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    Frauen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Frauen
    Von Andreas Staben

    Vor über 30 Jahren war Heiner Lauterbach einer der Stars des Überraschungshits „Männer“. Als Julius Armbrust verkörperte er so etwas wie die angeknackste Macho- und Macherseele im zunehmend komplizierten Geschlechterkampf. Nun ist er Co-Produzent und Aushängeschild von Nikolai Müllerschöns „Frauen“, der schon durch seinen Titel an Doris Dörries' Klassiker des 80er-Jahre-Kinos denken lässt. Der unfreiwillige Komödien-Roadtrip dreier Typen in der Lebenssackgasse erweist sich allerdings nicht als aktueller Gegenentwurf zu „Männer“: Zwar überschätzt und übernimmt sich das „starke Geschlecht“ weiterhin, doch das Potenzial dieses zeitlosen Comedy-Stoffs wird in dieser nachlässig inszenierten, auch optisch bestenfalls öden Provinz-Odyssee zugunsten von peinlichen Kalauern, nervigen Manierismen und pseudo-provokanten Plattitüden vollständig verschenkt. Die titelgebenden Frauen bleiben dabei Randfiguren, sie bereiten den Protagonisten sowieso nur Probleme – außer sie sind taubstumm oder sie konzentrieren sich auf die Zubereitung des besten Hirschbratens der Welt.

    Nach diversen Verwicklungen landen der reiche Geschäftsmann K.O. Schott (Heiner Lauterbach) und der vor seiner eigenen Hochzeit davonlaufende gebürtige Mazedonier Liz Tucha (Blerim Destani) im Auto des leutseligen Chauffeurs Rüdiger Kneppke (Martin Brambach). Auf der Flucht vor Liz' Braut und ihrer Familie sowie bald auch vor einer Rockerbande mit Rachegelüsten kommen die drei gegensätzlichen Männer sich notgedrungen näher: Nikolai Müllerschön („Der rote Baron“, „Harms“) entwirft drei grundverschiedene Typen mit grundverschiedenen Wesenszügen sowie grundverschiedenen Einstellungen zu Frauen und lässt sie aufeinanderprallen. Da ist der prollige Fahrer, dessen Idealbild einer Partnerin dem Mond entsprecht („Abends geht sie auf und morgens ist sie weg“) und der darauf beharrt, dass Liz ihn siezt, während er selbst den vermeintlichen Türken und „Mohammedaner“ unverwandt mit „Du“ anredet. Rüdiger muss immer wieder ein politisch unkorrektes, von groben Vorurteilen geprägtes Verhalten an den Tag legen, Liz dagegen ist nicht nur aufgeklärter und progressiver, sondern korrigiert selbstverständlich auch die Grammatikfehler des ignoranten Deutschen. Lauterbachs Managertyp konzentriert sich unterdessen zunächst auf ein verkniffenes Festhalten an seinem engen Terminplan (er muss dringend nach Bad Honnersheim) und macht sich hauptsächlich durch ein enervierendes Nackenknacken bemerkbar.

    Die Unterschiede zwischen den Figuren sind ins Unsinnige überzeichnet, auch die Darsteller steuern nicht spürbar dagegen: Wo komische Funken sprühen könnten, wird ein brachialhumoristischer und bestürzend unlustiger Flächenbrand gelegt, der buchstäblich am Abgrund endet. Als böse Farce hätte das womöglich ein bisschen besser funktioniert, doch wir sollen die leblosen Abziehbilder offensichtlich als Figuren ernst nehmen, obwohl sie zum Teil bis in die Schlusseinblendungen als gröbste Karikaturen bloßgestellt werden: Von Rüdigers „Liebe“ auf den ersten Blick über die leise Schwärmerei eines schwulen Rockers bis zum gebrochenen Herzen des harten Mackers K.O. vollführt Müllerschön zwischendurch immer wieder völlig aufgesetzt wirkende Volten ins Sentimentale. Erzählton und -rhythmus, zuweilen selbst simple Bildanschlüsse sind genauso unstet wie Rüdigers erratische Fahrweise und der Showdown im und am Wald ist so unübersichtlich, dass spätestens dort jedes Interesse am Geschehen erlischt. Und wenn das Trio am Ende liederliche Liedzeilen vom Kaliber „Soll ich mich am Sack rasieren oder besser nicht?“ intoniert, dann sind wir von einer echten Empfindung augenzwinkernd-ironischer Männer-Romantik mindestens soweit entfernt wie vom nicht-existenten Phantomort Bad Honnersheim.

    Fazit: Diese Männertrip-Komödie ist erzählerisch, inszenatorisch, darstellerisch und thematisch missraten.

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