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    Bed Rest
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Bed Rest

    Schwangerschaft mit Gruselfaktor

    Von Lutz Granert

    Inzwischen ist sie aus dem „Scream“-Franchise kaum noch wegzudenken: In ihrer Rolle als Sam Carpenter wurde Melissa Barrera zuletzt zum Dreh- und Angelpunkt der Slasher-Reihe. Gemeinsam mit ihrer dank „Wednesday“ groß durchgestarteten Filmschwester Jenna Ortega drückte die Mexikanerin nicht nur den Altersdurchschnitt der Stammbesetzung massiv runter, sondern offenbarte im Kampf gegen den Ghostface-Killer in „Scream 5“ und „Scream 6“ auch ihre Qualitäten als wehrhafte Überlebenskünstlerin. Ihr Talent als Scream Queen ist dabei auch den Verantwortlichen hinter den Kulissen nicht verborgen geblieben:

    Regelmäßiger Gast am Set von „Scream 5“ war etwa William Sherak von der beteiligten Produktionsfirma Project X, der Barrera direkt von einem weiteren Horror-Projekt um eine schwangere Protagonistin erzählte. Ihr Interesse war geweckt: Barrera stieg unter der Regie von Drehbuchautorin Lori Evans Taylor, die aktuell auch am Skript des anstehenden sechsten Teils von „Final Destination“ werkelt, nicht nur als Hauptdarstellerin, sondern zugleich auch noch als Produzentin bei „Bed Rest“ ein. Trotz ihrer engagierten Performance, bei der sie einmal mehr ordentlich schreien darf, nimmt der leidlich spannende Mystery-Thriller aber erst im letzten Drittel so richtig an Fahrt auf.

    55 Tage lang soll Julie (Melissa Barrera) das Bett bis zur Geburt nicht mehr verlassen – schon das ist für die psychisch labile werdende Mutter der totale Horror!

    Einige Jahre nach einer Totgeburt ist die immer noch traumatisierte Julie (Melissa Barrera) wieder schwanger. Gemeinsam mit ihrem an einer Hochschule arbeitenden Ehemann Daniel Rivers (Guy Burnet) zieht sie in ein altes, abgelegenes Haus im Grünen, welches das Paar nach eigenem Gusto saniert. Das perfekte Heim für die Zuwachs erwartende Familie scheint gefunden zu sein. Doch 55 Tage vor dem geplanten Geburtstermin löst sich nach einem Sturz Julies Plazenta teilweise ab – der Arzt (Erik Athavale) verordnet strengste Bettruhe.

    Die erzwungene Untätigkeit bekommt der labilen jungen Frau allerdings gar nicht – und so kümmert sich schon bald die selbst kinderlos gebliebene Hebamme Delmy (Edie Inksetter) liebevoll um sie. Julie erscheint immer häufiger der Geist eines Kindes – und der warnt sie mit näher rückender Niederkunft zunehmend vehementer vor einer gefährlichen Frau in ihrem Haus...

    Ein sehr persönlicher Horrorfilm

    Lori Evans Taylor hat 2011 selbst eine Totgeburt erlebt – eine einschneidende Erfahrung, die sie auch ohne konkreten Auftrag in einem Drehbuch mit einer starken weiblichen Protagonistin verarbeitete, um so womöglich Produzent*innen für die Filmidee zu begeistern. Entgegen ihrer Erwartungen kam „Bed Rest“ nicht nur bei den Indies, sondern auch bei den großen Hollywood-Studios gut an. Es wurde also fleißig verhandelt und schließlich erwarb MGM 2015 die Rechte. Im Sommer 2016 wurde angekündigt, dass mit dem genreerfahrenen Brad Parker („Chernobyl Diaries“) sogar schon ein Regisseur für das geplante Projekt gefunden sei. Doch das Skript blieb so lange unverfilmt liegen, bis die Rechte daran erloschen – und Lori Evans Taylor den Stoff als Grundlage für ihr eigenes Regiedebüt zurückkaufen konnte.

    Diesen persönlichen Bezug merkt man „Bed Rest“ durchaus an: Evans Taylor legte sehr viel Wert darauf, die Traumata und Ängste ihrer Hauptfigur bei Vermeidung von Effekthascherei empathisch nachzuzeichnen. Melissa Barrera ist in so gut wie jeder Szene zu sehen – und nutzt diese Screentime, um eine ebenso selbstbewusste wie zerbrechliche Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs einfühlsam zu verkörpern. So ganz nimmt man ihr die Rolle aber trotzdem nicht ab: Mit umgeschnalltem Stoff-Babybauch ist sie auch nach einem ganzen Tag im Bett und einigen Schreckmomenten stets wie aus dem Ei gepellt, perfekt gekämmt, gestylt und makellos geschminkt. Das passt zwar zum glattpolierten Look des Films ebenso wir zur schicken Einrichtung des Hauses, einem atmosphärischen Bedrohungsszenario sind diese geschmackvollen Schöner-Wohnen-Elemente aber eher abträglich.

    Es gibt zwar einige zündende Jump Scares – aber insgesamt kann „Bed Rest“ der Grusel-Konkurrenz wie „Conjuring“ & Co. nur bedingt das Wasser reichen.

    Das Grauen schleicht sich trotzdem auf leisen Sohlen in den Film: Die eingestreuten, farbentsättigten Rückblenden zu Julies Fehlgeburt und der anschließende Therapie sowie die (zunächst) vage bleibenden Andeutungen um die Vorbesitzer und den Zustand des Hauses mit äußerst baufälligem Badezimmer schüren eine gewisse Erwartungshaltung, die dann jedoch nicht bedient wird. Zwischentafeln weisen zwar auf den nahenden Geburtstermin hin und suggerieren so etwas wie Dynamik, aber gerade Genrefans dürften dem etwas betulichen Spuk mit seinen vorhersehbaren Gruselszenen lange Zeit wohl eher mit einem Schulterzucken begegnen. Klar, dass der Kinder-Geist im halboffenen Wandschrank lauert oder durchs Bild einer auf der Kommode installierten Kamera huscht, wenn er nicht gerade anstatt der Katze ein Spielzeug unterm Bett hervorrollt.

    Solchen leidlich pulstreibenden Grusel hat man im Zeitalter der „Conjuring“-Reihe – inklusive der selten eingesetzten jump scares – schon deutlich einfallsreicher gesehen. Erst durch eine arg spät eingestreute Wendung zieht „Bed Rest“ das Tempo im letzten Drittel etwas an, das dann endlich auch zum Erkenntnisgewinn rund um den bis dahin betont nebulösen Spuk beiträgt. Dem ebenso düster wie effektvoll inszenierten Geistergetöse am Ende ist anzumerken, dass Lori Evans Taylor sich einige starke Elemente von anderen Genrevertretern abgeguckt hat – eine eigene inszenatorische Handschrift entwickelte sie darüber hinaus jedoch (noch) nicht.

    Fazit: „Scream“-Star Melissa Barrera müht sich nach Kräften, aber selbst sie kann nur so viel ausrichten in einem durchschnittlichen Horror-Thriller, der zudem auch nur langsam in die Gänge kommt.

     

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