François Ozon präsentiert mit „Frantz“ seinen neuen Film als französisch-deutsche Koproduktion.
Quedlinburg, kurz nach dem 1. Weltkrieg: Dr. Hoffmeister (Ernst Stötzner) und seine Frau Magda (Marie Gruber) trauern schwer um ihren in Frankreich gefallenen einzigen Sohn Frantz (Anton von Lucke) und geben dessen Verlobten Anna (Paula Beer) ein Zuhause. Eines Tages legt der Franzose Adrien (Pierre Niney) Blumen auf das Grab von Frantz. Anna zeigt Sympathie für den Fremden, zunächst zum Missfallen des feindlich gesinnten Dr. Hoffmeister. Doch sehr bald verfliegt der Ärger, denn Adrien entpuppt sich als musikalisch feingeistiger Freund von Frantz und kann von gemeinsamen Erlebnissen berichten.
François Ozon ist einer der Regisseure, die heute das französische Kino prägen. Mit interessanten Einfällen wartet er auf und erzählt mit Geschick die Inhalte („8 Frauen“, „Das Haus der anderen“). So auch in „Frantz“. Emotion pur liefert dieser besondere Filmemacher: der Franzosenhass der Eltern vieler gefallener Söhne, die Beruhigung des schlechten Gewissens und Lügengebilde. Das Hauptthema, welches den ganzen Film durchzieht, ist aber der problembehaftete Weg zum Neubeginn eines Lebensabschnitts.
Die Erzählweise ist hervorragend mit der Mimik der Figuren komponiert. Den brillierenden Akteuren, vorneweg Pierre Niney und Paula Beer, sind nach narrativen Anstößen die Empfindungen und Gedanken stets vom Gesicht abzulesen, eingefangen in intensiven Nahaufnahmen. Das wirkt wie aus einem Guss und spricht für die Qualität des Drehbuchs. Dazu klingt die Musik von Ozons Stammkomponisten Philippe Rombi zurückhaltend schön.
Grafisch tischt der französische Regisseur eine kleine Besonderheit auf: Szenen, die Reales widerspiegeln sollen, werden in schwarz-weiß gezeigt, Illusorisches bekommt Farbe. Und trotzdem schafft es Ozon, den Zuschauer rätseln zu lassen, um dann mit einem Donnerschlag schon recht bald das Geheimnis zu lüften. Das nun wissende Publikum muss dann mit ansehen, wie mit einer Lüge umgegangen wird.
Im hinteren Teil ist dann einiges recht dick aufgetragen. Die Handlung kommt gepresster, viele und noch mehr Tränen rinnen die Wangen herunter. Spät eingeführte Personen geben sich oberflächlich.
Eine Art mögliches Happy End bietet Ozon an.
„Frantz“ ist ein mitreißender Film, der leidenschaftliches französisches Kino darbietet.