Trotz seiner inzwischen 71 Jahre steht Robert Englund, der in den 1980er Jahren in der „Nightmare on Elm Street“-Reihe als Traumkiller Freddy Krueger berühmt wurde, nimmermüde weiterhin vor der Kamera. In den vergangenen Jahren war die Horror-Ikone vor allem in schmal budgetierten Genre-Produktionen zu sehen und konnte nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen. Während der von der Kritik geschmähte Gruselthriller „Nightmare at Horror Castle“ zuletzt immerhin noch einen kleinen US-Kinostart bekam, wurde er hierzulande ebenso wie der maue Geisterfilm „The Midnight Man“ nur fürs Heimkino ausgewertet. Ganz genauso geht es nun dem Horrorthriller „Open The Door“. Und trotz der über weite Strecken für Spannung sorgenden Inszenierung durch den Chilenen Patricio Valladares ist auch dieser Film letztlich wieder nur Genre-Fließbandware.
Einst war Brett Anderson (Jason London) Polizist in Los Angeles. Seit dem Selbstmord seiner bulgarischen Frau Ana (Diana Lyubenova) wird er von Albträumen geplagt und lebt einsam an einem abgelegenen See. Da kommt ein Stellenangebot aus Sofia gerade recht. Brett soll Security-Chef einer Immobilie werden, die mit Ausnahme des obersten Stockwerks unbewohnt zu sein scheint. Besonders wichtig ist für seine Auftraggeber die Dokumentation der Aufnahmen von mehreren Überwachungskameras, die das Geschehen hinter einer schweren Tür im Keller des Hauses aufzeichnen. Nachdem sich die rätselhaften Vorfälle häufen, alarmiert Brett seinen Vorgänger, den blinden Jacob (Robert Englund). Der verrät ihm die Geheimnisse des Hauses – und bald müssen sie zusammen gegen eine böse Macht antreten, die in das Diesseits drängt…
Auf das Konto von Regisseur Valladares gehen bisher unter anderem der hitzige Exploitation-Thriller „Hidden in the Woods“ mit einem irren Michael Biehn als Kinderschänder und der effektvolle Schocker „Wrong Trail – Tour in den Tod“ um einen merkwürdigen Virus, die vor allem atmosphärische Stärken besitzen. Das ist nun auch bei „Open The Door“ wieder ganz ähnlich. Über zwei Filmdrittel hinweg baut er gekonnt Spannung auf. Nachdem Brett seinen neuen Job begonnen hat, huschen erst sinistere Schatten durchs Bild der Überwachungskamera, später entdeckt er mysteriöse Gestalten hinter den Fenstern des pompösen Herrenhauses, in dem er auch selbst Quartier bezogen hat. Das rätselhafte Verhalten von Bretts Vorgesetzten und auch vom hinzugerufenen Jacob tun dann ein Übriges, um den Suspense auf die Spitze zu treiben. Bei all dem bleibt die Bedrohung ungreifbar, was sie umso unheimlicher macht.
Valladares würzt seinen Film dazu mit gelungenen Anspielungen auf die phantastische Literatur von H.P. Lovecraft (die kunstvolle Verzierung der Tür mit Tentakelmonstern) und auf Stanley Kubricks „Shining“ (die Traumsequenz mit Zwillingen), erst eine vollkommen an den Haaren herbeigezogene, Liebesgeschichte zwischen Brett und Zara (Lorina Kamburova), einer Barista aus dem Café um die Ecke, trübt nach einer Weile nachhaltig das Sehvergnügen. Und in der letzten halben Stunde des preisgünstig komplett in Bulgarien gefilmten Horrorthrillers gehen den Filmemachern komplett die Ideen aus, sodass von der vorher so sorgsam etablierten Spannung nichts übrigbleibt. Hier werden bloß noch lieblos sattsam bekannte Versatzstücke aus dem Fahrwasser von „Insidious“ und Co. zusammengezimmert.
Der mit dicker Brille und Hut ausgestattete Kultstar Robert Englund fühlt sich unterdessen spürbar wohl in seiner verschrobenen Rolle: Sein wehrhafter Kauz könnte direkt aus einem Giallo von Mario Bava („Blutige Seide“) oder Dario Argento („Rosso – Farbe des Todes“) entsprungen sein, während Hauptdarsteller Jason London („Carrie 2 – Die Rache“) als Brett ebenso blass bleibt wie die entsättigten, aschfahl eingefärbten Außenaufnahmen. Das jenseitige Treiben hinter der schweren Tür findet dagegen bei schummriger Ausleuchtung weitgehend im Dunkeln statt, was zuweilen an abstrakte Theaterinszenierungen erinnert und nicht ohne einen gewissen Reiz ist. Gänzlich verkorkst ist jedoch ein wirrer Twist am Ende, bei dem überdeutlich zu spüren ist, dass es hier letztlich dann doch arg an eigenen Ideen fehlt.
Fazit: „Open The Door“ ist ein Musterbeispiel suggestiver Spannung, solange die schwere Tür im Keller geschlossen bleibt, doch das einfallslose letzte Filmdrittel des Low-Budget-Horrorthrillers gerät dafür umso enttäuschender. Da schafft auch Robert Englunds launige Performance als blinder Kämpfer gegen die Toten nur bedingt Abhilfe.