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    Hell Fest
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Hell Fest

    Brutaler Slasher der alten Schule

    Von Christoph Petersen

    Location, Location, Location.“ ist bekanntlich DAS Mantra der Immobilienbranche. Es beschreibt zugleich aber auch sehr passend die zweite Spielfilm-Regiearbeit (nach „Paranormal Activity: Ghost Dimension“) des erfolgsverwöhnten Horror-Schnittmeisters Gregory Plotkin: Das titelgebende Halloween-Freizeitpark-Event in seinem Old-School-Slasher „Hell Fest“ liefert nämlich eine grandios ausgestattete Geisterhaus-Kulisse nach der anderen, an denen man sich als Gruselfan kaum sattsehen kann. Natürlich wird das nie passieren, aber selbst eine Oscarnominierung für das Beste Produktionsdesign wäre absolut nicht unverdient. Zugleich ist der betont brutale „Hell Fest“ damit aber auch sowas wie das Horror-Pendant zu jenen trockenen Dramen, bei denen man die epischen Panoramen und starken Landschaftsaufnahmen lobt, weil sich zur eigentlichen Geschichte nicht viel Positives sagen lässt. Zumindest Genre-Aficionados sollten aber durchaus einen Blick riskieren, denn klassische Slasher mit solidem Budget sind schließlich inzwischen zur echten Rarität geworden.

    Sechs Freunde, alle so um die Anfang 20, besuchen einen herumziehenden Halloween-Freizeitpark namens Hell Fest, der allerlei Geisterbahnen, Horrorhäuser und sonstige Gruselattraktionen für seine schreckhungrigen Besucher bereithält. Zwar erzählt Taylor (Bex Taylor-Klaus) zu Beginn, dass vor einiger Zeit eine junge Frau in dem Park brutal ermordet worden sein soll, aber das wird von ihr und ihren Freunden schnell als urbane Legende abgetan, die nur zum morbiden Charme des Hell Fest beiträgt. Aber es kommt, wie es kommen muss: Ein maskierter Mann, der einfach nur The Other genannt wird, stalkt die Gruppe und schon bald gibt es die ersten Toten. Die Hilfegesuche der Freunde werden allerdings zunächst kaum ernstgenommen. Schließlich haben die Sicherheitsleute die ganze Nacht mit Parkbesuchern zu tun, für die die Horrorattraktionen einfach zu viel geworden sind und die sich deshalb sonst was einbilden...

    Mal wieder ein richtiger Old-School-Slasher ohne allzu viel Meta-Schnickschnack, der mit einem anständigen Budget groß in die Kinos kommt (zumindest in den USA, wo er immerhin das Dreifache seiner Kosten reingeholt hat)? Na endlich! Dazu der Schnittmeister von „Get Out“ und „Happy Death Day“ als Regisseur; eine Killer-Maske von Alterian, Inc., die auch schon dem originalen Ghostface aus Wes Cravens „Scream“ seine Visage verpasst hat; und mit Bex Taylor-Klaus die erinnerungswürdigste Schauspielerin aus der „Scream“-TV-Serie in einer Hauptrolle. Was soll da noch groß schiefgehen? Aber wie immer, wenn diese rhetorische Frage in einer Filmkritik gestellt wird, lautet die Antwort auch diesmal: Leider eine ganze Menge!

    Die Vorfreude bekommt schon beim Prolog eine erste Delle. Nun kann nicht jeder Slasher mit einer gemeuchelten Drew Barrymore anfangen, aber so lieblos und langweilig, wie The Other hier seinen ersten Mord begeht, rutscht die Spannung erst mal gehörig in den Keller. Die folgende Vorstellung der sechs Freunde ist derart rudimentär (zwei sind gar nicht so heimlich ineinander verknallt, zwischen zwei besteht eine unausgesprochene Animosität), dass einem zumindest der Gedanke daran, die nächsten knapp eineinhalb Stunden mit ihnen verbringen zu müssen, einen kleinen Schrecken den Rücken herunterjagt. Und der zelebrierend zynische Schlusstwist haut einen allein schon deshalb nicht vom Hocker, weil man ihn schon mehrfach und besser genauso in anderen Filmen gesehen hat.

    Und trotzdem sollte man „Hell Fest“ nicht vorschnell abschreiben, denn er hat eben auch seine unbestreitbaren Qualitäten: Zumindest einige der Schauerszenen sind wirklich kompetent gemacht. Am wirkungsvollsten ist dabei ironischerweise eine Sequenz, die nicht in einer der Horror-Attraktionen, sondern in einer stinknormal eingerichteten Parktoilette spielt. Auch was die Todesarten – ja quasi das Herzstück eines jeden Old-School-Slashers – angeht, finden sich zumindest vereinzelte Highlights wie ein mit einem fast schon cartoonartig großen Hau-den-Lukas-Hammer zertrümmerter Schädel. Und dann ist da eben noch das Hell Fest selbst: Zwar sind dessen zahlreiche Attraktionen derart aufwändig und abwechslungsreich gestaltet, dass man nicht für eine einzige Sekunde glaubt, dass es sich um eine Wanderveranstaltung handelt (stattdessen erinnert es eher an ein Horror-Disneyland), aber diesen kleinen Logik-Haker nimmt man gerne in Kauf: Denn die Location ist und bleibt DER Star dieses ansonsten nur mittelmäßigen bis enttäuschenden Schauerstücks.

    Fazit: Ein schlapper Slasher in grandioser Kulisse.

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