Nach den Spielsachen in der „Toy Story“-Trilogie sind es in Dave Mullins‘ Kurzfilm „LOU“ (wird im Kino vor „Cars 3: Evolution“ gezeigt) nun die von den Schülern verlorenen Dinge in der Fundsachenkiste auf einem Pausenhof, die die Animationsgenies der Pixar Studios auf der Leinwand zum Leben erwecken. Das (designtechnisch) Faszinierendste an den vollkommen dialogfreien sieben Minuten: Die aus den verschiedensten Alltagsgegenständen bestehende Kreatur LOU setzt sich in der zentralen Actionszene des Films immer wieder auf unterschiedliche Weise neu zusammen. Aber selbst wenn der Kopf des Fundsachen-Transformers mal aus einem Hoodie mit Baseball-Augen und mal aus einem aufgeschlagenen Buch besteht, ändert das nichts daran, dass man LOU als Zuschauer durchgängig als kohärente Figur wahrnimmt. Der Pixar-Mutterkonzern Disney hat eben schon fast 100 Jahre Erfahrung damit, eigentlich leblose Dinge mithilfe der Animationsmagie zum Leben zu erwecken – und neben dem magischen Besen aus der Zauberlehrling-Episode in „Fantasia“ oder den singenden und tanzenden Einrichtungsgegenständen aus „Die Schöne und das Biest“ gehört nun auch LOU definitiv zu den absoluten Meisterstücken dieser stolzen Tradition.
Dass an „LOU“ vor allem das Design heraussticht, ist kaum weiter verwunderlich: Immerhin stammt Dave Mullins, der hier seinen Einstand als Autor und Regisseur gibt, eigentlich aus der Animations-Abteilung des Studios, wo er bereits an etlichen Pixar-Klassikern wie „Die Monster AG“, „Ratatouille“ oder „Oben“ mitgewirkt hat. Die Geschichte um einen Pausenhof-Bully, der nur deshalb so gemein zu den anderen Kindern ist, weil er selbst schon schlimme Erfahrungen gemacht hat, entpuppt sich als süßliches Märchen mit schlichter Message – zumindest in erzählerischer Hinsicht ist Pixar bei anderen Kurzfilmen schon deutlich ambitionierter zur Sache gegangen (man erinnere sich nur an den herausragenden Oscar-Gewinner „Geri’s Game“ von 1997). Geradewegs zu Herzen geht die Fabel, die hauptsächlich dazu dient, dem titelgebenden Fundsachen-Monster etwas zu tun zu geben, aber trotzdem – und gegen die berührende Moral von der Geschicht‘ kann in diesem Fall sowieso niemand etwas einwenden.
Fazit: Kein neuer Pixar-Kurzfilm-Klassiker auf dem Niveau von „Geri’s Game“ oder „Die Ein-Mann-Band“, aber eine rundum liebenswürdige Pausenhof-Fabel, mit der das „Toy Story“-Studio einmal mehr beweist, dass die Animationskünstler dort wirklich jeden Gegenstand und sogar jede beliebige Kombination von Gegenständen glaubhaft zum Leben erwecken können.