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    Der Goldene Handschuh
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    Hp_haefele
    Hp_haefele

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    4,0
    Veröffentlicht am 20. Juli 2024
    Der goldene Handschuh

    Warum schaue ich mir eigentlich so etwas an? Ich war doch vorgewarnt! Nun, weil dieser Film als Beitrag des Regisseurs Fatih Akin auf der diesjährigen Berlinale lief und somit ein Vorschuss an filmästhetischer Veredelung in Anspruch nehmen darf - dies mag auch unbegründet sein. Neugierig geworden bin ich auf diesen Film als der Versuch der Umsetzung einer in den einschlägigen Feuilletons hochgelobten literarischen Sozialreportage. Eine Lesung der Romanvorlage in Ausschnitten konnte ich im Rahmen der im Karlsruher ZKM im Jahr 2017 inszenierten Hörspieltage beiwohnen. Diese Lesung ermöglichte es den damals Zuhörenden, wenn auch nur als Schlaglicht, einen Einblick in ein wohl vermutetes, jedoch vom Mainstream in den Bereich des ,,no go" verwiesenen Submilieus partiell einzutauchen. Für die damals gutbesuchte Lesung galt, aus guten Gründen des Jugendschutzes, ein formales ,,Jugendverbot", wohl wissend um die beliebige technische Zugänglichkeit zu gewaltpornografischen Stoffen für alle Altersstufen über das Internet und die sozialen Netzwerke. Aber das ist ein alter Hut und taugt ebenfalls nicht für ein reflexartiges Heben des moralischen Zeigefingers, wie es sich, um es gleich vorwegzunehmen, auch nicht für eine Be- oder Verurteilung des neuen Films von Fatih Akin eignen mag. Nun, nach Verlassen des Kinos, habe ich mich gefragt, was alles in der Welt hat diesen Regisseur bewogen, sich ausgerechnet dieses Stoffes anzunehmen und eine filmische Bühne bereitzustellen, dessen Begebenheiten in die Mitte der 70-er Jahre rückdatierbar sind und seiner Zeit, über viele Wochen hinweg, als Aufmacher eines damals wie heute faschistoid-hetzerischen Revolverblattes in Gestalt der ,,BILD-Zeitung", herhalten musste? Fatih Akim mutet seinen Zuschauerinnen, so mein Resumee, zu, sich diese Frage wirklich selbst beantworten zu müssen. Sein Film ist mit seinen Gewaltdarstellungen für sein Publikum schlichtweg eine Zumutung und niemand gäbe sich eine Blöße, das Filmtheater schon lange vor dem Abspann verlassen zu haben. Akin hat die Rollen des Stückes kongenial besetzt und erzählt die ,,Geschichte" des Menschen Fritz Honka, bekannt als der frauenmörderische Psychopath aus dem Hamburger Trinkermilieu der 70-er Jahre. Szenisch oszilliert der Film durchgehend zwischen der Stammkneipe von Honka, dem ,,Goldenen Handschuh", seinem angestammten Soziotop, in welchem er auch seine Frauenbekanntschaften machte, um diese dann (Szene-Wechsel) mit sich auf ein weiteres Glas mit nach Hause zu schleppen, nur um diese dann im Vollsuff, nach gescheitertem Sexualkontakt, schlichtweg totzuschlagen, mit der Säge zu zerstückeln und die in Lumpen verschnürten Leichenteile dann in einem Verschlag zu deponieren oder in einem ramponierten Hinterhof abzulegen. Dabei geht Honka stringent und sehr pragmatisch vor. Er tut, was getan werden muss, allein schon aus Gründen der Raumökonomie in seinem Wohnkabuff welcher die Bezeichnung Wohnung nicht für sich reklamieren kann. Diese sich wiederholenden Akte der Ermordung, Ausweidung und Zerstückelung von meist alten, sich prostituierenden, alkoholkranken Frauen als Zufallsbekanntschaften, werden von Akim schonungslos in Szene gesetzt. Die Sequenzen operieren durchweg entlang der dargestellten Impulsivität und Handlungsdynamik der Beteiligten an der Grenze zur Übersteigerung im Absurden. Das Gezeigte hat in seiner abstossenden Brutalität ja real stattgefunden und zwar in einem sozialen Abseits, welches sich als Abseitiges exemplarisch mitten in der bundesrepublikanischen Realität als vermeintlich kulturferner Nukleus erhalten hat und weiter wuchern konnte. Wenn Salvatore Adamo’s Schlager-Hit ,,Es geht eine Träne auf Reisen“ als fortgesetzte musikalische Untermalung des mörderischen Treibens von Honka in die Ohren träufelt, dann fühlt man sich als Zuschauer unversehens mit einiger Beklemmung in die geschmacklos modernistische und Oswalt Kolle spießer- geile Lebenswirklichkeit der BRD der frühen 70-er Jahre zurückkatapultiert. Es gilt sich auch zu vergegenwärtigen, dass die damalige Generation 50+ mit, hoher Wahrscheinlichkeit, aktiv am ebenfalls mörderischen