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Christian Alexander Z.
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4,5
Veröffentlicht am 22. Mai 2020
Haneke lässt mit diesem Film Gnade dem Zuschauer gegenüber walten, wenn man Funny Games gesehen oder besser gesagt durchlitten hat. Happy End ist trotzdem ein bitter zynisches Werk, das den Zuschauer schnell einfängt und mit den Protagonisten leiden lässt. Die eigentlich Handlung ist dabei nur Vehikel für den Blick in die Familie, oder besser auf die Personen, die keine Familie mehr bilden. Sehr lange Szenen mit i.d.R ruhigen Handlungslinien verstärken die dramatische Wirkung kunstvoll. Mit diese nebeneinader liegenden Handlungslinien touchiert Haneke das Genre des Episodenfilms - ohne das es einer ist. Dieses Stilmittel nurtzt er, um die Entfremdung zwischen den Handelnden zu dokumentieren. Von mir eine klare Empfehlung sich diesen hervorragenden Film anzusehen. FSK 12 ist wegen der sexuell bestimmten Chatformulierungen und der Thematisierung Suizitwunsch problematisch.
Zum ersten Mal bin ich wirklich enttäuscht von Michael Haneke. Aber "Happy End" dreht sich einfach endlos im Kreis ohne wirklich zu einem Punkt oder einem Fazit zu kommen. Leider war ich doch schon enttäuscht von dem Film, auch wenn er an sich immer noch solide ist und besser als die meisten Blockbuster.
Starkes Familienporträt, welches die Handlung zurückstellt, um sich die Ängste und Schwächen der Figuren nacheinander vorzunehmen. Allerdings führt Haneke seine Protagonisten nicht vor. Stattdessen nähert er sich ihnen kalt und analytisch, und macht auf diese Weise das Innenleben aller Beteiligten begreiflich. Szenisch ist der Film gewohnt ruhig, und insbesondere nach starken Szenen fällt es auf, wenn einige Einstellungen etwas zu lang ausgehalten werden, aber das nur am Rande. Darüberhinaus ist positiv hervorzuheben, dass Haneke erneut weitgehend auf Schockmomente verzichtet und bei auftretender Gewalt den Schauwert auf eine Minimum reduziert, um nicht vom inhaltlichen Drama abzulenken.
Michael Haneke ist wieder im Kino. „Happy End“ heißt sein aktueller Film. Erzählt wird die Geschichte der gut situierten Familie Laurent.
Üppig gefüllt ist der Plot des 108 Minuten dauernden Werks. Mehrere, kurze Erzählstränge mit vielen Figuren der Familie Laurent werden geboten. Somit eine Charaktervorstellung, Beobachtungskino, vergleichbar mit „Manchester by the Sea“ von Kenneth Lonergan, doch mit erheblich geringerer Intensität in der Darstellung von Emotionalität. Haneke bleibt einfach sachlicher. Das Geniale an dieser Arbeitsweise ist, dass die doch erheblichen Familienprobleme und die daraus resultierenden Geschehnisse wie in den Alltag eingebuttert wirken. Das sorgt nicht für sensationelle Kinounterhaltung und ist nicht so sehr spannend, dennoch oder gerade wegen der Objektivität ist es äußerst interessant, dieser Familie zuzuschauen. Als funktionierendes Familienoberhaupt muss Anne (Isabelle Huppert) in Calais alles managen, denn ihr suizidgefährdeter, geistig oft abwesender 85-jähriger Vater Georges (Jean-Louis Trintignant) kann das nicht mehr. Sohn Pierre (Franz Rogowski) rennt vor seinem Leben weg und Bruder Thomas (Mathieu Kassovitz) leistet sich als Mediziner eine Ex-Frau, eine Ehefrau (Laura Verlinden) mit Säugling und eine musikalische Geliebte (Loubna Abidar), inklusive psychischer Beschädigung der 13-jährigen Tochter (hervorragend: Fanitine Harduin).
Haneke kommt - wie so oft - ohne musikalische Untermalung aus. Die Kamera bleibt überwiegend entfernt und zeigt inkonsequent aus der Nähe die starke Mimik des Jean-Louis Trintignant. Ein bisschen mehr davon hätte anderen Figuren gutgetan. Nichtsdestotrotz entblättert Haneke seine Charaktere gnadenlos in mehr oder weniger obskuren Situationen. Die Laurents quälen sich weniger gegenseitig, weil alles irgendwie geregelt wird, das kopfschüttelnde Publikum ist das Opfer. Offensichtlich macht genau das dem österreichischen Regisseur Spaß. Er ist nicht das erste Mal weit weg von einem Happy End.
Es zeugt schon von sehr sarkastischem Humor, einen Film über Todessehnsucht und verschiedene Arten, sich das Leben zu nehmen, ausgerechnet „Happy End“ zu nennen. Symptomatisch ist schon die erste Szene: Die kleine Eve mischt ihrem Hamster die Reste der Überdosis an Tabletten, mit der ihre Mutter Suizid begangen hat, ins Futter. Als er sich am Käfiggitter festkrallt und reglos erstarrt, wischt sie den Kadaver mit dem Besen weg und kommentiert lakonisch: „Scheint zu wirken“.
Über weite Strecken lässt „Happy End“ die Eleganz vermissen, die viele seine früheren Filme, vor allem sein Meisterwerk „Funny Games“, auszeichnete und ihn zum Stammgast beim Festival in Cannes werden ließ.
Deshalb ist es eine sehr gut vertretbare Entscheidung, dass die Festival-Jury Haneke, der an der Croisette schon 2x die Goldene Palme gewann und vor dem Festival als einer der Favoriten gehandelt wurde, diesmal leer ausgehen ließ.
Die ersten Minuten habe ich echt gelitten. Was für ein sch... Anfang. Kamerabild - Grauenhaft! Synchro - zum gruseln! Dann aber versuchte man sich in den nächsten 2 Stunden zu fragen, wieso man überhaupt im Kino sitzt. Ich habe auch noch nie soviele Besucher vorzeitig das Kino verlassen gesehen. Ähnlich viele Abbrecher gab es in meinem langen Kinoleben nur bei Bushido's Film. Der Grund ist einfach gesagt: Es passiert einfach nichts. Die Figuren wirken durchweg unsympathisch. Es gibt keine Höhen und keine Tiefen. Dass jemand sich umbringen will, nimmt man zur Kenntnis, es ist einen allerdings relativ egal. Ich verstehe auch den französischen Wortwitz einfach nicht. Es gab Besucher im Kino, die haben leise bei einzelnen Szenen gelacht, welche ich nicht im Entferntesten lustig fand. Das einzige Gute am Film ist eigentlich nur, dass man glaubt, dass es doch noch schlechtere Filme gibt (was aber auch nicht wirklich ein Trost ist).