Deadpool hin und her und auseinander gerissen!
„Deadpool“ war einer der großen Überraschungs-Marvel-Hits 2016. Vom lächerlichen Nebenschurken in „X-Men Origins – Wolverine“ zu dem großmäuligen Superhelden war es ein langer, aber erfolgreicher Weg, der nicht nur viele Kritiker begeisterte, sondern auch die Fans. Doch leider kehrte Regisseur Tim Miller nicht zur Fortsetzung zurück, auf die sicherlich viele nach dem ersten Teil richtig gespannt waren. „Deadpool 2“ übernahm David Leitch (der hauptsächlich in der Actionbranche unterwegs ist) und beim Drehbuch schrieb diesmal sogar Ryan Reynolds mit. Jedoch ist „Deadpool 2“ leider nicht der Erfolgshit geworden, den ich mir gewünscht hatte…
Wade Wilson und seine Freundin Vanessa sind zusammen und wollen den nächsten Schritt gehen: Eine Familie gründen. Doch dieser Plan wird schnell vereitelt, als sich eine neue Supermacht heran bahnt: Cable. Der mysteriöse Mann mit dem Cyborg-Arm und Gesicht hat eine klare Mission und die wird Wade alias Deapool nicht gefallen…
Spoiler werden hier natürlich nicht genannt, logisch!
„Deadpool 2“ ist für viele Fans sicherlich das, was sie sich erhofft haben: Mehr Gags, aber auch mehr Drama, mehr Ernsthaftigkeit in Bezug auf die Figur Wade Wilson, was ich in der Theorie auch sehr gut und wichtig finde. Dazu ein (theoretisch) cooler Schurke und einige Überraschungen in der Story. Doch warum will das alles nicht so recht funktionieren? Nun, ehrlich gesagt kann ich das nicht genau sagen. Mir fiel beim Schauen nur immer wieder auf, dass gerade die emotionaleren Momente überhaupt nicht funktioniert haben, ja stellenweise sogar lachhaft kitschig und Klischee beladen waren. Und das in einem „Deadpool“-Film, wo sich über jedes noch so kleine Klischee lustig gemacht wird. Besonders der Übergang von „witzig“ zu „gefühlvoll“ hat mir überhaupt nicht zugesagt, weil der Film nie wirklich eine konstante Stimmung hinbekommt. Es ist vieles sehr lustig und actionreich und in diesen Momenten funktioniert der Film sehr gut, doch ansonsten ist da nicht viel… Die Handlung hat sehr bekannte Züge und wird auch noch sehr unkreativ erzählt, wie ich finde. Der Schurke Cable ist im Prinzip ganz cool, aber was und wer er ist, wird so läppisch und schwach erzählt, dass ich mir manchmal echt an den Kopf fassen musste.
Teil 1 war zwar auch sehr einfach gestrickt mit seiner Handlung, aber da war es noch sinnvoll, weil man den Helden Deadpool erst mal einführen musste (Deadpool selber würde sich wahrscheinlich jetzt über diese Wortwahl amüsieren!). Zudem hatte Wade sogar eine einfache, aber gute Beziehung zum Gegner Francis, während hier beide recht wenig miteinander zu tun haben, außer dass sie sich gegenseitig prügeln und eine sehr forcierte, gemeinsame Hintergrundgeschichte haben. Sorry, aber das war mir zu schwach. Auch andere Figuren, wie der kleine Russell, der neu dazu kommt, sind auf Papier interessant und haben Potential, welches der Film aber irgendwie nie richtig ausschöpft.
Die im Trailer angekündigte Teambildung von Deadpool und seinen neuen Gefährten hingegen war ziemlich witzig und genial in der Auflösung. Hier gefiel mir besonders Domino als Superhelden-Neuzuwachs mit ihrer „Glückssträhne“.
Die Darsteller sind allesamt gut ausgewählt und machen eine ebenso gute Arbeit. Ryan Reynolds geht in Deadpool richtig auf und nimmt sich selber nie zu ernst. Josh Brolin als Cable ist optisch ebenfalls super und kann der Rolle ab und zu auch Charakter geben. Grandios sind einige kleine Cameo-Auftritte, die mich umgehauen haben!
Was „Deadpool 2“ definitiv gut macht, sind die Actionszenen. Vollgestopft mit CGI manchmal, aber doch sehr rasant und cool choreographiert. Auch der visuelle Witz ist super eingesetzt, wie auch so manche andere Gags (besonders die End Credits waren großartig!). Der Film ist auch einfach witzig, da kann man nichts sagen, selbst wenn nicht jeder Joke ein Volltreffer ist.
Musikalisch ist der Film ebenfalls gut und besonders lustig durch einige sorgfältig, ausgewählte Stücke. Der Score von Tyler Bates fiel hingegen nicht so wirklich auf, wie auch schon beim Vorgänger von Junkie XL.
Zum 2D: Der Film wirbt damit, dass er in 2D zu sehen ist und die Macher haben nicht untertrieben: Das 2D ist fantastisch, besonders die dazugehörige 2D-Deadpool-Brille ist klasse!
Fazit: „Deadpool 2“ ist unterhaltsam, witzig und actionreich, doch wenn es um die Story geht, hat der Film in meinen Augen große Schwächen. Manche Szenen sind wirklich klasse und ich würde auch nichts dran ändern wollen, andere Szenen hingegen hätten viel mehr Sensibilität benötigt. „Deadpool 2“ ist leider nicht der Hit geworden, den ich mir erhofft habe, trotzdem würde ich ihn als sehenswert bezeichnen. Wenn der Film in Gang kommt, dann gibt´s viel zu Lachen und noch mehr Spaß! Wer nicht mehr braucht, wird voll auf seine Kosten kommen.