Kriegsgeschehen 30 Jahre zuvor in irgendeiner Form beteiligt war. So auch die im Schwof gemachten Kneipenbekanntschaften von Honka, welche von Akim in all ihrer dauerbetrunkenen Tristesse und seelischen Zerrüttung eindrucksvoll in Szene gesetzt werden. Akim zeigt uns dieses Milieu in ungeschminkter Direktheit, ohne jedoch diese Menschen bloßzustellen und zu denunzieren. Man weiß aber manchmal trotzdem nicht, ob man lachen oder weinen soll. Da gibt es diesen ehemaligen SS-Offizier, eine durch und durch unsympathische und bedrohlich wirkende Figur, aber auch die erbarmungswürdige Frau, welche im KZ war und sich dort über Jahre hinweg prostituieren musste. All diese Menschen können auf kein gutes Leben zurückblicken und ertränken ihren Selbsthass förmlich im Alkohol. Heintje’s melodisch- herzzerreißende Liebeserklärungen an Mama und Oma treiben den Kneipenbewohnerinnen die Tränen In die Augen und kurzzeitig schlägt die Verhärtung in Rührseligkeit um. In Gestalt des Fritz Honka finden diese seelischen Verheerungen dagegen ihr mörderisches Ventil im Außen. Honka wird, so das hinlänglich bekannte Ende, nach dem Abfackeln seiner Wohnung durch eine Mietpartie des Hauses, welcher, nicht nur sprichwörtlich zuvor die Maden durch die Ritzen ihrer Wohnungsdecke in die sonntägliche Suppenschüssel rieselten, verhaftet und der Prozess gemacht. Die Mieter sind eine griechisch stämmige Familie und ihr Handeln kann man fast schon als Akt der Notwehr klassifizieren, denn der Verwesungsgestank war wohl wohl unerträglich geworden. Aber warum hatte niemand schon längst zuvor die Polizei verständigt? Man kann nur mutmaßen, dass die offensichtlich relativ gut sozial integrierte griechische Mieterpartie dennoch Angst vor behördlich- aufenthaltsrechtlichen Nachforschungen hatte? Womöglich war der Verwesungs- und Abfallgeruch nichts Besonderes mehr in einer rohen Welt des Überlebenskampfes der unteren Klassen und der sozialen Abschottung? Akim öffnet uns ein Fenster zum Blick in eine bundesrepublikanische Parallelwelt mit umgekehrten Vorzeichen. Hier werden nicht die türkischen Kiez-Clans und kleinkriminellen Drogendealer abgerufen, welche sich schon immer für rassistische Projektionen beifällig angeboten haben, sondern Menschen portraitiert, welche in diesem Land das Licht der Welt erblickt haben. Nach knapp 90 Minuten Film steht man einigermassen ratlos da, insbesondere weil hier herkömmliche Kategorien einer moralischen Be- und Verurteilung hier nicht so richtig greifen. Man kann über das leidvolle Schicksal dieser Menschen nur mutmassen, ein empathisches Sich- Einfühlen wird den meisten von uns Mittelschichtssozialisierten wohl schwer fallen. Soll man den Stab über diesen Menschen brechen und ihnen die Alleinverantwortlichkeit ihres Lebensentwurfes in die Schuhe schieben? Bei Fritz Honka liegt der Fall etwas anders. Er hat gemordet und wurde lange vor seiner eigenen Tatserie wohl seelisch selbst ,,ermordet“. Auch die Instrumente einer strafjustiziellen Aufarbeitung mit der Massgabe einer festzustellenden Fähigkeit zu Einsicht zum Tatzeitpunkt und somit vollen oder geminderten Schuldfähigkeit, lassen einen faden Beigeschmack zurück. Die Rekonstruktion der Verbrechen im juristischen Procedere zeigt im Verlauf immer auch, dass das Kind schon zu einem viel früheren Zeitpunkt in den sprichwörtlichen Brunnen gefallen war. Das alles ist harter Tobak und nur schwer verdaulich. Man kann Akin's Film wegen dessen obsessiver Gewaltdarstellung gleichwohl ablehnen oder auch als Anlass nehmen, über sozialstrukturelle Gewaltverhältnisse zu debattieren, über Mechanismen sozialer und rassistischer Ausgrenzung, über eine klassengesellschaftliche Auslagerung und kontrollstaatliche Verwaltung der sozial Überflüssigen, über Prozesse der Entsolidarisierung in einer marktradikal umgemodelten und nicht mehr sozialstaatlich pazifizierten Klassengesellschaft und vielleicht auch über eine zunehmend empfundene Sinnentleerung in einer zynisch gewordenen Welt, in welche die Menschen nach ihrer Verwertbarkeit und ökonomischem Status separiert werden. Fatih Akin's Film bietet seinem Publikum eine leichte Offerte, sich im voyeuristischen Gruseln vom Milieu der dargestellten Menschen abzugrenzen - einfache Erklärungen oder gar Lösungen liefert er jedoch nicht und vielleicht macht das die spezifische Qualität dieses bei der diesjährigen Berlinale nicht prämierten Filmes aus.
    PostalDude
    PostalDude

