Ron Shelton zählt zwar nicht unbedingt zu den bedeutenderen Filmemachern seiner Generation, aber mit der Baseball-Komödie „Annies Männer“ (1986), der Basketball-Komödie „Weiße Jungs bringen’s nicht“ (1992) und der Golf-Komödie „Tin Cup“ (1996) hat er trotzdem ein Triple von Sportfilmen abgeliefert, die man sich auch heute noch immer und immer wieder sehr gut ansehen kann. Das lässt sich von seiner (alt-)stargespickten Action-Komödie „Das ist erst der Anfang!“ aber nicht behaupten – ganz im Gegenteil: 14 Jahre nach seiner vormals letzten Regiearbeit, der auch schon nur noch (mittel)mäßigen Krimi-Komödie „Hollywood Cops“ mit Harrison Ford und Josh Hartnett von 2003, wollte es der inzwischen 72-jährige Kalifornier offenbar unbedingt noch mal wissen – aber dieser Comeback-Versuch ist eine Hollywood-Story ohne Happy End. Man muss das leider so harsch sagen: Nun kann der „Bad Boys II“-Autor zumindest beruhigt zu seinem Rentnerdasein zurückkehren, ohne Angst haben zu müssen, dass da noch ein nennenswertes Kreativpotential in ihm verkümmert.
Als Mafia-Mama Delilah (Jane Seymour) in einem TV-Spot für ein Luxusresort in Palm Springs das Gesicht des Hotelmanagers Duke (Morgan Freeman) erspäht, greift sie augenblicklich zum Telefonhörer und jagt dem leidenschaftlichen Golfer und Schwerenöter einen Killer auf den Hals. Allerdings ist das nicht das einzige Problem des mit neuer Identität untergetauchten Duke, der zunehmend Schwierigkeiten damit bekommt, seine verschiedenen Liebschaften mit betagten Bewohnerinnen der Anlage zu koordinieren. Zudem geht ihm auch noch die attraktive Unternehmensprüferin Suzie (Rene Russo) auf den Senkel, schließlich hat Duke es mit Quittungen und solchem Quatsch noch nie so besonders genau genommen. Und dann ist da auch noch der Neuankömmling Leo (Tommy Lee Jones), der Duke die Stellung als bei den Ladys angesagtester Hahn im Korb streitig macht. Zwischen den beiden entbrennt ein erbitterter Konkurrenzkampf, der u.a. am Pokertisch, auf der Hantelbank, am Schachbrett und natürlich auf den 18 Löchern des resorteigenen Goldplatzes ausgetragen wird…
Morgan Freeman (Oscar für „Million Dollar Baby“), Tommy Lee Jones (Oscar für „Auf der Flucht“) und Rene Russo („Nightcrawler“) – nicht einmal diese geballte Schauspielpower kann „Das ist erst der Anfang!“ vor dem Totalausfall bewahren, stattdessen passen sich die Stars dem Energielevel des dösigen Films an und schleichen wie scheintot durch die unecht wirkenden Hotelsets. Gerade bei Jones wirkt es so, als würde er bei jedem seiner Schritte starke Schmerzen erleiden – kein Drama in seinem Alter, aber den universaltalentierten Südstaaten-Charmeur nimmt man ihm so jedenfalls nicht ab. Freeman wacht hingegen zumindest einmal kurz auf, als seine Figur beim Limbo glänzen darf (oder war das ein Stuntdouble?), aber auch da reden wir nur von ein paar wenigen Sekunden in einem anderthalbstündigen Film. Doch zu diesem Zeitpunkt klammert man sich als Zuschauer längst an jedes noch so kleine Lebenszeichen dort oben auf der Leinwand. Nachdem man sich bei den schmierigen Doppeldeutigkeiten der ersten halben Stunde noch vor Fremdscham im Sessel gewunden hat, wünscht man sich später selbst diese öligen Altherrenwitzchen zurück, denn anschließend herrscht da einfach nur noch eine riesige Leere – keine Gags, kein Charme, kein Tempo, einfach nichts.
Und wenn „Das ist erst der Anfang!“ auf der Schlussgeraden plötzlich zu einem Actionfilm mutiert, wird es sogar regelrecht peinlich. Das wirkt dann fast schon wie ein „Saturday Night Live“-Sketch, in dem sich Gerontologie-Patienten wenig überzeugend als Actionhelden ausprobieren. Selten hat ein Schauspieler einen Revolver bei einer vermeintlich hochdramatischen Rettungsaktion gelangweilter und weniger überzeugend in der Hand gehalten als Freeman – und auch Jones nimmt man seine Schussfähigkeiten vermutlich nur deshalb eher ab, weil er einen Cowboyhut trägt. Ein schnarchnasiges Finale für einen Film, bei dem man von der ersten Szene an keinen Puls spürt. Natürlich waren wir skeptisch, gerade nach den miserablen US-Kritiken und dem entsprechenden US-Einspielergebnis, aber die Lust auf einen neuen Film des „Tin Cup“-Regisseurs hat vorab trotzdem überwogen – eine Vorfreude, die schon nach den ersten paar müden Momenten direkt wieder erloschen ist. In diesem Fall ist der deutsche Titel leider kein Versprechen, er ist eine Drohung.
Fazit: Die lahmste und langweiligste (Action-)Komödie seit langer, langer Zeit.