Mein Konto
    Prinzessin Emmy
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Prinzessin Emmy

    Vorschulkino in pink und lila

    Von Antje Wessels

    Was das Design der Heftchen angeht, setzt der Berliner Egmont Verlag bei seinem Angebot für die junge Lesergeneration noch immer auf eine klare Geschlechtertrennung. Neben „Cars“, „Minecraft“ und dem „Micky Maus Magazin“ für die Jungen gibt es „Wendy“ sowie Zeitschriften zu den Disney-Animationshits „Rapunzel“ und „Die Eiskönigin“ für die Mädchen. Davon kann man halten, was man will. Aber offenbar verkauft es sich noch immer. Seit einiger Zeit gehört für die Mädchen im Kindergarten- und Vorschulalter auch „Prinzessin Emmy und ihre Pferde“ zum Egmont-Portfolio.

    Neben dem unregelmäßig erscheinenden Magazin gibt es inzwischen auch Erstlesegeschichten, Malbücher und nun mit Piet de RyckersPrinzessin Emmy“ einen passenden Kinofilm. Mit seinen leicht verdaulichen 77 Minuten richtet sich das sehr pink-lilafarbene Leinwand-Abenteuer natürlich vor allem an ganz junge Fans der Prinzessin Emmy Klara von Kandis, die gemeinsam mit ihren Eltern Karl und Karla, ihrem Bruder Moritz sowie 26 (!) Pferden auf einem wunderschönen Schloss lebt. Aber auch für die hätte man sich bei den Animationen und der Erzählung ruhig ein wenig mehr Mühe geben dürfen.

    Emmy und ihr sich doch sehr ähnlich sehenden Pferde.

    Prinzessin Emmy Klara von Kandis hat eine ganz besondere Gabe: Sie kann mit Pferden sprechen. Deshalb reitet sich auch am liebsten den ganzen Tag durch die Gegend, liefert sich rasante Wettrennen und lässt ihre 26 Vierbeiner an ihren Sorgen teilhaben. Diese drehen sich schon seit einiger Zeit vor allem um den bevorstehenden Prinzessinnen-Tag, an dem Emmy gemeinsam mit ihrer Cousine Gizana in die königliche Gesellschaft eingeführt werden soll. Damit dabei nichts schief geht, haben ihre Eltern Karl und Karla (Stimme: Franka Potente) für ihre Tochter sogar ein royales Benimmtraining organisiert. Doch nicht nur ihre zickige Cousine torpediert Emmys Bemühungen, endlich eine richtige Prinzessin zu werden. Als plötzlich auch noch Emmys Gabe, mit Pferden sprechen zu können, auf dem Prüfstand steht, muss sich die junge Prinzessin entscheiden, was ihr wichtiger ist: ihre Krone oder ihre Pferde?

    Am Ende steht eine leicht verständliche, altersgerechte Botschaft. Die Message, für sich selbst und seine Bedürfnisse einzustehen, weiß in ihrem einfachen, aber effektiven Vortrag zu gefallen. Der Weg dorthin fällt aber gerade optisch wenig ansprechend aus: Regisseur Piet de Rycker ist ein echter Vorschul-Zeichentrick-Experte, schließlich hat er bereits „Der kleine Eisbär“ und „Lauras Stern“ verantwortet. Aber sein neuer Film macht auf der Leinewand leider weit weniger her: Mit Ausnahme einiger detailverliebter Hintergründe ist das Design der zwei- und vierbeinigen Figuren übermäßig simpel, auch Gestik und Mimik beschränken sich auf ein Minimum an Variation. Ein weiteres Beispiel: Alle 26 Pferde unterscheiden sich zwar bei der Fellfarbe und dem Design von Mähne und Schweif. Größe, Körperbau und Gesichtszüge sind hingegen nahezu identisch.

    Slapstick geht eben immer

    Die Geschichte selbst besteht aus mehreren kleinen Erzählungen, von denen sich jede für sich auch gut als 20-minütige Episode einer Fernsehserie eignen würde. Da ist zum einen der Plot rund um Emmys Fähigkeit, mit Pferden sprechen zu können. Einer alten Überlieferung nach muss sie nämlich eine schwierige Prüfung bestehen, um ihre Gabe behalten zu dürfen. Gleichzeitig muss sie sich aber auch noch mit ihrer gemeinen Cousine Gizana auseinandersetzen, die Emmy bei jeder Gelegenheit schlecht macht und gegen sie stänkert – wobei übrigens nie so recht rauskommt, warum eigentlich, es gehört sich wohl einfach so, dass sich zwei gleichaltrige Mädchen eben nun mal anzicken. Und dann ist da ja noch der bevorstehende Prinzessinnentag, für den sich die beiden Mädchen einer Art Benimmschule unterziehen müssen.

    Damit macht Drehbuchautor Sergio Casci („The Lodge“) so viele Erzählstränge auf einmal auf, dass er sich ihnen zwangsläufig nur sehr oberflächlich widmen kann, solange er die Zielgruppe nicht überfordern will. Dazu packt er eine Handvoll exzentrischer Sidekicks wie den Benimmtrainer Vincenzo Massimo Cerimonata (hat hörbar Spaß: Uwe Ochsenknecht) sowie jede Menge Slapstick in den Film. So passiert tatsächlich in nahezu jeder Szene etwas, das das junge Publikum bei Laune hält. Nur kommt „Prinzessin Emmy“ über das bloße Bei-der-Stange-Halten leider zu selten hinaus.

    Fazit: Kleine Fans von Prinzessin Emmy und ihren 26 sprechenden Pferden werden wohl auch beim Kinofilm leuchtende Augen bekommen. Für alle anderen gibt es auf dem Markt der Vorschulunterhaltung allerdings sowohl animationstechnisch als auch erzählerisch weitaus gelungenere Alternativen.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top