    903 Follower 984 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 4. Mai 2023
    Was für ein ekliger, dreckiger Film!

    Aber so muss das sein, weil es so war...
    So viel ekelhafter Alkohol + eklige Zigaretten, musste aber so sein, er sieht auch so richtig versoffen aus & seine Bude erst !

    Die Rolle war stark gespielt, man nimmt ihn den "Honka" ab, ekelhafter Typ!
    Man sieht mal wieder, was der Alkohol anrichten kann...!

    Kleinere Nebenrollen mit bekannten Gesichtern runden das Gesamtbild ab! U.a. auch Heinz Strunk selber, der ja auch die Romanvorlage schrieb!
    Sebastian Schlicht7
    Sebastian Schlicht7

    5 Follower 198 Kritiken User folgen

    1,0
    Veröffentlicht am 1. Mai 2023
    Die Würde stirbt zuerst!

    2019 drehte Datih Akin den Film „Der Goldene Handschuh“, basierend auf dem Roman von Heinz Strunk, welcher wiederum auf den realen Morden von Fritz Honka basiert. Diese fanden in den 70er Jahren in Hamburg statt und nun wurde diese wirklich verstörende Geschichte verfilmt. Dabei ist einer wirklich ekelerregender Film entstanden, jedoch nicht aus den Gründen, die man zuerst vermutet.

    St. Pauli, Anfang der 70er Jahre: Der einsame Fritz Honka betrinkt sich gerne in der Kiezkneipe „Zum Goldenen Handschuh“ und findet keinen Anschluss, vor allem bei Frauen schafft er es nie zu punkten. Nur mit viel Alkohol und Geld kriegt er vereinsamte und oft obdachlose Menschen in seine Wohnung. Nach oftmals gewaltsamen Vergewaltigungen, tötet er seine Opfer meist. Doch niemand traut dem unscheinbaren Fritz diese Gräueltaten zu...

