Das natürliche Schicksal von Kinderdarstellern in langlebigen Kinoreihen ist es, dass sie irgendwann zu alt für ihren Part werden. Es sei denn, sie dürfen mit ihren Rollen mitwachsen, wie das etwa bei „Harry Potter“ der Fall war. Für Zachary Gordon, der den Titelhelden in den drei bisherigen „Gregs Tagebuch“-Verfilmungen von 2010 bis 2012 verkörperte, gilt ersteres. Aber die Serie deswegen komplett einzustellen, kam für das verantwortliche Studio 20th Century Fox offenbar nicht in Frage. Und so geht es nach fünf Jahren Peinlichkeiten-Pause nun mit einem „neuen“ Greg weiter. Dazu wurden wie zuletzt beim Neustart von „Hanni & Nanni“ auch alle anderen wesentlichen Rollen neu besetzt. Neben Zachary Gordon und Devon Bostick als Gregs älterer Tunichtgut-Bruder Rodrick sind auch die bisherigen Darsteller der Eltern der Jungs, Rachael Harris und Steve Zahn, nicht mehr dabei. Dafür nahm David Bowers, der bereits die beiden vorangegangenen Folgen dirigiert hat, wieder auf dem Regiestuhl Platz. Zudem schrieb Jeff Kinney, Urheber der als Vorlage dienenden Cartoon-Romanreihe, erstmals am Drehbuch mit. Viel genützt hat letzteres nicht. Es liegt jedenfalls nicht unbedingt am neuen Cast, dass „Gregs Tagebuch: Böse Falle!“ etwas enttäuschend ausgefallen ist.
Für die Heffleys steht ein viertägiger Roadtrip zur Feier von Omas 90. Geburtstag an. Die Begeisterung dafür hält sich bei Greg (Jason Drucker) und Rodrick (Charlie Wright) in engen Grenzen. Aber alles Zetern hilft nichts. Schließlich verspricht sich Mutter Susan (Alicia Silverstone) von dem Unternehmen eine Stärkung des Familiengeists. Doch erstmal geht’s in ein All-You-Can-Eat-Restaurant. Dort passiert Greg gleich der GAU. Auf der Suche nach seinem kleinen Bruder Manny (verkörpert von den Zwillingen Dylan und Wyatt Waters) greift er im Bällebad in eine volle Windel. Ein Video von dem Mordstheater, das der Zwölfjährige daraufhin veranstaltet, landet im Internet und geht sofort viral. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, kassiert seine Mutter – auch zum Leidwesen ihres Manns Frank (Tom Everett Scott) – direkt nach Antritt der Reise sämtliche mobilen Kommunikationsgeräte ein. Trotzdem findet der passionierte Daddler Greg heraus, dass in der Nähe der Route eine Videogame-Convention stattfindet. Ein Video, auf dem er mit Starspieler Mac Digby (Joshua Hoover) posiert, könnte die Windel-Scharte auswetzen. Flugs ist das Navi umprogrammiert...
Die Convention ist freilich nur eine Station auf dem langen Weg zur Oma. An anderen Stellen kommt es etwa noch wiederholt zu Zusammenstößen mit einer schrägen Proll-Familie, deren Oberhaupt mit Greg nach einer unangenehmen Begegnung in einem Motel noch ein Hühnchen zu rupfen hat. Wie schon seine Vorgänger ist der vierte Teil der Reihe eine episodisch strukturierte „Pleiten, Pech und Pannen“-Show. Die Sorge um die erwünschte Außenwahrnehmung und andere Befindlichkeiten eines Heranwachsenden in Gregs Alter stehen dabei auch dieses Mal wieder im Mittelpunkt, wobei Bowers und sein Co-Autor verstärkt auf Ekel-Humor zurückgreifen. Ein furzendes Ferkel ist da noch das Harmloseste. Unappetitliche Szenen gab es in den früheren Folgen zwar auch – man denke etwa an den erzwungenen Verzehr einer total verschimmelten Käsescheibe im ersten Teil. Aber sie waren nicht so dominant.
Und was den Verzicht auf Smartphone und Co. angeht, wird das Thema zwar anfangs hochgehängt, aber letztlich inkonsequent verfolgt. Irgendwann knickt Susan gezwungenermaßen ein. Sie sagt nicht einmal was, als ihr Mann mit seinem Handy am Steuer telefoniert. Da hätte man ruhig mal einhaken können. Oder auch mal ernsthafter der Frage nachgehen, ob der zeitweise Verzicht auf die mobilen Apparate nicht tatsächlich zu einem aufmerksameren Miteinander führen könnte. Stattdessen flechten Bowers und Kinney lieber ein paar Hitchcock-Zitate ein, darunter die bereits zu Tode parodierte Duschszene aus „Psycho“.
Aber es ist nun nicht alles schlecht an diesem Film. Es gibt noch etliche amüsante Szenen auch für die Zuschauer, die nicht so sehr auf Pipikakakotz-Gags stehen. Zudem zieht sich die neue Besetzung ganz achtbar aus der Affäre. Jason Drucker ähnelt seinem Vorgänger nicht nur optisch. Als unbedarfter, aber keineswegs auf den Kopf gefallener Jüngling meistert auch er seinen Fettnapf-Parcours mit Bravour. Beim von Alicia Silverstone („Clueless“) und Tom Everett Scott verkörperten neuen Elternpaar blieb charaktermäßig ebenfalls alles beim Alten. Erstere gibt die vernünftige Mutter, letzterer den allenfalls halbwegs geerdeten Vater. Nur Charlie Wrights Rodrick wirkt statt unverfroren eher etwas dümmlich. Er steckt eine Tiefkühlpizza schon mal in den Zimmersafe, weil er ihn für einen Mikrowellenherd hält. Sei’s drum. Die Chemie unter den Darstellern stimmt. Man glaubt ihnen am Ende durchaus, dass der abenteuerliche Trip die Filmfamilienbande gefestigt hat.
Fazit: Die Macher des komplett neu besetzten vierten Kinokapitels aus „Gregs Tagebuch“ verlassen sich allzu stark auf Fäkalhumor, wer damit nichts anfangen kann, kommt hier nur bedingt auf seine Kosten.