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    Tatort: Klingelingeling
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Tatort: Klingelingeling
    Von Lars-Christian Daniels

    Für den wegen der zu erwartenden Top-Quoten heiß umkämpften traditionellen „Tatort“-Sendeplatz am 2. Weihnachtstag, lässt sich die ARD längst nicht immer eine feiertagsspezifische Besonderheit einfallen: Zuletzt lief 2015 der mittelprächtige Kölner „Tatort: Benutzt“, in dem das Fest der Liebe überhaupt nicht thematisiert wurde. Und auch als die Hauptkommissare Kira Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen) 2013 im „Tatort: Die fette Hoppe“ ihr mit Spannung erwartetes Debüt in Weimar gaben, spielte Weihnachten keine Rolle. Ganz anders war es allerdings 2014: Im durchwachsenen Saarbrücker „Tatort: Weihnachtsgeld“ hat man die biblische Weihnachtsgeschichte mit einem Mordfall verknüpft, und auch 2016 wird es in der Krimireihe wieder adventlich. Im Münchner „Tatort: Klingelingeling“, dessen doppeldeutiger Titel auf die Ermittlungsarbeit im Bettlermilieu anspielt, verschlägt es die Kommissare unter anderem auf den Weihnachtsmarkt der bayerischen Landeshauptstadt. Auch sonst versprüht der „Tatort“ von Markus Imboden, der sich in der Gunst des TV-Publikums unter anderem gegen den ZDF-Quotenhit „Das Traumschiff“ behaupten muss, jede Menge Weihnachtsfeeling, überzeugt als Krimi aber nur bedingt.

    Die Münchner Hauptkommissare Ivo Bativ (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) feiern mit ihren Kollegen gerade in der Kantine die alljährliche Weihnachtsfeier, als sie zum Fundort einer Leiche gerufen werden: In einer Kirche am Alten Südfriedhof wurde ein totes Neugeborenes vor dem Altar abgelegt. Gerichtsmediziner Dr. Matthias Steinbrecher (Robert Joseph Bartl) stellt den Tod durch Ersticken fest. Aber wer ist die Mutter und warum wurde das Baby getötet? Batic und Leitmayr, die bei ihren Recherchen von Assistent Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer) unterstützt werden, finden heraus, dass die junge Rumänin Tida Dablika (Mathilde Bundschuh) am selben Tag entbunden hat. Nun ist sie verschwunden. Kurz darauf tauchte ihre Schwester Anuscha (Cosmina Stratan) mit dem Neugeborenen in einer Arztpraxis auf und flüchtete, als der Arzt die Polizei rufen wollte. Hat sie das Baby getötet? Die Kommissare finden heraus, dass die rumänischen Frauen zu einer organisierten Bande gehören, die unter Führung des skrupellosen Radu Stelica (Florin Piersic jr.) und des Busfahrers Klaus Bernauer (Florian Karlheim) in der Stadt auf Betteltour gehen...

    Ein lautstarkes „Stille Nacht, heilige Nacht“ aus den Kehlen des Münchner Polizeichors, feierliches Wichteln im Kollegenkreis und nicht zuletzt die Planungen des traditionellen Gansessens am Heiligabend: Der 1005. „Tatort“ steht ganz im Zeichen des Fests der Liebe und sorgt von der ersten Minute an für Adventsatmosphäre. Drehbuchautorin Dinah Marte Golch („Tatort: Nie wieder frei sein“), die schon zum vierten Mal ein Skript für einen Krimi aus der Isarstadt beisteuert, bettet die kriminalistischen Ermittlungen gekonnt in den stimmungsvollen Vorweihnachtstrubel ein und nutzt die Gelegenheit für ein paar gelungene Gags, die vor allem in der ersten Filmhälfte zahlreiche Lacher hervorkitzeln. Während es Leitmayr vor dem gemeinsamen Feiern mit seiner nervtötenden Mutter graut und der Kommissar sein enttäuschendes Wichtelgeschenk aus dem Vorjahr heimlich an den begeisterten Kalli weiterverwichtelt, trudeln beim alleinstehenden Batic fast im Zehn-Minuten-Takt die Absagen für eine gemeinsame Feier am 24. Dezember ein. Schon früh ist abzusehen, mit wem die altgedienten Kommissare, die bereits seit 1991 gemeinsam auf Täterfang gehen, den Heiligabend verbringen werden…

    Kontrastiert werden diese heiteren Töne mit den tristen Bildern aus dem knallharten Bettlerbandenmilieu: Während sich die rumänische Bande in einer leerstehenden Fabrikhalle am Stadtrand einquartiert und von dort aus ihre organisierten Touren in die Münchner Innenstadt startet, lässt sich Leitmayr von zwei Obdachlosen zum Kaffeetrinken auf dem Friedhof überreden und wird dabei unfrewillig selbst zum Bettler, dem Passanten ihr Kleingeld in den Plastikbecher schmeißen. Nicht nur weil die Spendenbereitschaft der Deutschen in der Weihnachtszeit bekanntlich am höchsten ist, ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild – wirklich viel Neues haben die Filmemacher über die von Angst, Gewalt und Abhängigkeit geprägten Milieustrukturen aber nicht zu erzählen. Die Ohnmacht der Polizeiapparats gegenüber der organisierten Kriminalität wurde in den vergangenen Jahren in der Krimireihe schon mitreißender illustriert, und auch die Grenzen zwischen Gut und Böse sind hier sehr deutlich gezogen. Allein die beiden rumänischen Schwestern geraten nach dem Tod des Neugeborenen zwischen die Fronten und bilden als vielschichtige Figuren das Herzstück der Geschichte, die zu großen Teilen auf den kalten Straßen Münchens spielt.

    Die beiden Schlüsselrollen sind mit der deutschen Jungschauspielerin Mathilde Bundschuh („Tage, die bleiben“) und der Rumänin Cosmina Stratan („Jenseits der Hügel“), die 2012 beim Filmfestival in Cannes mit dem Darstellerpreis und bei der Berlinale 2014 als „Shooting Star“ ausgezeichnet wurde, stark besetzt, und auch der Bösewicht überzeugt: Florin Piersic Jr. („End Of A Gun“), der neben der Schauspielerei auch als Regisseur und Drehbuchautor tätig ist, mimt den ebenso aalglatten wie skrupellosen Chef des Bettlerclans – der allerdings immer genau das tut, was man von ihm erwarten würde. Gemessen am vorigen Münchner „Tatort: Die Wahrheit“, der im Oktober 2016 mit einem ungewohnten Cliffhanger für Gesprächsstoff sorgte und 2017 fortgesetzt wird, ist der „Tatort: Klingelingeling“ daher eine Enttäuschung: Als Whodunit zum Miträtseln funktioniert der Film nur bedingt, Spannungsmomente sind ebenso rar gesät wie Überraschungen und die letzten Krimiminuten driften in den Kitsch ab, wenn auf Kommando die ersten Schneeflocken vom Himmel fallen. Immerhin: Batic und Leitmayr finden für ihre Heiligabendprobleme eine gute Lösung – und das ist in einem Weihnachtskrimi ja vielleicht sogar die Hauptsache.

    Fazit: Markus Imbodens „Tatort: Klingelingeling“ ist ein unterhaltsamer, aber selten spannender Weihnachtskrimi.

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