    „Der Goldene Handschuh“ ist einer dieser Filme, die so realistisch sein wollen, dass sie in dem Vorhaben regelrecht implodieren. Keine Frage: Die Darsteller sind wirklich sehr gut und gerade die Maske der einzelnen Figuren ist wirklich herausragend. Jonas Dassler als unberechenbarer Mörder Fritz ist nicht wieder zu erkennen. Auch wenn sein Spiel schnell wie eine ungesunde Mischung aus Igor („Frankenstein“) und Nosferatu daher kommt, so fühlt sich vieles hier authentisch an. Besonders die Dialoge wirkten echt und das ist bei deutschen Filmen leider eine Seltenheit. Auch die Sets sehen klasse aus, vor allem Fritz´ Wohnung ist wirklich scheußlich. Doch dann passiert der erste Mord und dann der nächste und dann der nächste…

    Es gibt unzählige Filme über Serienmörder und viele haben das gleiche Problem: Sie versuchen die Taten und Morde so widerlich und grausam wirken zu lassen, wie das Innere der Täter wohl selbst aussieht. Je ekelhafter und brutaler, desto besser, das schien hier bei Akin das Motto zu sein. Dabei ist der Roman offenbar gar nicht so explizit in seiner Brutalität, aber da ich das Buch nicht gelesen habe, kann ich dazu nicht viel sagen.

    Akin wollte den Täter so inszenieren, dass man ihn verstehen kann, was ja an sich eine gute Idee ist. Allerdings wollte er auch den Opfern eine gewisse Würde verleihen durch diesen Film und hier scheitert „Der Goldene Handschuh“ in allen Bereichen. Die Morde werden regelrecht glorifiziert und sollen das Publikum schocken: „Schaut her, wie eklig und grausam das doch alles ist!“ So oder so ähnlich scheint der Film und Akin den Zuschauer anzubrüllen. Würde findet man hier nirgendwo. Ein ganz großes Problem findet sich im Vergleich zur echten Geschichte. Auf Fakten gebe ich bei solchen Filmen meist nicht viel, aber das hier ist essentiell: Im Original hatte Fritz einen Hang zu älteren Frauen, im Film jedoch wird es so dargestellt, dass er diese nur mit sich nimmt, weil er sonst nichts „Besseres“ findet. Er fantasiert von einem jungen Mädchen und ist besessen von ihr. Die Opfer jedoch werden als „Restware“ verkauft und dargestellt. Nur die Darstellerinnen schaffen es den Figuren eine Seele zu geben, aber durch das Drehbuch und die viel zu grotesken Szenen erstickt das bisschen Anspruch im Sumpf der Effekthascherei. Und mehr ist das in meinen Augen nicht.

    „Der Goldene Handschuh“ wirkt wie eine Eins zu eins-Verfilmung des dazugehörigen Wikipedia-Artikels. Was ist die Message des Films? Wo ist der künstlerische Anspruch? Hier und da lässt sich erahnen, was Akin vielleicht erreichen wollte, aber am Ende bleibt es dann bei den provozierenden Greueltaten.Diese sind für viele sicherlich schwer anzuschauen, aber ich war vor allem genervt. Denn unter all den Körperflüssigkeiten, all den abartigen Fantasien und der Gewalt, findet sich nahezu keine Substanz.

    Und als wäre das nicht alles genug, ist der Film vor allem langatmig, denn irgendwie wiederholt sich das eine Szenario immer und immer wieder. Fritz trifft auf Frau, lädt sie zu sich ein, wird gewaltbereit und bringt sie um. Die Struktur der Story ist wirklich einfältig und langweilig.

