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    Hot Dog
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Hot Dog
    Von Carsten Baumgardt

    Die wichtigste Botschaft des Films vorweg: Es gibt jetzt bei McDonald’s auch Hot Dogs! In einer Szene von Torsten Künstlers Regiedebüt „Hot Dog“ sitzen die bärenhungrigen Hauptdarsteller Til Schweiger und Matthias Schweighöfer im Drive-In der Fast-Food-Kette und diskutieren im Auto, welches kulinarische Schnellessen-Festmahl sie denn nun verdrücken könnten. Die Lösung nach langer Diskussion: Hot Dogs! Abgesehen von dieser aufdringlichen Werbebotschaft (keine Angst, es gibt noch mehr davon) ist die Buddy-Action-Komödie ein harmloser Klamauk der alten Schule, mit angestaubten Gags und einem uninspirierten Drehbuch. Einzig das eingespielte und spielfreudige Star-Doppel Matthias Schweighöfer und Til Schweiger sorgt für ein paar amüsante Momente, vor allem, wenn sie zwischendurch mal so etwas wie Selbstironie oder Anarchie durchscheinen lassen.

    Luke Steiner (Til Schweiger) ist der härteste Polizist der Regierungsspezialeinheit GSG-10. 49 Jahre alt, 39 Abmahnungen in der Tasche! Seine Devise: erst Schießen, dann Fragen! Bei seiner neuesten Rambo-Aktion nietete der Cop in Berlin einen Haufen Geisel-Gangster um - und verursachte dabei einen Millionenschaden. Der intelligente Pedant Theo (Matthias Schweighöfer) hockt derweil als Schreibtischtäter in der Materialausgabe und brennt darauf, einmal als „echter Agent“ eingesetzt zu werden. Nach dem Entführungsdesaster wird Steiner zur Strafe als Leibwache für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ins Schloss Bellevue versetzt - mit Theo als Partner. Während Theo seinen neuen Kollegen für dessen Heldentaten bewundert, kann der seinen jüngeren Partner (von ihm permanent „Helga“ genannt) nicht ausstehen, weil er ihn für ein Weichei hält. Die Schuld daran, dass die moldawische Präsidententochter Mascha (Lisa Tomaschewsky) von einer Gangstertruppe per Hubschrauber aus Bellevue entführt wird, liegt allerdings bei Steiner, weil der während der Aktion vor der Tür mit seiner Teenager-Tochter (Lilli Schweiger) telefoniert hatte. Die Kidnapper verlangen 16 Millionen Euro Lösegeld. Während ihr Boss (Tim Wilde) Steiner und Theo wutentbrannt von dem Fall abzieht, machen sich die beiden mit Hilfe von GSG-10-Computernerd Nicki Kasulke (Anne Schäfer) auf eigene Faust daran, Mascha zu befreien…

    Til Schweiger („Honig im Kopf“, „Keinohrhasen“) und Matthias Schweighöfer („Vaterfreuden“, „Der geilste Tag“) sind (zusammen mit dem ebenso erfolgreichen „Fack ju Göhte“-Star Elyas M‘Barek) die Speerspitze der deutschen Filmindustrie, wenn es darum geht, Menschen in die Lichtspielhäuser zu locken. Machen wir uns nichts vor: Das Mitwirken der Kassenmagneten ist der einzige Grund, warum „Hot Dog“ groß in die Kinos kommt und seine Premiere nicht als Sat.1-Film der Woche feiert. Auch in ihrer bereits sechsten Zusammenarbeit zeigen die Stars, dass sie auf der Leinwand eine stimmige Chemie besitzen, seien die Vorzeichen - wie hier das altbackene Klischee-Drehbuch von Tripper Clancy („Vier gegen die Bank“) - auch noch so ungünstig. Wie jeder furchtlose Komiker hat Schweighöfer kein Problem damit, dass im Film die meisten Gags auf seine Kosten (sprich des Korinthenkackers Theo) gehen, während Schweiger sein Harter-Macker-Image zumindest hier und da sanft persifliert.

    Doch das, was Schweigers und Schweighöfers Schattenmann Torsten Künstler (Co-Regisseur von Filmen wie „Kokowääh 2“, „Der Nanny“ oder „Schlussmacher“) hier bei seinem offiziellem Regiedebüt „Hot Dog“ (= das Gefahrencodewort der Protagonisten im Film) inszenieren muss, ist absolut undankbar. Die haarsträubende Story besteht ausschließlich aus sattsam bekannten Klischees der Film- und Fernsehgeschichte, ohne dass sich originelle Variationen ergeben würden. Harter Macker-Cop (Schweiger), der nerdige Stubenhocker (Schweighöfer), der cholerische Vorgesetze (Tim Wilde), die bebrillte graue Hacker-Maus (Anne Schäfer) etc… die Stereotypen versammeln sich brav, nur fehlt dabei die verspielte Lockerheit beziehungsweise intelligente Selbstironie solcher US-amerikanischen Komödien-Pendants wie „Die etwas anderen Cops“ oder „21 Jump Street“ leider komplett.

    Die moldawische Verschwörung, die sich entwickelt, ist schon zu Beginn dünn und durchschaubar, aber wirklich wichtig wird das sowieso nicht genommen, weil es primär nun mal darum geht, Gags zu platzieren. Visuell orientiert sich Künstler an seinen eigenen Co-Regiearbeiten, weshalb nun auch „Hot Dog“ im typisch-bewährten Til-Schweiger-Look mit der Mischung aus schmissigen Popsongs und glatten Hochglanz-Bildern daherkommt. Doch auch damit lässt sich aus einer Buddy-Komödie, die wie eine TV-Folge von „Alarm für Cobra 11“ oder „Der Clown“ im Kinoformat mit echten Stars wirkt, nicht nachhaltig aufwerten.

    Das Niveau der Witze reicht bis in die tieferen Regionen des Fäkalhumors, da wimmelt Steiner zum Beispiel seinen hartnäckigen Kollegen-Verfolger Theo auf der Toilette schon mal mit einem derben „Ich muss kacken“ ab - ein Statement, das Regisseur Künstler anschließend genüsslich-knatternd auf der Tonspur weitertreibt, als säße da nicht gerade Til Schweiger, sondern Tom Gerhardt auf dem stillen Örtchen. Oder Theo wird von Steiner dazu genötigt, bei der Suche nach Drogen beherzt in den Enddarm einer verdutzten Kuh zu greifen. Dieser Slapstickstil (am effektivsten beim netten „Helga“-Running-Gag) zieht sich durch den ganzen Film und erinnert an die alten Zeiten der Klamotte. Die Sprüche rollen wie vom Fließband über die Leinwand. Ab und zu wird es ganz wild, dann tauchen Schweiger/Schweighöfer als Bundespräsidenten-Leibwächter plötzlich in einem antiken Helm auf, den auch Josef Meinrad als legendärer Oberst Böckl in der „Sissi“-Trilogie mit Romy Schneider getragen haben könnte. Von diesen anarchischen Störfeuern hätte es gern mehr geben dürfen, so aber fehlt die nötige Freiheit und Unberechenbarkeit, um mit einem Film dieser Machart im Jahr 2018 nicht völlig überholt und veraltet zu wirken.

    Fazit: Klamauk, Klischees und flotte Sprüche - Torsten Künstlers mit Til Schweiger und Matthias Schweighöfer starbesetzte Buddy-Komödie „Hot Dog“ ist tatsächlich filmisches Fast Food (und zwar leider welches, das schon viel zu lange in der Auslage herumliegt).

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