Der Fußball als Sammelbecken für kriminelle Schlägertypen: So einseitig wurden der Sport und seine Fan-Szene 2007 in Julian Gilbeys Action-Thriller „Footsoldier – Hooligan, Gangster, Legende“ porträtiert. In diesem Umfeld begann dort fast schon zwangsläufig die Verbrecherlaufbahn des vor allem in England bekannten Ex-Hooligans Carlton Leach. Nun wird die Geschichte dieses problematischen Protagonisten in der Fortsetzung „Return Of The Footsoldier“ (Heimkinostart: 16. September 2016) unter der Regie von Hauptdarsteller Ricci Harnett weitererzählt. Allerdings spielt der Fußball dabei keine große Rolle mehr, selbst die sehr grobe sozialrealistische Unterfütterung des ersten Teils fehlt hier. Aber das ist nur eins der erzählerischen Eigentore in diesem ebenso unnötigen wie misslungenen Sequel.
Nachdem seine drei engsten Freunde und Gang-Mitstreiter brutal ermordet wurden, ertränkt Carlton Leach (Ricci Harnett) seine paranoide Angst vor einem ähnlichen Schicksal in Alkohol und Kokain. Mit Jobs als Bodyguard kommt er zwar über die Runden, doch nach einer weiteren Überdosis mit anschließendem Gewaltausbruch legt ihm sein Boss nahe, etwas kürzer zu treten und sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Carlton entscheidet sich dafür, eine neue Gang zu gründen – und setzt schon bald sein eigenes Leben und das seiner Kameraden aufs Spiel.
Wer den Vorgänger nicht gesehen hat, muss nicht darum fürchten, den Anschluss zu verpassen. Der Dreifachmord von Rettendon, der die britische Justiz in den 90ern jahrelang beschäftigte und den Höhepunkt des erstes Teils über das wahre Leben von Gangster Carlton Leach markiert, wird zu Anfang von „Return Of The Footsoldier“ abermals aufgearbeitet. Der legendäre Mitbegründer der Hooligangruppierung Inter City Firm des Londoner Fußballvereins West Ham United kehrt dem Sport nach dem Mord an seinen Freunden gänzlich den Rücken und flüchtet sich endgültig in die Kriminalität. Im ersten Drittel des Films thematisiert Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Ricci Harnett den körperlichen und geistigen Verfall seiner Figur. Bei immer neuen Gewalt- und Drogenexzessen wechseln sich blutige Türsteher-Schlägereien und verwackelte Flashbacks ab. Der fortwährende Einsatz des Stroboskopeffektes sorgt dabei ebenso für Erschöpfung wie die schlecht choreografierten Kämpfe, die weder spannend geraten noch sonst irgendwie Wirkung entfalten und nur durch ihre extrem blutige Inszenierung auffallen.
Nach dem kompletten Absturz des störrischen Alphatiers Leach folgt eine fragwürdige und kaum glaubhafte „Läuterung“. Ein paar milde Worte reichen, damit der Rowdy die blinde Zerstörungswut ablegt und sich für einen weniger richtungslosen, aber nicht minder brutalen Weg entscheidet: Um sich neuen Respekt und Stolz im Milieu zu verdienen, trommelt er im Handumdrehen einen Schlägertrupp aus tumben uninteressanten Figuren zusammen, die er beliebig instrumentalisiert. Bei den gewalttriefenden Aktionen riskiert Leach als Alleinherrscher dieser Sadisten-Truppe sogar das Leben seiner Fußsoldaten, doch Charakterzüge wie Reue oder Angst zeigt der trotz allem positiv gezeichnete Protagonist nie. Eine Szene gibt kurz Hoffnung, als ein lange verschollenes Familienmitglied unerwartet zurückkehrt und Leach zum ersten Mal positive Gefühle zeigt. Eine Entwicklung findet trotzdem nicht statt – schon beim nächsten Kontakt mit den kriminellen Kollegen bleibt die Familie wieder auf der Strecke. Der Aufstieg in der Knochenbrecher-Hierarchie ist wichtiger als Frau und Kind. Und das wird von den Filmemachern kein bisschen kritisch reflektiert – im Gegenteil: Die blutig-ausbeuterische Glorifizierung dieser Welt aus Wut und Hass lässt aus einem belanglosen Film einen ärgerlichen werden.
Fazit: Missratene Fortsetzung des Biopics über die Hooligan-Legende Carlton Leach, die mit einer Aneinanderreihung betont blutiger Schlägereien und hochstilisiertem hohlen Gangster-Gehabe zu einer pseudo-provokanten Folter-Orgie verkommt.