    Fazit: „Der Goldene Handschuh“ ist ein abstoßender und unbedeutender Film, der vor allem schockieren will. Es geht Akin nicht um die Würde der Figuren, sondern um eine „krasse“ Geschichte, die verstören und provozieren soll. Und ich habe nichts gegen knallharte Filme, die mit Gewalt (sowohl physisch als auch psychisch) und anderen schrecklichen Dingen spielen. Aber das hier wirkt wie eine perfide Art von Voyeurismus. Der Film ist hier und da gut gemacht, hat sogar einige humorvolle Momente, aber das wars in meinen Augen. Ich bin mir sicher, dass jede Dokumentation über den Fall deutlich besser und spannender ist, besonders das Buch dürfte viel mehr Anspruch haben. Dieser Film ist abscheulich und zwar aus den falschen Gründen. Wer sich von exzessiven Gewalttaten gegenüber Frauen schockieren lassen will, der kann hier gern reinschauen, aber ich empfinde das Ganze als pure Zeitverschwendung. Ganz ehrlich: Lieber einen großen Bogen um diesen Film machen!
    Myrenda S.
    Myrenda S.

    1 Kritiken User folgen

    0,5
    Veröffentlicht am 13. Oktober 2022
    Gutes Set, gute Schauspieler, interessante Kameraführung, langweiliges Kammerspiel. Langatmig, farblose, leere Figuren, langweilige Dialoge, keine spannende Handlung,, schlecht zu verstehende Dialoge, keine musikalische Unterstützung, kein Spannungsbogen, wirklich nicht zu empfehlen.
    Pyro. Fritze
    Pyro. Fritze

    4 Follower 80 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 16. März 2022
    Ein wirklich außergewöhnlicher, perverser Film. Kaum vorzustellen das es solche Menschen wirklich gibt.
    Ich war überrascht was man tatsächlich alles sehen konnte!
    Teilweise hätte etwas mehr Spannung sein dürfen.

    Wer sowas mag sollte ihn sich auf jeden Fall mal ansehen!
    Fernseh-Kai
    Fernseh-Kai

    4 Follower 124 Kritiken User folgen

    2,5
    Veröffentlicht am 22. Februar 2022
    Der Film ist weniger ein Horror-Film, als ein 70er-Jahre-Ekel-Suff-Exploitation-Streifen. Das ganze Setting ist dominiert von versifften, vergammelten Wohnungen, einer heruntergekommenen Kneipe sowie zahlreichen versifften, ekligen Gestalten, die alle komplett abgestürzt und aus der Gesellschaft ausgeschert sind. Da man zudem weiß, dass der Film auf wahren Begebenheiten beruht, ist der Film dann schon irgendwie gruselig und unheimlich.
    Als Film an sich fällt der Film jedoch durch, da er die ganze Zeit ziemlich belanglos dahinplätschert, es gibt keinen echten Spannungsbogen, keine unerwarteten Twists, tatsächlich gibt es auch keine Splatter- oder Gore-Szenen, es ist immer irgendwie eine halbe Wand oder Tür davor. Wir erfahren absolut nichts über die Vorgeschichte Honkas, sehen ihn nur als alkoholabhängige, verwahrloste, komplett abgestürzte Kreatur, die seine Macht- und Gewaltfantasien an besoffenen, ebenso abgestürzten Frauen auslässt. Das reicht für einen guten Film nicht aus.
    Philm
    Philm

    25 Follower 297 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 7. Februar 2022
    Bis auf einige toll dargestellte Figuren gibt der Film dann doch zuwenig her. Die Handlung ist einfach nur trostlos und banal und dient höchstens noch als eine "kenn dein Limit" Ermahnung.
    Kino:
    Anonymer User
    4,5
    Veröffentlicht am 9. Januar 2022
    Ein deutscher Weltklasse-Serienmörderfilm.
    Spielt in den 1970er Jahren, hauptsächlich an zwei Schauplätzen: in der Hamburger Kiez-Kneipe Zum Goldenen Handschuh und in der Wohnung eines gemeingefährlichen Alkoholikers. Der Film beginnt nach einem Mord...
    und der Auftakt taugt gleich als früher Gratmesser, ob sich wer im falschen Film gelandet sieht, der damit schon auf Kurs Frei ab 18 ist.
    Danach geht es auf mehr Ebenen genauso explizit und dreckig weiter.

