Wäre das ein Roman, ich würde sagen: Hier hat man eine Geschichte zu Tode gekürzt.
Der Film beginnt mit erklärenden Worten zur Vorgeschichte, so alt gäbe es einen ersten Teil, den man leider verpasst hat und nun wird man eben schnell mit den fehlenden Hintergrundinfos gefüttert.
Und leider genauso lieblos.
Waisenjunge, wächst bei Cousin auf, eine Frau kommt ihm nicht ins Haus (Auwaia. Ein echter Frauenfeind), dafür hat er Hunde. Soweit so gut. Junge geht fort in die Schule, kommt als Erwachsener zurück, Cousin/Ziehvater ist krank, zieht weg in den Süden. Alles Momentaufnahmen hinter der Kulisse.
Wir sind jetzt im Bilde, fragen uns aber langsam, wann wir mal mit dem eigentlichen Film beginnen dürfen.
Ah - endlich. Es geht los.
Schlag auf Schlag wird man jetzt mit Infos und Nebenfiguren konfrontiert - nein eher erschlagen - die ins Feld geworfen werden, ohne dass sie dem Zuschauer nahegebracht werden. Namen fallen, die einem nichts sagen. Das Ganze wird langsam frustrierend anzusehen.
Der junge Mann erhält alarmierende Briefe von seinem Cousin, dass seine FRAU - Moment mal: Er hat jetzt eine FRAU?? - versucht, ihn umzubringen. Also schnell ab in den Süden, hin zu dem Anwesen. Cousin ist tot, litt wohl unter Gehirntumor, Paranoia und Gewaltattacken, ging auch seine Frau massiv an. Dem ersten Anschein nach war er mehr Täter als Opfer. Die Frau ist bereits auf dem Weg nach England, ist aber nun natürlich die Böse.
Kurze Pause an der Stelle:
Meine Kritik:
Hier hat nichts wirklich Zeit, sich aufzubauen. Stattdessen werden einem Infos im Schnelldurchlauf vor die Füße geworfen wie kalter Gefängnisfraß, geknüpft an die völlig unmögliche Erwartungshaltung, die Folgen all dessen auch emotional zu erfassen. Dafür hätten die Ereignisse weit mehr Raum gebraucht und es reicht nicht, Sachverhalte einfach mal kurz zu erwähnen und dann abzuhaken.
So erreicht mich das Feindbild, dass der Hauptdarsteller nun gegenüber der Frau hat, überhaupt nicht. Dazu kommt: Er verkörpert seine Emotionen auch als Schauspieler nicht ausreichend.
Dass er in den kommenden Minuten gehässige, völlig deplatzierte Absichten äußert, wie etwa, sich wie ein miserabler Gastgeber aufzuspielen, der seine neue Cousine warten und hungern lassen will, kann das auch nicht kurieren - im Gegenteil: Sein Verhalten degradiert ihn nun zusätzlich zu einem Vollidioten und ich entwickle eine starke Antipathie gegen ihn.
Nun folgt natürlich das Zusammentreffen zwischen den beiden Feindparteien - wie sollte es anders sein - ohne zuvor den entsprechenden Raum zu lassen für Spannungsaufbau. Lediglich sein Plan, sie hungrig sitzen zu lassen, geht nicht auf. Sie ist in ihrem Zimmer und erwartet seine Aufwartung, die er ihr kurz darauf macht.
Nicht anders zu erwarten, aber dennoch erschreckend unspektakulär läuft dann auch der "Zusammenprall" ab, der keiner ist. Von der Logik her müsste er ihr jetzt mit aller Feindseligkeit begegnen und das Ganze sollte ganz im Stil von Jane Austens Stolz und Vorurteil regelmäßig eskalieren.
Aber das tut es nicht.
All die Feindschaft, die man die Minuten zuvor ja äh.... von so langer Hand vorbereitet hat... oder eben auch nicht... kommt gar nicht zu tragen und man ist sofort ein Herz und eine Seele. Mir ist das einerlei. Ich kaufe ihm weder die Feindschaft noch die plötzliche Zuneigung ab.
Was für eine Wendung. Und was für ein Betrug am Zuschauer.
Danach reitet man ein wenig gemeinsam an den herrlichen Klippen Cornwalls lang.
Ich gestehe, ich habe hier abgeschaltet. Daher endet dann auch meine Bewertung an dieser Stelle.
Fazit:
Schade. Ein Werk im Stil von Jane Austen, das sicherlich Potential gehabt hätte, welches man aber leider völlig verschenkt hat.
Zu wenig Konflikt, zu wenig Platz für Spannung und Handlungsaufbau.