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    The Cured - Infiziert. Geheilt. Verstoßen.
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    The Cured - Infiziert. Geheilt. Verstoßen.
    Von Christoph Petersen

    In vielen Zombieplots werden Hinweise auf ein potentielles Heilmittel eingestreut, das dann entweder gar nicht oder erst im allerletzten Moment gefunden wird. Aber wie Happy sind solche Enden wirklich, wenn die um sich beißenden Untoten kurz vor Schluss wieder zu Menschen werden? Herrscht dann nach dem Rollen des Abspanns tatsächlich wieder eitel Sonnenschein?

    In seinem Langfilmdebüt „The Cured - Infiziert. Geheilt. Verstoßen.“ stellt der irische Regisseur und Drehbuchautor David Freyne nun genau diese Frage. Seine Antwort ist eine faszinierend-verrottete Gesellschaft, die der unseren in vielen Belangen ebenso erstaunlich wie erschreckend ähnlich ist. Nur ist leider alles weitere, was Freyne in diesem abgründigen Post-Zombies-Irland veranstaltet, weit weniger überzeugend als der vielversprechende Auftakt.

    Die zurückliegende Zombie-Epidemie wird gleich zu Beginn in Form einer Texttafel abgehandelt: Während der Ausbruch des Maze Virus, der seine Opfer in willenlose psychotische Gewalttäter verwandelt, im Rest Europas schnell eingedämmt werden konnte, hat er Irland mit voller Wucht erwischt. Inzwischen sind zwar auch dort alle Infizierten mithilfe von UN-Truppen interniert worden, aber nun stehen einige besonders harte Entscheidungen an:

    Weil das zwischenzeitlich entwickelte Heilmittel nur bei 75 Prozent der Infizierten gewirkt hat, wird gefordert, sich um die übrigen 25 Prozent mittels eines „humanen“ Euthanasie-Programms zu kümmern. Auch der Umgang mit den Geheilten selbst ist umstritten, da viele die Ex-Zombies noch immer für Monster halten - und auch die Geheilten selbst haben mit schweren Albträumen und psychischen Problemen zu kämpfen, weil sie sich noch immer an alles erinnern können, was sie als „Zombies“ im Blutrausch getan haben...

    Wenn die Geheilten in Bussen in der Stadt ankommen, dann erinnert die „Begrüßung“ durch einen Teil der nicht-infizierten Einheimischen durchaus an einen fremdenfeindlichen Mob bei der Ankunft eines Flüchtlingstransports. Menschen wie die alleinerziehende Witwe Abbie („Juno“-Star Ellen Page), die ihren geheilten Schwager Senan (Sam Keeley) bei sich und ihrem Sohn Luke (Peter Campion) aufnimmt, werden auf der Straße beschimpft und ihre Häuser werden mit Anti-Geheilten-Graffiti verschandelt.

    Vom Holocaust bis zu Black Lives Matter beschwört Freyne gleich in den ersten Minuten eine Menge ebenso treffender wie desillusionierender Parallelen zur Realität herauf. Aber das ist zugleich auch eine selbstauferlegte Bürde, der er anschließend einfach nicht gerecht wird. Und das liegt nicht nur daran, dass der Film, wenn man nicht nur die Welt, sondern auch den Plot als Kommentar zur Flüchtlingskrise versteht, einige zumindest schwer zu schluckende Untertöne offenbart.

    Nach der ideenreichen Auftaktviertelstunde gibt es nur noch wenige stimmige Einfälle wie die ironische Wendung, dass die Journalistin Abbie von einer wichtigen investigativen Reportage abberufen wird, um stattdessen über die erste Wiedereröffnung einer McDonald's-Filiale nach der Epidemie zu berichten. Stattdessen gibt es einen arg holzschnittartigen Terrorismus-Plot, der zwar klar an die komplexe irische Geschichte mit der IRA gemahnt, aber selbst leider so gar keine Ambivalenzen zulässt:

    Von Conor (Tom Vaughan-Lawlor), dem Anführer der Rebellion, der die anderen Geheilten im Auffangheim anstachelt, erfahren wir nämlich schon gleich zu Beginn, dass er das alles eigentlich nur macht, weil er als ehemaliges Rich Kid von seinem Vater verstoßen wurde und nun als Putzmann arbeiten muss. Damit stellt sich die Frage nach einer politischen Dimension seines Handelns erst gar nicht und eine potentiell spannende Diskussion über Recht und Unrecht von Terrorismus scheint von vorneherein überflüssig.

    Auch der zentrale emotionale Konflikt, nämlich ob die sich immer so liberal gebende Abbie ihrem Schwager auch verzeihen kann, wenn sie die ganze Wahrheit über seine als Zombie begangenen (Blut-)Taten erfährt, verpufft im Schlussdrittel quasi folgenlos: Die Enthüllung stößt zwar den nächsten Plotpoint an, aber berührend oder tragisch ist sie so gar nicht.

    Darüber hinaus spielt auch die Verbindung, die Senan als Geheilter zu den immer noch Infizierten spürt, im letzten Abschnitt des Films plötzlich keine Rolle mehr. „The Cured“ wandelt sich zunehmend vom außergewöhnlichen zum enttäuschend herkömmlichen Zombie-Actioner und in dem schlägt der geheilte Senan den Untoten schließlich ebenso besinnungslos die Schädel ein wie alle anderen.

    Und so muss man am Ende leider festhalten: David Freyne beschwört mit seinem Horror-Gesellschaftsdrama eine Menge Assoziationen an reale Schreckensereignisse und menschliche Abgründe herauf - hat dazu dann aber erstaunlich wenig Eigenes zu sagen oder beizutragen. Sehr schade, gerade weil man nach den ersten 15 Minuten noch das Gefühl hat, dass in der Idee und der Welt von „The Cured“ so unglaublich viel drinsteckt.

    Fazit: Das Konzept an sich ist verdammt gut - und gerade deshalb hätte man aus „The Cured“ eigentlich viel mehr rausholen müssen.

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