    Vorlage ist der Tatsachenroman von Heinz Strunk über den Serienmörder Fritz Honka, verfilmt von Fatih Akin.
    Das Gebotene punktet in Filmform hervorragend in Kombination:
    dank der gestörten Hauptfigur und ihrem Treiben in Zusammenhang mit dem denkwürdigen Schauspielerjob von Jonas Dassler sowie allen (!) anderen Darstellern in ihren teils ebenso Nicht-Allerwelts-Rollen und dank gekonnter Machart, dem Look und Lokalkolorit einschließlich des ganzen deutschen Liedgutes im Film.
    Die Hauptattraktion ist Jonas Dassler als Fritz Honka, der stellenweise wie Charles Laughton in Der Glöckner von Notre Dame daherkommt.

    Alles zusammen wird zu einem inhaltlich packenden Hingucker, der die kleine Welt im Film und die Zeit reizvoll schäbig und abgründig aufleben lässt.

    Schauspielerkino extrem und ein so deutscher wie hervorragender Serienmörderfilm in einem, der für ein weltweites Publikum tauglich ist - nur eben überall in einem etwas kleineren Kreis, M ist dagegen massenkompatibel.

    Doch die Jagd auf einen Serienmörder ist hier nie Programm - falls das jemand sehen wollte. Zudem ist das kein Folter- und Gewaltporno; die Sache ist öfters mehr ums Eck rum inszeniert.

    Ein Film voll mit Menschen abseits einer Erfolgsspur, mit ein paar Morden, visuell in einem vergleichbar gewinnbringend schmierigem Dreckslook wie z.B. Maniac (1980) und Eaten Alive (1976) - und Leute, die z.B. den beiden eindeutig Positives abgewinnen, lassen Der goldene Handschuh eher nicht aus, der es auf seine Art mit jedem Serienmörderfilm aufnehmen kann.
    Bad Taste
    Bad Taste

    20 Follower 62 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 7. Oktober 2021
    Nichts für schwache Nerven, eine beeindruckende Kulisse und eine verdammt gute Schauspielleistung.

    bester deutscher Film seit langem.
    Thomas Z.
    Thomas Z.

    112 Follower 512 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 22. August 2021
    "Ihr, die ihr hier eintretet, lasset alle Hoffnung fahren". Das Zitat aus Dante's Göttlicher Komödie könnte gut und gerne die Eingangpforte des Goldenen Handschuhs zieren oder jede andere Wohnungseingangstüre der illustren Gäste, sofern sie in einer überdachten Räumlichkeit ihr erbarmungswürdiges Dasein fristen. Fathi Akin gelingt eine abstoßende Milieustudie des Hamburger Kiez; brutal, schonungslos und verstörend wird eine von Alkohol, Gewalt und Elend bestimmte Lebensweise dargestellt, dass der geneigte Zuschauer schon über einen stabilen Magen verfügen sollte. Zu verdanken hat Akin diese Wirkung einem bis in die Nebenrollen superb besetzten Ensemble. Das wirkt derart authentisch, dass es schwerfällt, sich hinter den Figuren Schauspieler vorzustellen. Ein besonderes Lob gebührt dabei Jonas Dassler, der den Hauptprotagonisten, Serienmörder Fritz Honka, mit unglaublicher Intensität und Präsenz verkörpert.
    Die Kehrseite der Medaille und damit größte Schwäche des Films, besteht für mich darin, dass die Figuren keine emotionale Bindung zulassen. Es existiert keinerlei Identifikationspotential. Die Zerrissenheit von Honka's Suche nach Nähe und der möglicht zeitnahen Zerstörung dieser, löst weder Mitleid noch Abscheu hervor. Die Psychologie bleibt im Dunkel und ist durch fehlende Ausleuchtung der Hintergründe nicht nachvollziehbar. Bei mir hat das ein ungutes Gefühl erzeugt, dass man von einem gewissen Voyeurismus heimgesucht wurde. "Angetan" sollte man sich den "Goldenen Handschuh" aber schon mal.
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