuraufnahmen der drei Protagonisten in eine Fernsehdokumentation ein, in der journalistisch dem Fund der wasserfesten (!) Kamera durch einen Sporttaucher nachgegangen wird. Zur Reportage gehören Interviews mit Augenzeugen und Verwandten der Opfer, außerdem wird die Tragödie kurz gefasst vorweggenommen – und die Filmemacher sparen sich ganz nebenbei auf erzählerisch schlüssige Weise die Kosten für eine teure digital erzeugte Monsterwelle. Auch finden sich zu Anfang einige nette Seitenhiebe auf den Voyeurismus der Zuschauer. So ist der Akku der Kamera immer gerade dann leer, wenn die weibliche Hauptfigur Megan sich auszieht – dabei scheint es sie gar nicht zu stören, gefilmt zu werden.

    Im ersten Drittel des Films spielt sich auch die Dreiecksgeschichte zwischen den beiden Brüdern und der Frau in ihrer Mitte ab. Während Jeff davon träumt, Megan endlich einen Antrag zu machen, betrügt sie ihn hinterrücks mit Josh. Wie die scheinbar zufällig mitlaufende Kamera dabei immer den perfekten Winkel findet, um das Geschehen möglichst dramatisch einzufangen, kann schon fast als Parodie auf Found-Footage-Filme goutiert werden. Der Spaß hört aber dann doch relativ schnell auf, wenn Regisseur Gerald Rascionato den Dokufilm-Rahmen verlässt und die Zuschauer mit den Protagonisten alleine auf hoher See zurücklässt. Das ist nur bedingt verstörend oder spannend, vielmehr fragt man sich irgendwann, warum immer jemand weiterfilmt, statt beide Hände zu nutzen, um sein Leben und das der anderen zu retten. Auch werden die erzählerischen Vorgaben des Anfangs einfach ignoriert, von Spannungen zwischen den Figuren oder überhaupt Charakterzeichnung ist nun gar nichts mehr zu spüren. Jeder kleine Hauch von Substanz verpufft inmitten von tödlichen Hai-Attacken, weiteren banalen Schockeffekten und wilden Kamerabewegungen, die höchstens die Übelkeit fördern, aber nicht die Übersicht oder die Spannung.

    Fazit: Nach einem recht ansprechenden ersten Drittel werden alle halbwegs guten Ansätze schnell verschenkt und weichen berechenbarem und kaum spannendem Tierhorror.

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