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    Schau mich nicht so an
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Schau mich nicht so an
    Von Ulf Lepelmeier

    Das barsche „Schau mich nicht so an“ des Titels bringt den direkten, ungestümen Charakter des Dramas von Regisseurin Uisenma Borchu genauso auf den Punkt wie das herausfordernde Wesen seiner Protagonistin. Die gebürtige Mongolin, die seit ihrem fünften Lebensjahr in Deutschland lebt, ist bei ihrem preisgekrönten Abschlussfilm an der HFF München nicht nur für Drehbuch, Schnitt und Regie verantwortlich, sondern schlüpft auch gleich selbst in die Rolle der schwer durchschaubaren Hauptfigur. Sie setzt in ihrem sperrigen Erstlingswerk vornehmlich auf improvisierte Dialoge und erzählt dabei auf beklemmende, manchmal bitter-humorvolle Weise von Abhängigkeiten und emotionaler Manipulierbarkeit.

    Die dunkelhaarige Schönheit Hedi (Uisenma Borchu) freundet sich mit dem süßen Nachbarsmädchen Sofia (Anne-Marie Weisz) und dessen alleinerziehender Mutter Iva (Catrina Stemmer) an. Die selbstbewusst-herausfordernde Art der geheimnisvollen Mongolin beeindruckt Iva und schon bald wird Hedi ein Teil der kleinen Familie. Wie bestimmend die ihr eigentlich völlig unbekannte Partnerin auftritt, wird der unsicheren Iva dabei zunächst gar nicht bewusst. Als sich Ivas Vater Sepp (Josef Bierbichler) ankündigt, zu dem die Tochter ein äußerst schwieriges Verhältnis hegt, beginnt Hedi ein manipulatives Spiel mit ihrer Freundin ...

    Die regieführende Schauspieldebütantin Borchu glänzt als Femme fatale, der alle Menschen zu verfallen scheinen. Sie versieht Hedi sehr wirkungsvoll mit Stärke und Stolz, sodass verständlicher wird, wie leicht es der mal liebevoll, mal dominant auftretenden Mongolin fällt, die Kontrolle über das Leben der alleinerziehenden Iva zu übernehmen. Im Schlussteil setzt dann auch noch Josef Bierbichler („Der Knochenmann“, „Winterreise“) mit seiner eigenwillig-kantigen Art einen kräftigen schauspielerischen Akzent. Einzig die eingestreuten Szenen in der Mongolei, mit der Borchu dem Film eine irritierende mythologisch-schamanische Ebene hinzufügt, wirken wie Fremdkörper und laufen ins Leere.

    Fazit: Mit ihrem Debütfilm „Schau mich nicht so an“ gibt Uisenma Borchu nicht nur einen  überzeugenden Einstand als Regisseurin, sondern glänzt insbesondere auch als Schauspielerin.

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