Geht es um alpenländische Sagenhelden, fällt einem wohl als erstes Wilhelm Tell ein. Schon allein deshalb, weil Friedrich Schiller die Geschichte des Schweizer Armbrustschützen, der seinem Sohn einen Apfel vom Kopf schießen musste, zu einem Drama verdichtete, das schon für Generationen von Schülern zur Pflichtlektüre gehörte. Vom Zwergenkönig Laurin dürften dagegen außerhalb Südtirols bislang nur wenige gehört haben: Gemäß einer volkstümlichen Überlieferung war er der Herrscher des Rosengartens, einer nahe Bozen gelegenen Bergformation in den Dolomiten. Nun erlebt der kleine König sein Leinwanddebüt. Doch ob ihm das zu einem größeren Popularitätsschub verhilft, sei dahingestellt. Dafür sieht man Matthias Langs Märchenfilm vielleicht ein wenig zu deutlich an, dass die Produktion mit einem sehr schmalen Budget auskommen musste. Aber dass er mit viel Liebe gemacht wurde, das sieht man „König Laurin“ noch viel deutlicher an.
Königssohn Theo (Florian Burgkart) ist zum Kummer seines Vaters Dietrich (Rufus Beck) etwas klein geraten und passt in keine Rüstung - da hilft auch keine Streckbank. Als der oft gehänselte Junge bei einem seiner einsamen Streifzüge in der Gegend in einen Abgrund zu stürzen droht, wird er gerade noch von Zwergenkönig Laurin (Volker Zack) gerettet, dessen Volk einst von Dietrich aus dessen Alpenreich verbannt wurde. Nachdem sich die beiden angefreundet haben, gibt Laurin Theo seine Rüstung. Doch die allein ist dem Königssohn zu unsicher. Für ein Ritterturnier, bei dem es auch um die holde Maid Similde (Katharina Stark) geht, stibitzt er seinem Retter dessen magischen Kraftgürtel. Im Finale steht Theo seinem fiesen Cousin Wittich (Patrick Mölleken) gegenüber…
Regisseur und Autor Matthias Lang, der selbst in Südtirol aufgewachsen ist, hat sich nicht besonders eng an die Vorlage gehalten. Die Sage diente ihm lediglich als Inspirationsquelle. Zudem mischte er den Dialogen seines im Mittelalter-Look gehaltenen Kinodebüts auch noch augenzwinkernd ein paar nette historische Anspielungen unter – etwa auf die alten Römer und Leonardo da Vinci. Nebenbei wird auch noch die Frage geklärt, woher das Alpenglühen rührt. Vor allem aber bricht „König Laurin“ eine Lanze für die Kleinen und Schmächtigen, die eben mit Köpfchen mehr erreichen können als mit Körpergröße und Muskelkraft: eine sympathische Botschaft fürs kindliche Zielpublikum.
Eine gewisse Einfachheit steht Märchen durchaus gut zu Gesicht, doch wenn das Produktionsdesign wie in „König Laurin“ budgetbedingt hie und da doch sehr kulissenhaft wirkt, dann lenkt das zuweilen eher von der Geschichte ab. Kein Wunder, dass sich mitunter das Gefühl einstellt, man sei hier Zuschauer einer Freilichtbühnen-Aufführung statt eines Leinwandwerks. Auch die Inszenierung wirkt nicht immer ganz rund und das Spiel einiger Darsteller ist etwas steif. Doch trotz aller Holprigkeiten bleibt der bescheidene „König Laurin“ vor allem ein liebenswerter und kinderfreundlicher Ausflug in die Südtiroler Sagenwelt.
Fazit: Sympathischer, wenn auch etwas unrunder Märchenfilm.